So viele Umwälzungen gab es in der Stuttgarter Gastro-Szene schon lange nicht mehr: Das Café Heller macht zu, das Stella als Milliways neu auf. Von der Theo und vom 1. Stock gibt es ebenfalls Neuigkeiten.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass das Café Heller bereits in zwei Wochen zum letzten Mal geöffnet hat, tragen die Fans von traditioneller Kaffeekultur in Stuttgart Trauer. Es gibt aber nicht nur schlechte Nachrichten aus der hiesigen Gastroszene. So macht zum Beispiel der Stella-Nachfolger Hoffnung: Ende November soll in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kult-Cafés an der Hauptstätter Straße das Lokal Milliways einziehen – benannt nach dem Restaurant am Ende des Universums aus der Romanreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Betrieben wird der Stella-Nachfolger künftig von Esra Milch aus dem Umfeld der Marshall Bar. Deren Betreiber Volker Wunders wird Esra Milch im Hintergrund unterstützen.

 

Der 1. Stock wird zur Wagenhallen-Außenstelle

Vom ehemaligen Stella ist es nicht weit zur Kneipe 1. Stock, dem vielleicht am besten gehüteten gastronomischem Geheimnis dieser Stadt. Das Kleinod über dem Imbiss Vegi Voodoo King an der Steinstraße ist seit ewigen Zeiten ein Rückzugsort für Freunde der alternativen Ausgehkultur. Groß war daher der Aufschrei, als im August bekannt wurde, dass der Betrieb von Stefan Mellmann und Thorsten Gutbrod von den Wagenhallen übernommen wird. Nach der kurzen Renovierung und der Wiedereröffnung von vergangener Woche dürften alle Skeptiker beruhigt sein. Mellmann und Gutbrod, die den ehemaligen Betreiber Klaus Fecker mit in ihr Team geholt haben, haben den winzigen Raum ganz behutsam umgestaltet. Die Bar wurde ein Stückchen verlegt, die punkige Grundarchitektur aber nicht angetastet. „Wir haben ein paar neue Weine auf die Karte gesetzt und wollen künftig mehr Live-Musik bieten“, erklärt Stefan Mellmann. Als Geschäftsführer fungiert Roma Leonov.

Während sich die Wagenhallen also einen verlängerten Arm in die Innenstadt geschaffen haben, feiert das Rocker 33 zumindest temporär Wiederauferstehung. Carlos Coelho, Ex-Betreiber des legendären Elektro-Clubs und heutiger Macher des Keller Klubs, wird die ehemalige Suite 212 in den nächsten Monaten temporär bespielen, ehe hier die Systemgastronomie in Gestalt von Burger King einzieht.

Die Suite 212 wird von Carlos Coelho temporär bespielt

Coelho plant, den Freitag und den Samstag gänzlich unterschiedlich mit Leben zu füllen. „Freitags sollen ältere Stuttgarter bei uns auf ihre Kosten kommen. Da werden ausschließlich DJs aus der Radio Bar, von Pauls Boutique und der Suite auflegen“, sagt Coelho, der die Radio Bar einst am Rotebühlplatz betrieben hat, an dessen Stelle sich heute das Betonmahnmal Häussler City Plaza befindet.

Samstags will Coelho dagegen den Geist des Rocker 33 zum Leben erwecken. „Der Abend soll düster und elektronisch werden, eine Plattform für Elektronik-DJs aus Stuttgart“, verrät Coelho, der bei der samstäglichen Reminiszenz an alte Rocker-Zeiten Unterstützung von Kai Beykirch erhält. Beykirch war einst die Seele des Clubs, der zuletzt an der Friedrichstraße residierte.

Coelho hofft, mit seiner neuen Spielwiese Ende Oktober an den Start gehen zu können. Einen Arbeitstitel für die Zwischennutzung, die den Charakter der Theodor-Heuss-Straße zumindest kurzfristig verändern könnte, gibt es schon: Coelho und seine Mitstreiter nennen ihr Interimsbaby „Wintergarten“.