Flößen wie vor vielen Jahrzehnten und Holz aus dem Schwarzwald ganz traditionell auf dem Wasserweg an den Niederrhein bringen: Dieses Ziel haben sich acht Flößer aus Schiltach (Kreis Rottweil) gesetzt.

Schiltach - Dass es überhaupt so weit kommt, dafür war viel Arbeit nötig. Die Idee dazu indes entstand aus einer Laune heraus: Thomas Kipp, der auch im Vorstand der deutschen Flößervereinigung aktiv ist, ließ sich während einer Rhein-Schifffahrt am 60. Geburtstag seiner Schwester Edeltraud in Köln zu dem Spruch verleiten: "Irgendwann besuche ich dich mit dem Floß." Was daraus einmal werden sollte, das hat sich der 63-Jährige vor sechs Jahren wohl auch noch nicht so recht vorstellen können.

 

Doch Kipp ist einer, der sein Wort hält. Und der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Bei seinen Kollegen des Schiltacher Flößervereins bedurfte es nicht viel Überzeugungskraft – schnell fanden sich sieben motivierte Mitstreiter. Bei den Behörden sah das anders aus. Der Rhein zählt zu den meistbefahrenen Wasserstraßen Europas. Deshalb war vorab "eine gutachterliche Prüfung des Floßes und eine Probefahrt auf dem Rhein erforderlich", erklärt Kipp. Und bisweilen etwas Überzeugungsarbeit. Die sich aber gelohnt hat. Eigentlich sollte es schon im Spätsommer 2021 den Rhein hinab gehen. Ein Unfall Kipps wenige Tage vor dem Start führte zur Verschiebung um einige Monate.

Holz stammt aus der Heimat

Das Holz für das Floß stammt aus dem Schiltacher Stadtwald. 15 stattliche Fichten haben die Flößer geschlagen, geschält, getrocknet und schließlich ihr rund 15 Meter langes und fünf Meter breites Floß daraus gebaut. Darauf sitzt eine stabile Floßhütte nach historischem Vorbild. Auf dem Dach weht eine "Wahrschauer Flagge" – sie war früher auf einem kleinen Vorboot, dem sogenannten "Nachen" angebracht, das in den Häfen mit einigen Kilometern Vorlauf die Ankunft eines Floßes ankündigte. Am Heck ist eine Vorrichtung für Hilfsmotoren, die Vorschrift sind. Mit dabei sind auch Heide und Friedrich Pfaff aus Schramberg (Kreis Rottweil), wie die wie Kipp ein Schifferpatent – quasi den Führerschein fürs Wasser – haben.

Gruppe will sich einen Tag Rast gönnen

Am Freitag, 22. April, starten sie von Steinmauern (Kreis Rastatt) zu ihrer ersten Etappe. Knapp 400 Kilometer liegen vor ihnen. Genau eine Woche später wollen sie mit ihrer Ankunft in Hitdorf, einem Stadtteil von Leverkusen, den Schlusspunkt unter ihre besondere Reise setzen. Nach der Strecke von Schierstein nach Kamp-Bornhofen im Oberen Mittelrheintal am Montag gönnen sie sich unterwegs einen Tag Rast. "Die so genannte Gebirgsstrecke, vorbei an der Loreley, wird sicherlich der anspruchsvollste Teil der Strecke", erklärt Kipp. Denn: "Dort ist es felsig, der Rhein schmal und tief. Außerdem gibt es eine starke Strömung." Doch so richtig Zeit zum Ausruhen bleibt nicht: Der "Reisegruppe" liegt eine Einladung der örtlichen Flößergruppe vor. Sie beobachtet das Projekt der Schiltacher wie viele andere Flößer in Deutschland und Europa mit großem Interesse. Schließlich bemühen sie sich derzeit um die Anerkennung als Immaterielles Weltkulturerbe. Die Anträge aus Deutschland, Österreich, Polen, Spanien, Tschechien und Lettland liegen der Unesco vor. Ende des Jahres wird die Entscheidung erwartet.

Mit einem großen Empfang soll die Ankunft der Flößer in Hitdorf dann eine Woche später am 29. April gefeiert werden. Dort war früher ein wichtiger Rheinhafen für die Holzversorgung der lokalen Sägewerke und das Tor zum Bergischen Land. Bei vielen dortigen Fachwerk-Häusern "ist der Ursprung des Holzes im Schwarzwald nachweisbar", weiß Kipp.