Bekannt wurde Esther Haase mit Modefotografien. Eine Ausstellung in der Galerie Abtart zeigt Porträts und Reportagefotos, die eine unverwechselbare Handschrift aufweisen.

Möhringen - Das gestylte Model führt einen Löwen an der Leine, die Kollegin in Rosa einen Flamingo am Geschenkband. Ein Tänzer scheint über den Dächern von Hamburg zu schweben, eine Gruppe von Reitern füllt eine ganze Wand aus. In der Galerie Abtart sind von heute an Arbeiten der Hamburger Fotografin Esther Haase zu sehen. Unter der Überschrift „Esther’s World“ hat die Künstlerin gemeinsam mit Kurator Sebastian Lux von der F.C. Gundlach-Stiftung mehr als 100 Lieblingsstücke ausgewählt, schwarz-weiße wie auch sehr farbenprächtige.

 

Eiskunstläuferin und Tänzerin

Eigentlich wollte die 1966 in Bremen geborene Esther Haase Eiskunstläuferin und Tänzerin werden. Der Vater, ein Professor für Fotografie, nahm sie als Model auf eine Reise nach Monte Carlo mit, wo sie nicht nur ihrem großen Vorbild Helmut Newton begegnete, sondern auch die Kamera als Ausdrucksmittel entdeckte.

Ein Zitat, das sie dem Ausstellungstitel beigefügt hat, verweist auf die Symbiose ihrer beider Berufe. „Mein Leben“, so hat es Esther Haase zusammengefasst, „ist ein Tanz mit der Kamera durch die Welt“. Die Ausstellung in der Galerie Abtart geht unter anderem auf den im vergangenen Jahr veröffentlichten gleichnamigen Bildband zurück. Kurator Sebastian Lux hat Arbeiten aus zwei Jahrzehnten zu Werkgruppen zusammengefasst. Dabei ist er nicht chronologisch vorgegangen, denn eine Retrospektive sollte es nicht werden. So stehen ältere Bilder gleichberechtigt neben neuen wie denen aus der Mongolei.

F.C. Gundlach, Iris Berben und Vivienne Westwood

Im Obergeschoss gibt eine Wand Aufschluss über den Lebensweg der Fotografin. Hier ist sie umgeben von Menschen, die sie geprägt haben. Darunter ist der Modefotograf und Galerist F.C. Gundlach, den sie vor einer seiner Fotografien mit einem Model abgelichtet hat. Die Schauspielerin Iris Berben ist dabei, mit Zigarette und einem Fisch in den Händen kaum zu erkennen. Oder die Modeschöpferin Vivienne Westwood, weniger schrill als gewöhnlich, in einem Museum vor alten Meistern. Esther Haase inszeniert ihre Arbeiten wie auf der Bühne oder in einem Film.

Bilder, die Geschichten erzählen

Hinter jedem Bild steckt eine Geschichte, auf eine ganz eigene Weise erzählt. Die Arbeiten sind nicht gerahmt und nicht hinter Glas verbannt. Das macht vieles klarer, die Distanz zum Betrachter ist geringer. Dies gilt auch für das charakteristische Mittel der Unschärfe, das Haase bereits Ende der 90er-Jahren eingesetzt hat. Eine Modeerscheinung? Im Gegenteil, findet die Künstlerin. „Durch die Digitalisierung ist alles so ultrascharf geworden“, bedauert sie, die ihre Bilder leichtfüßig wie eine Tänzerin gestaltet. Im Mittelpunkt stehen Menschen, meist in Bewegung. Der Hintergrund gerät dabei mit Absicht in eine Schräglage.

Interessant ist auch ihr Blick auf Frauen. Neben den eleganten Models hat sie Brustkrebspatientinnen abgelichtet und erotische Aufnahmen mit fülligeren Frauen gemacht. „Beim Aktzeichnen gilt Volumen als attraktiv. Warum sollte das in der Fotografie anders sein?“, hat sich Esther Haase gefragt.

Die Ausstellung „Esther’s World. Fotografien von Esther Haas“ in der Galerie Abtart an der Rembrandtstraße wird heute, 7. Oktober, um 19.30 Uhr eröffnet. Die Arbeiten sind bis zum 26. Oktober dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr zu sehen.