Nach 30 Jahren geben Carmela Fraccalvieri und Leonardo Gorgoglione ihr kleines Tageslokal in Stuttgart auf. Grund dafür sind auch die hohe Miete und die anstehende Renovierung des Hauses. Nun ruhen die Hoffnungen auf Sohn Alessandro.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Die Fotos mit prominenten Gästen sind schon abgehängt, die Vitrine für die Antipasti ist leer, ein Teil des Inventars verkauft. Nach 30 Jahren geben Carmela Fraccalvieri und Leonardo Gorgoglione ihr Tageslokal in der Lange Straße unweit der Calwer Straße auf. Der Mittagstisch und insbesondere die Pastagerichte der italienischen Köchin sind legendär. Seit Wochen schon wurde Abschied gefeiert mit vielen Blumen und manchen Tränen. „Für eine Party für über 100 Gäste ist es hier einfach zu klein“, sagt Carmela Fraccalvieri, deren Lokal in den vergangenen Tagen wie ein Blumengeschäft aussah – mit den besten Wünschen der vielen Stammgäste. „Wir werden es jetzt erst einmal ruhiger angehen lassen“, sagt Leonardo Gorgoglione. Schließlich sind die beiden, die aus Apulien stammen und sich im Stuttgarter Restaurant Come Prima kennengelernt haben, 66 Jahre alt.

 

Die Geschwister betreiben die besten italienischen Restaurants der Stadt

Der Entschluss zum Aufhören war dennoch nicht ganz freiwillig. Die Pacht sei hoch gewesen, während der Lockdowns habe es keinen Mietnachlass gegeben. Nun soll das Haus renoviert werden, aber eine Eigeninvestition von geschätzten 300 000 Euro für die Küche und den vorderen Lokalbereich wollten sich die beiden in ihrem Alter nicht mehr antun, zumal es ihnen wie vielen Gastronomen gehe: „Ein Großteil unserer Rücklagen ist weg, aber wir brauchen auch nicht viel zum Leben“, sagt Carmela Fraccalvieri. Ein Einstieg bei den Geschwistern ihres Mannes, die mit dem Nannina und dem La Fenice die besten italienischen Restaurants der Stadt betreiben, komme jedenfalls nicht in Frage. „Jeder macht sein eigenes.“

Der Sohn sucht nach einem neuen Lokal

Nun also ruhen nach einem Leben in der Gastronomie – vor dem Bistro hatte das Ehepaar neun Jahre lang das Ristorante Incontro am Feuersee betrieben – die Hoffnungen der Gäste auf Sohn Alessandro. Der Restaurantfachmann unterstützte seine Eltern am Standort Lange Straße und sucht inzwischen ein neues kleines Lokal. „Das muss aber nicht in der Innenstadt sein, die sich mit den Jahren sehr verändert hat“, sagt der Junior. Die Mamma könne sich schon vorstellen, noch einmal eine Zeit lang „mit viel Herz und Liebe“ in der Küche zu stehen, sagt sie, wenn auch „nicht mehr sechs Tage die Woche.“ Wie es an der alten Adresse weitergeht, ob eine Boutique oder eine Gastronomie nach der Renovierung einziehen wird, ist vorerst offen.