Biersuppe? Heutzutage wird Bier nur noch getrunken – außer in der Brauereigaststätte Dinkelacker. Dort werden im Restaurant nicht nur die Krüge gefüllt, auch in der Küche wird mit Bier experimentiert: von der Biersuppe über die Biersoße bis hin zum Bierdessert.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttga - Im 19. Jahrhundert kam sie selbstverständlich auf den Tisch. Zum Frühstück aßen Erwachsene wie Kinder Biersuppe. Heute wird Bier nur noch getrunken – außer in der Brauereigaststätte Dinkelacker. In der Tübinger Straße wird nach wie vor gebraut – und im Restaurant werden nicht nur die Krüge gefüllt, sondern auch in der Küche mit Bier experimentiert: von der Biersuppe über die Biersoße bis hin zum Bierdessert.

 

Im Sommer wurde die Gaststätte renoviert. Die neuen Fenster machen das Restaurant heller, auch wenn das rustikale Mobiliar das alte geblieben ist und man immer noch ein wenig ungemütlich sitzt und die Beleuchtung freundlicher sein könnte.

Angenehm gewürzt und nicht zu schwer

Zum Aperitif wagen wir das erste Bierexperiment: einen Bier-Aperol (3,50 Euro), der an Berliner Weiße erinnert, aber eingefleischte Aperol-Spritz-Trinker nicht überzeugen wird, weil das herbe Bier deutlich durchschmeckt. Der junge Ober ist freundlich und aufmerksam, macht allerdings viele Witze und ermuntert, ruhig mehr zu bestellen, weil wir die Reste später auch mitnehmen könnten. Wir starten mit sautierten Bandnudeln (11,20 Euro), einer ordentlichen Portion mit reichlich Pilzen – Champions und Pfifferlingen. Eine der bierfreien Speisen – geschmacklich gut, angenehm gewürzt und auch nicht zu schwer.

Viele Gerichte gibt es als kleine und große Portion. Mit dem kleinen Rumpsteak (12 Euro) ist man gut bedient. Es kommt wie gewünscht englisch auf den Tisch. Dazu gibt es reichlich Pommes frites, die knusprig und nicht zu fett sind. Der kleine Salat besteht vor allem aus Lollo rosso, aber die Soße ist schmackhaft. Die Schweinelendchen (14,90 Euro) werden mit einer rahmigen Biersoße serviert, die zwar eigenwillig, aber nicht schlecht schmeckt. Das Fleisch der Medaillons ist zart, dazu gibt es schön knackiges Gemüse – Karotten, Kohlrabi und Zucchini.

Bier im Dessert? Warum nicht?

Aber Bier im Dessert? Warum nicht? Das Bierparfait (6,40 Euro) ist zwar sehr süß, aber angenehm rahmig und lecker. Dazu passt das nicht gezuckerte Pflaumenkompott sehr gut. Das übrige Obst allerdings – Melonen- und harte Ananasschnitze – hätte man sich sparen können. Der Bratapfel (6,20 Euro) muss lange im Ofenrohr gestanden haben, die Schale ist zwar noch fest, aber innen ist er fast zerfallen zu einem süßen, kondensierten Fruchtbrei.

So gelingt im Dinkelacker die Mischung aus traditionellen Gerichten und Experimenten gut. Wer es gewöhnlich will, kann sich auch Schwäbische Krautschupfnudeln mit Bauchspeck (8,20 Euro) bestellen oder zum Dessert einen Coupe Danemark (5,40 Euro) mit der üblichen Fertigschokosoße. Alles von solider Qualität, weshalb auch nach der Neueröffnung der Laden schon wieder bestens besucht ist.

Die Bewertung

Küche: ***Service: ***Ambiente: **

***** = herausragend**** = überdurchschnittlich*** = gut** = Luft nach oben* = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien beurteilt als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Dinkelacker,
Tübinger Straße 48, Tel. 60 37 97. Geöffnet täglich 11 bis 23 Uhr, warme Küche durchgehend bis 22 Uhr, www.brauereigaststaette-dinkelacker.de