Die Galerie Abtart zeigt Objekte von Dorothee Pfeifer und farbstarke Pastelle von Diana Rattray. Die Vernissage beginnt am Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr, die Ausstellung ist bis zum 15. April zu sehen.

Möhringen - Die zwei Künstlerinnen sind sich zuvor noch nie begegnet, doch ihre Kunstwerke ergänzen einander in perfekter Harmonie. Dorothee Pfeifer verwandelt Material aus dem Baumarkt in faszinierende Objekte, Diana Rattray macht aus alten Familienfotos farbstarke Pastelle. Beiden ist gemeinsam, dass ihre Kunst von der Ferne eine gänzlich andere Wirkung entfaltet als von Nahem. Unter dem Titel „zeitlos“ sind die Arbeiten der beiden von Freitag, 26. Februar, an in der Galerie Abtart zu sehen.

 

Die Galeristin Karin Abt-Straubinger lernte Dorothee Pfeifer im vergangenen Jahr bei der Regionale in Donaueschingen kennen, wo die gelernte Keramikerin aus Trossingen für ihre Objekte „Cloud“ und „Gewächs“ ausgezeichnet wurde. Ersteres besteht aus kunstvoll zusammengesetzten Haushaltsverschlüssen aus Plastik, die den Eindruck von schwebenden Wolken, vielleicht auch von einem hellen Fischschwarm, machen. Das gelbe „Gewächs“ daneben ist aus den Verschlüssen von Müllsäcken gefertigt.

Betrachter vergessen die Frage nach dem Material

Bei allen Arbeiten Pfeifers vergisst man als Betrachter schnell die Frage nach dem Material. Bestes Beispiel dafür ist eine dunkle Holzplatte, in die Löcher gebohrt sind, darüber in Schreibschrift aus Draht das Wort „ach“. Aus der Entfernung wirkt das plastische Gebilde wie ein Gemälde, wie poetischer Pointillismus. Das Wandobjekt „Ornament“ ist aus Kleiderbügeln zusammengesetzt: dunkle Blumen vor einer weißen Wand, die ihre ganz spezielle Schönheit zeigen. Oft arbeitet Dorothee Pfeifer auch mit Karton: ihre dunklen und keineswegs bunten „Bodenblüten“ strahlen dennoch die Farbigkeit einer exotischen Frucht aus. Die „Raumtänzer“ wirken schwer und sind doch luftig leicht. Im Fenster des Erdgeschosses hängt ein filigraner „Blütenteppich“: weiße Blüten aus Plastik, die zu schweben scheinen.

Alte Familienfotos dienen als Vorlage für Pastellbilder

Der im englischen Windsor geborenen Diana Rattray dienen dagegen alte Familienfotos als Vorlage für ihre Arbeiten. Es sind sehr private Abbilder von ihr vertrauten Menschen, denen sie mit Pastellkreide eine besondere Farbigkeit verleiht. So erzählt „Three girls in a boat“ von einem unbeschwerten Sommervergnügen. Es gibt fröhliche Kinder, die in einem Swimmingpool baden oder eine Sandburg bauen. Neben einem dieser Bilder steht in einer Schreibschrift aus Draht das Wort „erinnern“ an der Wand, als hätte die Objektkünstlerin Pfeifer die Zusammenarbeit mit der Malerin vorausgeahnt.

Die Fotos aus den 50er- und 60er-Jahren waren schwarz-weiß. Durch Rattrays Pastellkreide bekommen die Bilder zum Teil etwas Künstliches, so wie bei dem herausgeputzten Mädchen, das seinem Hund befiehlt zu sitzen: „Sit“. Rattray aber will keine Geschichten erzählen, es geht ihr um den Moment, die Situation. So stehen ein Vater und sein Sohn am Rand eines Gewässers. Es könnte sich um eine unbeschwerte Reise handeln, doch die Figuren stehen mit dem Rücken zueinander, und der Titel „Before the storm“ lässt ahnen, dass sich die Pubertät mit ihren Auseinandersetzungen ankündigt. Der junge Mann im Dufflecoat mit einer Zeitung in der Hand (Titel: „The Observer“) hat dagegen die Aufmerksamkeit von Passanten auf sich gelenkt.

Die Arbeiten sind einen genauen Blick wert

Weder Dorothee Pfeifer noch Diana Rattray nehmen für sich in Anspruch, das Rad neu erfunden zu haben. Gerade mit ihrer zurückhaltenden und niemals auftrumpfenden Sichtweise aber haben sie Arbeiten nach Möhringen gebracht, die einen genauen Blick wert sind.