Sofia Gittinger betreibt das Café Sofi gleich neben dem Friedhof St. Peter in Bietigheim. Die 31-Jährige hat eine interessante wie ungewöhnliche Biografie: Nach dem Studium der Unternehmenskommunikation hat sie zwei Jahre lang als Cowgirl in Kanada gearbeitet.

Mit dem Lasso in der Hand auf einem Pferderücken durch die Prärie dem Horizont entgegenreiten. Am besten noch in der untergehenden Sonne. Diese hollywoodreife Westernszene lässt die Herzen viele Tier- und Naturfreunde höher schlagen. Sofia Gittinger hat sich den Lebenstraum erfüllt. Zwei Jahre lang arbeitete die 31-jährige Pferdenärrin als Cowgirl auf kleineren und größeren Ranchs in Kanada.

 

Eine Zeit, die aber längst nicht immer nur etwas mit Lagerfeuerromantik und Idylle zu tun hatte, sondern meist ein knochenharter Job gewesen ist. „Im Schnitt habe ich 15 Stunden an sechs Tagen in der Woche gearbeitet“, erzählt Sofia Gittinger. Rinder hüten, Tierpflege, Feldarbeit, Zaunkontrolle, Geburtshilfe und medizinische Versorgung der Tiere – die Aufgaben waren vielfältig und abwechslungsreich. Aber eben auch anstrengend. Und dann waren da auch noch die vielen Stunden, in denen sie allein mit sich und den Tieren war. „Diese Einsamkeit – stundenlang, tagelang, wochenlang – die muss man erst mal aushalten.“

Arbeit auf Rinderfarm ging in die Knochen

Die letzte Station vor Sofias Gittingers Rückreise nach Deutschland war eine große Farm mit 1200 Mutterkühen und rund 1200 Kälbern. „Die Hälfte von ihnen musste kastriert werden.“ Sofia Gittinger fand Gefallen an dem medizinischen Eingriff. „Seitdem haben alle Männer Angst, denen ich erzähle, was ich gemacht habe“, sagt die Bönnigheimerin und lacht.

Doch auch wenn die Arbeit in die Knochen ging – missen möchte sie den Auslandsaufenthalt nicht. „Das Leben dort hat mir viel gegeben und der Zusammenhalt unter den Cowboys und Cowgirls ist riesig. Ich bin froh und dankbar, dass ich das alles erlebt habe.“

Als 2020 die Entscheidung anstand, in Kanada vom Cowgirl zum Cowboss aufzusteigen, oder in Deutschland berufliche Weichen zu stellen, entschied sie sich für letzteres. „Nicht nur, aber auch weil ich Familie und Freunde doch sehr vermisst habe.“

Zurück im Ländle ging die 31-Jährige im Sommer 2020 zunächst ohne Plan an den Start. „Ich wusste nicht so genau, in welche Richtung es gehen soll und habe anfangs unter dem Label Sofi mit meiner Mutter Marmelade produziert“, erzählt Gittinger.

Dass sie drei Monate später das Café von Thabea Seitel im gleichnamigen Blumenladen einen Steinwurf vom Friedhof St. Peter in Bietigheim pachten würde, ergab sich irgendwie. „Ich kenne Thabea und als ich bei ihr Blumen gekauft habe, erzählte sie mir, dass sie verpachten möchte.“

Nach kurzer Bedenkzeit – schließlich war der erste Lockdown gerade erst vorbei – wagte Sofia Gittinger den Neuanfang. Wer das Café von früher kennt, fühlt sich sofort wieder heimisch. „Ich konnte das Inventar mit pachten – da war ich sehr froh drüber“, sagt die 31-Jährige. Name und Teile der Speisekarte haben sich jedoch geändert: Das Thabeas heißt jetzt Sofi und ein wichtiger Bestandteil des kulinarischen Angebotes sind Bagels. Der Hefeteig-Kringel ist in Kanada ein kulinarisches Muss. Im Sofi gibt es ihn süß und salzig. Mit Frischkäse, Lachs, Schinken, Omelett aber auch mit Erdnussbutter und Marmelade. „Das kennt man hierzulande nicht so, aber das schmeckt super“, sagt Sofia Gittinger und strahlt.

Wichtig ist der Gastronomin der Fokus auf saisonale regionale Produkte. Das Thabeas war ein Bio-Café, das Sofi ist es nicht. Dennoch versucht Sofia Gittinger so viele Bioprodukte wie möglich auf der Karte zu haben. „Aber wenn ich die Wahl habe, ob regional oder bio, dann hat für mich Regionalität Priorität, denn es bringt mir nichts, wenn Bioware von der Ostsee hierher transportiert werden muss.“ Auch das Mineralwasser kommt aus Bietigheim. Und die Eier sind ebenfalls nicht bio, sondern kommen von einem Hof, bei dem ich die Hühner persönlich kenne“, erzählt die 31-Jährige und lacht.

Die Aufstriche wechseln nach Lust und Laune der Chefin. Aktuell gibt es einen Karottenmandelfrischkäse und einen veganen Rote-Linsen-Erbsen-Aufstrich. „Ich mache so gut wie alles selbst – die Aufstriche, die Marmelade, das Sirup, die Granola auf den Joghurt . . .

Für die Chefin gehört zu einem guten Frühstück übrigens auf jeden Fall ein Croissant – und auch das gibt es natürlich im Sofi. „Ich möchte den Leuten einfach einen Ort der Ruhe geben, an dem sie runterkommen und genießen können.“

Wann hat das Sofi offen?

Öffnungszeiten
Das Sofi hat dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Samstags kann von 9 bis 13 Uhr geschlemmt werden. Alle zwei Wochen ist sonntags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Plätze
Je nachdem wie die Tische gestellt sind passen ins Sofi 28 bis 35 Leute. Im Gewächshaus, das für Events und Feiern genutzt werden kann, sind 22 Plätze. Und draußen können in der warmen Jahreszeit 15 bis 20 Leute sitzen.