Der deutsche „Game of Thrones“-Neuzugang Marc Rissmann verrät, was die Fantasyserie von „Soko Stuttgart“ unterscheidet, und warum seine Oma immer erschrickt, wenn sie ihn im Fernsehen sieht. Seit 14. April wird die finale „Game of Thrones“-Staffel ausgestrahlt.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Stuttgart - In der Rolle des Harry Strickland darf Marc Rissmann in der ersten Episode der finalen „Game of Thrones“-Staffel Cersei Lannister gleich die Laune verderben. Als der Anführer der Goldenen Kompanie muss er ihr nämlich gestehen, dass er ohne Elefanten gekommen ist – weil die die Schiffsüberfahrt nach King’s Landing nicht so gut vertragen hätten. Ob er der Königin noch weitere schlechte Nachrichten bringen wird, bleibt abzuwarten. Der deutsche Neuzugang bei der Fantasyserie durfte und wollte vorab im Interview jedenfalls nichts verraten.

 

Herr Rissmann, Glückwunsch: Sie spielen in der achten „Game of Thrones“-Staffel mit. Oder sollte ich Ihnen mein Beileid aussprechen. Ihre Figur wird das Finale der Fantasyserie nicht überleben, oder?

Kein Kommentar. (lacht)

Wahrscheinlich haben Sie Verträge unterschrieben, die Ihnen verbieten mir zu verraten, was mit Harry Strickland – dem Mann, den Sie spielen – passiert.

Ja, die Sicherheitsbestimmungen sind natürlich superhoch bei so einer Serie. Inhaltlich darf ich nichts verraten.

Immerhin gibt es Strickland auch in George R. R. Martins Büchern. Dort ist er Anführer der Goldenen Kompanie, aber ein dickliches, fast glatzköpfiges Männlein mit sanften grünen Augen. Eine Beschreibung, die so gar nicht auf Sie passt.

Trotzdem: Wer die Bücher kennt oder all die „Game of Thrones“-Fanseiten durchstöbert hat, bekommt schon eine Ahnung davon, welche Funktion ich als Harry Strickland in der Serie haben werde. Und es lohnt sich auch noch mal das Finale der siebten Staffel anzuschauen, da kann man sich mit etwas Fantasie zusammenreimen, was kommen wird. Mehr kann ich wirklich nicht sagen.

Etwas Besseres als eine Rolle in „Game of Thrones“ kann einem als Schauspieler wahrscheinlich kaum passieren.

Ja, ich bin total happy. Ich habe gerade eine wahnsinnige Glückssträhne mit meinen Jobs. Nach „Game of Thrones“ stand ich bereits für die nächste internationale Serie vor der Kamera. Ich spiele in der vierten Staffel von „The Man in the high Castle“ mit.

Ist das wirklich nur Glück?

Es könnte auch damit zu tun haben, dass ich den richtigen Bartwuchs für solche Rollen habe. Ich habe ja auch in „Into the Badlands“ und „The last Kingdom“ mitspielt. Irgendwie scheine ich als Typ ganz gut in solche Fantasywelten zu passen.

Sie werden gerne für martialische Rollen ausgewählt.

Es ist schon komisch, dass ich immer wieder Psychopathen spielen darf. Ich denke eigentlich, dass ich ein ganz liebenswerter Mensch bin. Doch immer, wenn meine Oma mich im Fernsehen sieht, erschreckt sie und sagt: Jetzt ist der Marc schon wieder ein Bösewicht! Tatsächlich mag ich aber diese Art von Figuren. Ich finde es spannend, mich in diese gebrochenen Figuren hineinzudenken, um zu verstehen, wo sie herkommen. Schließlich denkt niemand von sich selbst, dass er böse ist.

„Game of Thrones“ ist voller solcher zwiespältiger Figuren.

Es ist toll, dass alle Figuren hier ihre Brüche haben. Keiner ist wirklich nur gut oder böse. Jeder hat seinen eigenen Schmerz. Außerdem ist beeindruckend, wie die Serie mit unseren Sehgewohnheiten bricht: Da guckst du die erste Staffel, und dann wird am Ende einfach Ned Stark geköpft. Oder später die „Red Wedding“, als gleich mehrere Hauptfiguren massakriert werden. Das kann einem ganz schön unter die Haut gehen. Ich glaube, das macht einen Großteil der Faszination von „Game of Thrones“ aus: Dass man nie weiß, was passiert, dass man sich nie sicher sein kann, wer überlebt und wer nicht. Und dann diese langen Handlungsbögen, an die sich die Serie heranwagt. Zum Beispiel die Geschichte, wie Hodor zu seinen Namen kam. Die wurde ja erst nach fünf oder sechs Staffeln aufgelöst.

Das klingt so, als ob Sie schon bei „Game of Thrones“ mitgefiebert haben, bevor Sie den Part bekommen haben.

Ja, ich habe die Serie von Anfang an regelmäßig geschaut.

Und wie sind Sie an die Rolle gekommen?

Mich hat eine belgische Freundin über Facebook kontaktiert. Die hatte mitbekommen, dass die Produktion einen Schauspieler für eine Figur suchen, die für mich ganz gut passen könnte. Ich habe das an meinen Agenten weitergeschickt und ihn gebeten, mir ein Casting zu besorgen. Eine Woche später kam eine Mail, die ich fast übersehen hätte. Ich hatte nur ein paar Stunden Zeit, ein Video zu machen und es ihnen zu schicken. Als ich am nächsten Tag in einem völlig leeren Café saß und sich eine Frau trotzdem direkt zu mir an den Tisch setzte und in einem „Game of Thrones“-Kochbuch las, dachte ich: Das ist ein Zeichen! Und tatsächlich kam ungefähr zwei Wochen später eine E-Mail mit der Zusage. Ich saß da gerade wieder in einem Café.

Sie verbringen ziemlich viel Zeit in Cafés.

Ja, ich arbeite gerne in Cafés. Ich kann mich da irgendwie gut konzentrieren. Das war auf jeden Fall ziemlich surreal. Ich habe die Mail immer wieder lesen müssen. Und als das langsam eingesickert ist, wollte ich schnell raus, um irgendjemand davon erzählen zu können. Die Bedienung ist dann aber hinter mir her und hat gesagt: Junger Mann, Sie müssen noch zahlen!

Es könnte sein, dass bald jeder Sie als den Deutschen aus „Game of Thrones“ kennt. Stört Sie das?

Ich glaube, dass ich das verhindern kann. Ich bin vor zwei Wochen aus Kanada von den Dreharbeiten für „The Man in the high Castle“ zurückgekehrt. Da spiele ich Wilhelm Gortzmann, das ist eine ganz andere richtig große Rolle. Für „Game of Thrones“ stand ich zwischen Oktober 2017 und Juli 2018 in Nordirland vor der Kamera. Das ist alles schon wieder ganz schön weit weg. Und ich versuche mich sowieso von Erwartungshaltungen zu lösen.

Und wie ist es mit den Erwartungshaltungen im Privaten? Werden Sie von Freunden ausgequetscht, die wissen wollen, was in der letzten „Game of Thrones“-Staffel passiert?

Ganz im Gegenteil, die sagen: Wehe, du verrätst uns vorher etwas! Obwohl alle fürchterlich neugierig sind auf das Finale, will doch eigentlich niemand wirklich vorher wissen, was passiert. Man will das in der Serie miterleben.

Fällt es Ihnen eigentlich leicht auf Englisch zu drehen?

Ja, ich bin mit MTV aufgewachsen, habe da Englisch gelernt und bin auch viel gereist. Auf Englisch zu drehen fühlt sich für mich ganz natürlich an. Sprache öffnet die Türen zur Welt. Ich schaue mir Filme auch immer in der Originalsprache an, auch russische oder asiatische Filme. Ich finde, dass sich die Sprache die Seele reflektiert. Und für den Rest gibt es Untertitel.

Ihre Karriere haben Sie aber ganz traditionell zunächst am Theater begonnen.

An der Schauspielschule Ernst Busch wurde ich eher aufs Theater vorbereitet und hatte auch zunächst Theaterengagements. Ich habe dann aber einen sechswöchigen Workshop an der Filmakademie in Ludwigsburg drangehängt und dort das allererste Mal Kameraerfahrung gesammelt. Ich hatte so was vorher nie gemacht. Ich bin sowieso relativ spät zum Schauspiel gekommen. Als ich mit der Schauspielschule fertig war, war ich schon 29, als ich mit Filmen ernsthaft anfing 32. Ich bin ein bisschen ein Spätblüher.

Sie haben auch zweimal bei „SOKO Stuttgart“ mitgespielt. Was ist der größte Unterschied zwischen „SOKO Stuttgart“ und „Game of Thrones“?

Dass es in Stuttgart keine Drachen gibt.

Sendung Sky streamt immer zeitgleich zur US-Ausstrahlung um 3 Uhr die neuen Episoden der finalen „Game of Thrones“-Staffel. Sky Atlantic zeigt dann immer montags um 20.15 Uhr wöchentlich die neuen Folgen der Fantasyserie.