Trampoline stehen in vielen Gärten. Mit der Zahl der Geräte steigt auch die Zahl der Unfälle bei Kindern und Jugendlichen. Die Chirurgen mahnen zur Vorsicht.

Stuttgart/Göttingen - Immer mehr Kinder und Jugendliche verletzen sich schwer beim Trampolinspringen. „Die Zahl der Unfälle hat deutlich zugenommen“, sagt Francisco Fernandez, leitender Oberarzt und Sektionsleiter Kindertraumatologie am Olgahospital – Klinikum Stuttgart. Noch vor sieben, acht Jahren seien Unfälle, die vom Trampolinspringen herrühren, eine Rarität gewesen. Mittlerweile jedoch hätten die Orthopäden am Olgahospital mehrmals pro Woche damit zu tun. „Trampolinunfälle gehören zu den Hauptursachen von Knochenbrüchen im Frühjahr und Sommer“, sagt Fernandez. „Man kann definitiv sagen: Trampolinspringen ist gefährlich.“

 

Am häufigsten kommen dem Mediziner zufolge Knochenbrüche im Ellbogen- und im Kniebereich vor, dazu Verletzungen am Kreuzband sowie Gelenkausrenkungen. „Bis zu einem Alter von sechs Jahren sind die Knochen bei Drehbewegungen noch besonders empfindlich“, erklärt Francisco Fernandez. „Deshalb kommt es häufiger zu Oberschenkel- und Unterschenkelspiralbrüchen als bei Erwachsenen.“

Auch die Notaufnahme der Kinderchirurgie am Tübinger Universitätsklinikum verzeichnet in letzter Zeit deutlich mehr, teilweise schwere Unfälle verursacht durch Trampolinspringen. „Wir beobachten immer mehr komplizierte Knochenbrüche vor allem von Ellbogen und Unterschenkel, aber auch anderer Körperregionen wie zum Beispiel der Wirbelsäule“, sagt der Traumaexperte Hans-Joachim Kirschner, Oberarzt am Universitätsklinikum.

Die Gefahr beim Springen wird unterschätzt

Die Zahl der Trampolinunfälle in Deutschland hat sich innerhalb der vergangenen 15 Jahren mehr als verdreifacht, wie aus einer exemplarischen Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hervorgeht. Grund dafür sei einerseits die steigende Zahl von Trampolinen, sagt der Unfallchirurg Christopher Spering von der Universitätsmedizin Göttingen. Andererseits werde die Gefahr beim Trampolinspringen unterschätzt. In der Universitätsmedizin Göttingen, die einen Einzugsbereich von rund 100 Kilometern hat, müssten in den Sommermonaten Dutzende Patienten mit Knochenbrüchen, Gehirnerschütterungen, Platzwunden oder Verstauchungen behandelt werden. „Wir haben fast jeden Tag ein Kind, das wegen eines Unfalls beim Trampolinspringen in die Notaufnahme kommt“, sagte Spering.

Der Boom bei Gartentrampolinen habe vor etwa 15 Jahren eingesetzt, berichtet Sven Esslinger, der mit seiner Firma die oft in China gefertigten Geräte vertreibt. Die Verkaufszahlen seien innerhalb weniger Jahre um das 25-Fache nach oben geschnellt. Käufer seien vor allem Familien mit Kindern und eigenem Grundstück.

Besonders verletzungsgefährdet sind Kleinkinder

Die Verletzungen, die sich Kinder und Jugendliche auf den Gartentrampolinen zuziehen, sind auch beim Deutschen Turnerbund (DTB) ein Thema: „Die Gefahr kommt aber nicht von den Geräten selbst“, sagt der Bundestrainer für das Trampolin-Turnen beim DTB, David Pittaway. „Das Problem ist die falsche Nutzung.“ Seiner Erfahrung nach gebe es Unfälle vor allem, wenn mehrere Kinder zugleich springen.

„Besonders verletzungsgefährdet sind Kleinkinder“, weiß Peter Schmittenbecher, Leiter der Sektion Kindertraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Dies liege an den noch unzureichend ausgebildeten koordinativen und motorischen Fähigkeiten der Kleinen. Zudem seien deren Gelenke noch äußerst instabil. Die DGOU rät deshalb, Kinder vor dem sechsten Lebensjahr nicht auf ein Gartentrampolin zu lassen. Und auch später sollten die Kleinen nur unter Aufsicht und einzeln hüpfen.