Rasante Preissteigerung am alten Engelbergtunnel: 50 000 statt 30 000 Euro für einen Toiletten-Container. Der SPD ist das zuviel Geld.

Die KZ-Gedenkstätte am alten Engelbergtunnel erinnert an jene Zwangsarbeiter, die in den Kriegsjahren 1944 und 1945 im zugemauerten Tunnel unter schlimmen Bedingungen Flugzeugteile montieren mussten. Hier, am Rande der Leonberger Kernstadt, können sich nicht nur Schulklassen, sondern viele andere Menschen ein Bild von den Schrecken des Krieges und der Nazi-Diktatur machen. Die Gedenkstätte wird von einer sehr rührigen Initiative betrieben.

 

Man könnte meinen, dass an einem solchen Ort der Erinnerung eine Toilette vorhanden ist. Doch das ist bisher nicht der Fall. Im vergangenen Frühjahr aber hatte der Leonberger Gemeinderat beschlossen, dass dort ein barrierefreier WC-Container aufgebaut wird. Der sollte, so die damalige Schätzung, 15 000 Euro kosten. Mit Anschlüssen, Aufbau und Verbesserung der Infrastruktur kamen 30 000 Euro zusammen.

Alles ist teurer geworden

Knapp ein Jahr später dann die schlechte Nachricht: Die Kosten für das Toilettenhäuschen sind auf fast 50 000 Euro nach oben geschnellt. Binnen noch nicht einmal zwölf Monaten ist alles teurer geworden – von den Kosten für das Genehmigungsverfahren bis hin zum Toilettencontainer selbst. Für den sind nun 23 000 Euro fällig.

Die Herstellerfirma verweist auf erhöhte Materialkosten, eine gestiegene Nachfrage und die besonderen Aufwendungen für eine barrierefreie wie behindertengerechte Toiletten-Anlage. Auch die bestehenden Wasser- und Stromleitungen entsprächen „nicht mehr den Anforderungen an Hygiene und Sicherheit“, heißt es aus dem städtischen Gebäudemanagement. Sie müssten erneuert werden.

Sind 50 000 Euro für einen WC-Container, dessen Frequenz sich in Grenzen halten dürfte, für eine hoch verschuldete Stadt vertretbar? Die SPD verneint diese Frage. „So viel Geld für eine Anlage, die nur von einigen wenigen Menschen genutzt wird, ist nicht darstellbar“, sagt die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Christa Weiß. Am besten wäre es, das Projekt komplett zu stoppen.

Baubürgermeister befürchtet Regress

Gudrun Sach (Grüne) und Wolfgang Schaal (Freie Wähler) sehen es in ungewohnter Eintracht genau anders: Die Besucherzahlen der Gedenkstätte würden steigen, eine Notdurft in den Büschen sei den Gästen nicht zumutbar. Der Baubürgermeister glaubt nicht, dass ein Auftragsstopp eine finanzielle Entlastung bringt: „Der Container ist bestellt, wenn wir das rückgängig machen, kann uns die Firma in Regress nehmen“, erklärt Klaus Brenner. „Am Ende müssen wir 10 000 Euro bezahlen und haben nichts davon.“ Die SPD bleibt mit ihren Bedenken in der Minderheit. Der Container kommt. Wahrscheinlich ab April können die Gedenkstättenbesucher die Toilette nutzen.