Im Gasthaus "Zum Hirsch" serviert Ralf Kuhn in Degerloch regionale Küche mit exotischen Akzenten.

Stuttgart - Stattlich thront es in der Ortsmitte: Das Gasthaus zum Hirsch ist eine Institution. Bis zum Sommer haben dort Gisela und Helmut Meynberg schwäbische Spezialitäten serviert, seit Oktober schwingt Ralf Kuhn den Kochlöffel (ehemals Küchenchef im Pullman Hotel Fontana in Vaihingen).

Obwohl er dem Hirsch einen neuen Anstrich, einen neuen Boden und neue Sitzpolster verpasst hat, wirkt die Einrichtung zusammengewürfelt: Die bunten Bilder an den Wänden, die Degerlocher Motive wie die Zahnradbahn zeigen, passen nicht recht zu den rot-weiß gestreiften Sitzpolstern. Viel helles Holz und große Fenster machen die Gaststube dennoch im Großen und Ganzen gemütlich. Dazu trägt auch der kompetente Service bei. Der hat unsere Sympathie spätestens nach der Weinempfehlung gewonnen. Der weißgekelterte Trollinger vom Obertürkheimer Weingut Zaiß (das Viertel für 3,50Euro) überzeugt durch seine ungewöhnliche beige-rosé Farbe und durch seinen frischen Geschmack. Besser zu Gesicht gestanden als das Henkelglas hätte ihm allerdings ein langstieliges Weinglas. Die schönen Gläser bleiben im Hirsch aber den höherpreisigen Weinen vorbehalten.

 
Das Sauerkraut macht seinem Namen alle Ehre



Aber zurück zum Geschmack: die Vorspeise macht Lust auf mehr. Der Salat (7,50Euro) ist eine knackige Mischung aus Feldsalat, Radicchio, Lollo Rosso, Kopfsalat und Sprossen, die mit einem feinen Dressing mit Walnussöl daherkommt. Die Maronen-Sellerie-Suppe (4,50 Euro) schmeckt aromatisch und ist schön cremig.

Die Teller sind kaum leer, da kommt die freundliche Bedienung bereits mit dem Hauptgang. Der Zwiebelrostbraten (18Euro) hätte für unseren Geschmack noch einen Moment länger in der Pfanne bleiben dürfen. Aber das Fleisch ist zart, die Spätzle sind handgeschabt und die Lemberger-Soße reichlich und würzig. Das Sauerkraut macht seinem Namen alle Ehre: Es schmeckt ausschließlich sauer und lässt die typischen Aromen von Wacholder und Pfeffer vermissen. Eine Enttäuschung ist das gebratene Zanderfilet (18,50 Euro). Der Fisch schmeckt ausschließlich salzig, der Beilage fehlt es dafür an Würze. Die Bandnudeln mit geschmorten Gurken und Rieslingsauce sind einfach nur fad.

Der Fokus liegt auf der schwäbischen Küche



Das Dessert versöhnt uns mit dem Fisch. Die cremige, süße Schokoladenterrine (7 Euro) harmoniert wunderbar mit dem herben Kompott aus Zwergorangen und der feinen Minzsoße. Ungewöhnlich, aber lecker schmecken die glasierten Ananasscheiben mit Rosmarin und Chili (7Euro). Das mild-süße, selbst gemachte Honig-Zimt-Parfait passt perfekt dazu. "Bei den Desserts spiele ich gern mit asiatischen Aromen", sagt Kuhn, der während seiner Lehr- und Wanderjahre unter anderem acht Jahre lang in Hongkong und Shanghai am Herd stand. Bei Vorspeisen und Hauptgerichten liegt sein Fokus aber auf der schwäbischen Küche. Und das soll auch so bleiben. Asiatisches möchte Kuhn im kommenden Jahr allenfalls im Rahmen von Spezialmenüs oder bei besonderen kulinarischen Aktionen servieren.

Gasthaus zum Hirsch

, Epplestraße 27, Telefon 76 55 384, Küche: dienstags bis sonntags von 12 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr.

Über Tipps und Infos zum Thema Essen und Trinken in der Region freut sich die Redaktion (per E-Mail an d.eberhardt@stz.zgs.de).

Küche ***

Service ***

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern



Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.