Gastroführer Guide Michelin Kein Mut zu Reformen

Die Corona-Pandemie wäre die Möglichkeit gewesen, die immer wieder kritisierte Vergabe der Michelin-Sterne transparenter zu machen.
Paris - Die Macher des Guide Michelin haben eine große Chance verpasst. Wie jedes Jahr haben sie in Paris ihre begehrten Sterne verteilt, gerade so, als seien die Restaurants von der Corona-Pandemie kaum betroffen. Dabei sind es die Gastwirte, die unter dem Lockdown mit am meisten leiden. Viele Lokale werden die Krise nicht überleben. In dieser Ausnahmesituation stellt sich nicht nur die Frage, welchen Wert die Vergabe von Bewertungen für die Spitzengastronomen hat?
Wenig transparente Kriterien für die Sterne
Besonders hinterfragt werden müssen in diesem Jahr auch die Kriterien, nach denen die Sterne verteilt wurden. Bezweifelt werden kann, ob die Tester angesichts der widrigen Umstände tatsächlich die Möglichkeit hatten, alle Restaurants mit der notwendigen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit zu prüfen. Das sind essenzielle Fragen, denn der Verlust eines Sterns kann den Ruin eines Betriebes bedeuten.
Vorwurf der Vetternwirtschaft
Sinnvoller wäre es gewesen, mit dem Guide Michelin ein Jahr zu pausieren und die Probleme im eigenen Haus anzugehen. Die sind in den vergangenen Jahren immer deutlicher zu Tage getreten – und haben dem Ruf des Restaurantführers mehr und mehr geschadet. Immer wieder kam es etwa wegen der nicht immer transparenten Bewertungskriterien zum Streit, der bisweilen sogar vor Gericht ausgefochten wurde. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft liegt in der Luft. Eine Reform scheint hier dringend notwendig. Auch der Präsentation der ausgezeichneten Restaurants könnte eine gründliche Überarbeitung nicht schaden.
Die Verantwortlichen hätten die Corona-Krise also nutzen können, um nach einer einjährigen Denkpause und einer grundlegenden Überarbeitung des Gastronomieführers im kommenden Jahr die Ära eines neuen Guide Michelin einzuläuten. Für diesen Schritt fehlte aber offensichtlich die Fantasie und der Mut.
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