Spät hat die Sportvereinigung Stetten (Landkreis Esslingen) von nötigen Lärmschutzmaßnahmen für die Außenterrasse des Vereinsheims erfahren. Unklar ist noch, wer dafür bezahlen wird.

Leinfelden-Echterdingen - Die Zeit drängt. „Wir wollen im Mai, Juni anfangen, zu bauen“, sagt Rolf Wurster. Er ist der Vorsitzende der Sportvereinigung (Spvgg) Stetten. Doch noch ist offen, wie die neue Vereinsgaststätte einmal aussehen soll. Denn gemäß aktuellen Plänen müsste die Sportvereinigung zum Schutz der benachbarten Wohnhäuser eine Lärmschutzwand neben die Terrasse mit der Außenbewirtung bauen. Dass der Verein die Kosten dafür tragen soll, sieht Wurster nicht ein. Nach einer Online-Sitzung von Vertretern des Vereins, der Gemeinderatsfraktionen und der Stadtverwaltung vor Kurzem scheint der Konflikt beigelegt zu sein.

 

Der Verein gab sein Gebäude an die Stadt ab

Hintergrund der Geschichte ist die Entwicklung eines neuen Feuerwehrstandortes in Stetten. Nach langer Suche wurde die Sporthalle der Spvgg als neuer Standort gefunden. Der Verein gab sein Gebäude, in welchem auch ein Vereinslokal war, an die Stadt ab. Dafür bekam die SpVgg ein Tauschgrundstück und Geld. Erst nachdem alles in trockenen Tüchern gewesen sei, sei die Notwendigkeit der Lärmschutzwand am neuen Standort aufgekommen, betont der Vereinsvorsitzende. „Die Stadt müsste die Kosten übernehmen“, findet er. Immerhin habe der ursprüngliche Plan des Vereins vorgesehen, die alten Bestandsgebäude zu sanieren. Dann wäre keine neue Lärmschutzwand notwendig gewesen.

Im Gemeinderat ärgerte sich unter anderem die Fraktion L.E. Bürger/Demokratie in Bewegung über die beschriebene Geschichte. „Das geht aus unserer Sicht nicht. Von dieser Mauer war, zumindest nach unseren Informationen, niemals vorher die Rede“, heißt es dazu in einem Haushaltsantrag der Fraktion. Der Verein konnte die Lärmschutzwand nicht rechtzeitig in seine Planung aufnehmen. „Deshalb sehen wir die Stadt in der Pflicht, die Kosten für den Mauerbau zu übernehmen“, so die L.E. Bürger/Demokratie in Bewegung. „Wenn der Verein finanziell dafür aufkommen sollte, hätten wir die Pflicht gehabt, den Verein vorab darüber zu informieren.“

Notwendigkeit habe sich erst im Laufe des Verfahrens ergeben

Die Stadtverwaltung erklärt indessen, dass sich die Notwendigkeit einer Lärmschutzwand erst im Laufe des Bebauungsplanverfahrens ergeben habe. „Das war zum Zeitpunkt des Tauschvertrages noch nicht bekannt“, heißt es schriftlich. Die höheren Lärmschutzmaßnahmen wären auch notwendig geworden, wenn die SpVgg auf dem eigenen Grundstück in vergleichbarer Weise gebaut hätte. „Die Außenterrasse ist im Vergleich zum Bestand nun deutlich größer geworden“, erklärt die Stadt. Die vergrößerte Terrasse verursache höhere Lärmwerte und erfordere damit einen höheren Lärmschutz.

Die Spvgg Stetten könne aber durch Umplanungen Kosten für den Lärmschutz einsparen. Ferner gewähre die Stadt für das Neubauvorhaben bereits einen Zuschuss von 211 000 Euro. Nichtsdestotrotz möchte die Stadtverwaltung den Verein bei der Frage des Lärmschutzes nicht allein lassen. „Sollte nach Abschluss der Baumaßnahme und Vorlage aller Kosten ein weiterer finanzieller Zuschuss durch die Stadt erforderlich werden, so muss zu gegebener Zeit darüber beraten und beschlossen werden.“

Ist die Wand vielleicht doch nicht nötig?

Nach dem virtuellen Gesprächstermin haben sich die Wogen offenbar wieder geglättet. Der Vereinsvorsitzende Wurster kündigte an, die Terrasse so umzuplanen zu lassen, dass lediglich eine kleine oder überhaupt keine Lärmschutzwand mehr nötig ist. „Wir wollen kein Öl mehr ins Feuer gießen“, sagte er. Die ganze Geschichte müsse angesichts des Zeitplans zum Abschluss kommen. Im April könnte der Bebauungsplan beschlossen werden, anschließend möchte der Verein rasch einen Bauantrag stellen. Weiterhin offen ist allerdings die Frage, wer nun für die wie auch immer gearteten Lärmschutzmaßnahmen aufkommt, falls sie denn trotz Verkleinerung der Terrasse weiterhin notwendig sein sollten.

Ob der straffe Zeitplan für die Umbauarbeiten gehalten werden kann, dahinter macht der Vereinsvorsitzende momentan noch ein Fragezeichen. „Mal schauen“, sagt Rolf Wurster. Wünschenswert wäre eine zügige Umsetzung auch deshalb, weil der Verein bereits einen neuen Pächter gefunden hat. Verträge seien noch keine unterzeichnet, sagt Wurster. Eine mündliche Einigung bestehe aber. Demnach handelt es sich bei dem neuen Gastronomen um eine Familie aus dem Raum Calw, die italienische Speisen und Getränke anbieten möchte.