Am 23. Oktober 2023 ist der 325. Geburtstag von Joseph Süß Oppenheimer. An das Opfer eines judenfeindlich motivierten Justizmordes erinnert ein schmuckloser Platz in der Stuttgarter City. Die Neugestaltung zieht sich hin.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Die Neugestaltung des wenig ansehnlichen Joseph-Süß-Oppenheimer-Platzes zwischen Nadlerstraße/Neue Brücke und Schulstraße wird sich über das Jahr 2023 hinaus verzögern. Das teilte die Stadt auf Anfrage mit.

 

Die Stiftung Geißstraße, auf deren Initiative die Benennung des Platzes und der Impuls für seine Aufwertung zurückgehen, hatte gehofft, dass die Baumaßnahmen bis zum 23. Oktober 2023 abgeschlossen werden können – an diesem Tag ist der 325. Geburtstag von Joseph Süß Oppenheimer. 1738 war der Geheime Finanzrat in Stuttgart Opfer eines antisemitisch motivierten Justizmordes geworden war. Die Nazis haben den Stoff in dem hetzerischen Film „Jud Süß“ später propagandistisch ausgeschlachtet.

Zur Begründung für die Verzögerung verwies die Stadt auf eine Fülle von Umgestaltungsmaßnahmen in der Innenstadt – von der Marktplatz-Baustelle über die Umgestaltung der Münz- und Marktstraße bis zu den Belagsarbeiten im Bereich des Hans-im-Glück-Brunnens. Zuvor stehe außerdem die Umgestaltung des Bereichs vor dem Stadtpalais an. „Wir können nicht alles gleichzeitig machen“, sagte eine Sprecherin.

Die Stiftung Geißstraße sammelt Spenden

Die Umgestaltung des Oppenheimer-Platzes kann nach Auskunft der Stadt 2023 zwar in Angriff genommen, aber nicht im selben Jahr abgeschlossen werden. In einem Antwortschreiben an Landtagspräsidentin Muhterem Aras betonte Oberbürgermeister Frank Nopper jedoch, der Platz werde so gestaltet, dass die Bürgerinnen und Bürger ihn in seiner Bedeutung schätzen könnten. In einem Brief an Nopper hatte Aras appelliert, dem Oppenheimer-Platz ein würdiges Aussehen zu geben. Auch 23 Jahre nach seiner Benennung stelle er „eine traurige Mischung aus Tiefgarageneinfahrt und Hinterhof“ dar. Der Platz könne ein Ort sein, wo man sich mit dem Problem des Antisemitismus aktiv auseinandersetze. Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs befürwortet ebenfalls eine Aufwertung des Platzes. Der Gemeinderat hat für die Umgestaltung knapp 900 000 Euro bewilligt. Geplant sind ein neuer Belag und eine Gedenkstätte. Aus Sicht der Stiftung Geißstraße wird diese Summe „für eine anspruchsvolle Gestaltung des Gedenkortes nicht ausreichen“. Sie sammelt daher Spenden („Gedenkort Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz“

Volksbank Stuttgart, IBAN DE 12600901000623301016).