Gas, Strom und Kraftstoff sind diesen Winter sehr teuer. Kommt genug in Deutschland an? Wie teuer ist Energie derzeit und schaffen wir das Einsparziel? Alle Daten im Überblick.
Wie teuer sind Gas, Strom und Kraftstoffe? Wo kommen sie her und wie viel wird derzeit verbraucht? Wie voll sind die deutschen Gasspeicher? Das beantwortet wir in dieser regelmäßig aktualisierten Übersicht anhand aktueller Daten zu Erzeugung, Verbrauch und Preisen.
Gasverbrauch
Zwanzig Prozent Gas müssen im Winter 2022/23 gespart werden, um einen Gasnotstand zu vermeiden. 2022 wurde das Einsparziel verfehlt. Auch von August an gerechnet spart Deutschland derzeit weniger als 20 Prozent Gas ein.
Die folgende Tabelle zeigt, wie viel Gas seit August Woche für Woche eingespart wird. Zuletzt stieg die relative und absolute Einsparung wieder deutlich an.
Wie viel Gas derzeit in Deutschland verbraucht wird, zeigen die folgenden Diagramme. Zunächst der Verbrauch insgesamt: Rot eingezeichnet ist das von der Politik angestrebte Einsparziel von 20 Prozent im Vergleich zum mittleren Verbrauch zwischen 2018 und 2021. Zuletzt sank der Gasverbrauch wieder etwas, sodass das Einsparziel wieder erreicht wird.
Der Gasverbrauch ist relativ stark von der Temperatur abhängig. Die Bundesnetzagentur berechnet daher einen temperaturbereinigten Verbrauch. Im grünen Bereich liegt er, wenn mindestens 25 Prozent weniger Gas verbraucht werden als in den Vorjahren bei ähnlichen Temperaturen üblich. Der gelbe Bereich zeigt eine Einsparung von 15 bis 25 Prozent, im Jargon der Bundesnetzagentur ist die Lage dann „angespannt“. Im roten Bereich ist eine Einsparung von weniger als 15 Prozent oder sogar ein Mehrverbrauch. Derzeit liegt der Verbrauch knapp im roten Bereich.
Man kann den Verbrauch für Großkunden aus der Industrie sowie von Haushalten und Gewerben separat ausgeben. Das folgende Schaubild zeigt den jeweiligen Verbrauch, wiederum im Vergleich zur Verbrauchsspanne zwischen 2018 und 2021. Der Bedarf der Kleinverbraucher ist stark von der Temperatur abhängig. Der Gasverbrauch von Haushalten und Gewerben sank in der Kalenderwoche elf wieder etwas; er liegt damit wieder unterhalb des Einsparziels.
Der Gasverbrauch der Industrie lag 2022 und 2023 bislang meist am untersten Rand der Verbrauchsspanne zwischen 2018 und 2021 oder darunter. Zuletzt sank auch der Verbrauch der Industrie. Die Industrie verbraucht im Winter etwa doppelt so viel Gas wie im Sommer, Haushalte und Gewerbe bis zu zehnmal so viel.
Gasflüsse und -speicher
Seit Ende August fließt kein Gas mehr aus Russland nach Deutschland. Aus welchen anderen Ländern Deutschland netto Gas importiert, zeigt das folgende Schaubild. Die Importe aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden bleiben recht stabil.
Relevante Mengen Gas wurden 2022 und 2023 bislang besonders nach Tschechien und Österreich exportiert. Zudem floss zuletzt vermehrt Gas in die Schweiz. Netto exportiert Deutschland derzeit aber nur sehr wenig Gas.
Wichtig ist, vor dem Winter möglichst viel Gas einzulagern. Die Vorgabe von 40 Prozent zum 1. Februar wurde deutlich erreicht. Derzeit sind rund 160 Terawattstunden eingelagert, weitaus mehr als in den Vorjahren.
2018 bis 2021 wurden im Winter im Mittel zwischen 15 und 30 Terawattstunden (TWh) pro Woche verbraucht. Falls gar nichts mehr importiert würde, reicht der aktuelle Speicherstand dem Verbrauch von rund fünf bis 10,5 Wochen.
Um genügend Gas zur Verfügung zu haben, darf Deutschland nicht über längere Zeit deutlich unter 2 Gigawattstunden Gas pro Tag netto importieren. Das folgende Schaubild zeigt die Differenz von Importen und Exporten. Derzeit importiert Deutschland netto deutlich mehr als 2 GWh Gas pro Tag.
Strom
Auch Strom wird deutlich teurer – und steht beim Thema Versorgungssicherheit ebenfalls im Fokus. Deutschland tauscht dabei im europäischen Netz ständig Strom mit benachbarten Ländern aus und erzeugt nicht immer genau so viel Strom, wie im Land selbst verbraucht wird. Das folgende Schaubild zeigt für die letzten drei Tage an, wann mehr erzeugt als verbraucht wurde und wann es andersherum war.
Wie hoch der Importanteil beim Strom ausfällt, hat mit den Energiequellen zu tun: Wind und Solarkraft sind beispielsweise von Wetter, Tageszeit und Sonnenabstand abhängig und stehen an unterschiedlichen Orten zur Verfügung.
Das folgende Schaubild zeigt den Strommix in Deutschland für die vergangenen drei Tage. Besonders die Solar- und Windkraft leisten tageszeitabhängig einen wichtigen Anteil. Strom kommt außerdem aus der Kohle- und der Gasverstromung.
Der baden-württembergische Strommix, abgebildet durch die Daten des Südwest-Netzbetreibers Transnet BW, sieht deutlich anders aus. Solarenergie sowie Energie aus Pump- und Wasserspeicherkraftwerken sind relevant. Gas wird kaum verstromt, Steinkohle dagegen sehr wohl.
Im Folgenden werden die verschiedenen Quellen von erneuerbarer Energie zusammengerechnet und ihren Anteil nicht nur zu einem einzigen Zeitpunkt, sondern über eine ganze Woche hinweg betrachtet. So machte grüner Strom im letzten Jahr meist zwischen 40 und 60 Prozent des deutschen Strommix aus. Rund um den Jahreswechsel gab es stärkere Schwankungen.
Preise
Die Energiekosten sind 2022 stark gestiegen und belasten die Verbraucher. Ein wichtiger regelmäßiger Kostenpunkt sind zumindest für Autofahrer die Spritpreise. Diese sind zuletzt tendenziell wieder gesunken. Exemplarisch visualisieren wir die Entwicklung für das Stadtgebiet Stuttgart. Der Dieselpreis sank zuletzt tendenziell auf aktuell rund 1,67 Euro und liegt damit wieder unterhalb der Preise für Benzin.
Auch die Heizölpreise verändern sich seit Jahresanfang regelmäßig und sehr uneinheitlich. Kurze Zeit nach Beginn des Ukrainekriegs schnellten die Preise stark nach oben, seit dem Sommer schwanken sie stärker von Ort zu Ort. Bundesweit ist der Ölpreis zuletzt deutlich gesunken, sodass er sich wieder den Werten vor Beginn des Ukrainekriegs annähert.
Auch im Südwesten schwanken die Preise stark. Beispielhaft zeigen wir die Preise der letzten fünf Wochen für sechs baden-württembergische Großstädte seit Januar. 100 Liter Standard-Heizöl kosteten zuletzt zwischen 96 und 100 Euro (bei einer Standardlieferung von 3000 Litern).
Dieser Beitrag und die hier gezeigten Daten werden regelmäßig aktualisiert.