In der Halden-Apotheke in Stetten sind innerhalb von nur zwei Tagen drei Personen mit falschen Impfpässen aufgeflogen. Die Anzeigen häufen sich überall.

Stetten - Seit Mittwoch ist Gelb out. Am 1. Dezember ist in Baden-Württemberg die Übergangsfrist ausgelaufen, innerhalb der man sich in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Restaurants oder anderswo, wo 2 G gilt, mit dem gelben Papier-Impfausweis Eintritt verschaffen konnte. Als Reaktion auf Fälschungen von Impfpässen setzt die Landesregierung nach der neuen Coronaverordnung nun nur noch auf digital auslesbare Nachweise.

 

Die Zertifikate werden in Apotheken ausgestellt – und dort schlagen nun auch Menschen mit Fake-Ausweisen auf. In der Halden-Apotheke in Stetten sind allein am Montag und Dienstag dieser Woche drei Personen mit nachgemachten gelben Impfausweisen aufgeflogen. Das bestätigt der Apotheker Harald Paulsen, dessen Ehefrau die Inhaberin ist. An den Fälschungen bestehe kein Zweifel. „Das haben wir verifiziert.“ Wie er und seine Kollegen den Schwindel jeweils aufgedeckt haben, verrät er nicht, um Betrügern nicht in die Hände zu spielen. Nur so viel: „Wir haben ein geschultes Auge.“ Außerdem habe der Berufsverband Handlungshilfen ausgegeben. „Wir haben da ein paar Möglichkeiten“, stellt Harald Paulsen klar.

Jeder Impfbetrug werde zur Anzeige gebracht, sagt der Apotheker

Eine Person habe es unmittelbar zum Ende der Öffnungszeiten versucht – und offenbar darauf gehofft, dass die Apotheker zügig Feierabend machen wollen und nicht so genau hinschauen. „Wir haben trotzdem in Ruhe überprüft“, sagt Harald Paulsen.

Was mit den Personen, die den Betrugsversuch unternommen haben, passiert ist? Sie haben Bekanntschaft mit der Polizei gemacht. „Jeder Impfbetrug wird zur Anzeige gebracht“, sagt Harald Paulsen. In zwei Fällen seien die Personen an Ort und Stelle herbeigeeilten Polizisten übergeben worden. „Die waren in wenigen Minuten da.“ Der dritte Fall sei erst im Nachgang aufgefallen, aber auch hier habe es eine Anzeige gesetzt. Das Ganze dürfte für die Impfverweigerer ernsthafte Konsequenzen haben. Wer einen gefälschten Impfpass benutzt, macht sich strafbar.

Die Zahl der Betrugsfälle steigt laut Polizei

Christian Wörner, ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen, bestätigt, dass die drei Anzeigen aus Stetten vorliegen. „Wir ermitteln“, sagt er. Generell verzeichneten er und seine Kollegen eine steigende Zahl von Anzeigen wegen Impfbetrugs. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr habe es präsidiumsweit zehn solcher Anzeigen gegeben, „da sind wir jetzt deutlich drüber“. Auch in Stuttgart schlagen immer mehr Anzeigen auf, sagt eine Sprecherin.

„Ich denke, da wird noch mehr kommen“, sagt der Stettener Apotheker Harald Paulsen. Er möchte öffentlich auf das Thema aufmerksam machen. „Wir passen auf“, sagt er über seine Branche. Apotheker seien geschult und verfügten über verschiedene Mittel und Wege, um herauszufinden, ob Ausweise echt seien oder nicht. „Jetzt kriechen diese Leute mit ihren gefälschten Ausweisen aus ihren Löchern“, sagt er. „Da sind sie an die Falschen geraten.“