Über Stunden sind die Internetseite des Parlaments und die internen Dienste nur eingeschränkt zu erreichen. Eine Kreml-nahe Gruppe bekennt sich zu der Attacke.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Die Internetseite des EU-Parlaments ist Ziel eines Cyberangriffs geworden. Auf Twitter teilte Jaume Duch mit, dass die Website des Parlaments am Mittwoch wegen zahlreicher Zugriffe über Stunden nur eingeschränkt nutzbar gewesen sei. Der Parlamentssprecher schrieb weiter, dass es sich um einen sogenannten DDos-Angriff handelte. Dabei überrollen Angreifer die Server ihrer Opfer mit einer Flut von Datenanfragen, um diese lahmzulegen.

 

EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sprach von einer „ausgeklügelten Cyber-Attacke“. Eine Kreml-nahe Gruppe habe die Urheberschaft für sich beansprucht, erklärte Metsola. „Unsere IT-Experten setzen sich zur Wehr und schützen unsere Systeme“, schrieb sie auf Twitter. Wenige Stunden zuvor hatte das EU-Parlament in einer Resolution Russland als Terrorismus-Unterstützer verurteilt. Es gibt immer wieder Angriffe von Hackergruppen aus Russland auf Behörden westlicher Staaten.

Ebenfalls am Mittwoch hat das EU-Parlament zudem zugestimmt, dass 52 Stellen für den Schutz vor Cyberattacken geschaffen werden. Das hatte im Vorfeld allerdings für reichlich Kritik gesorgt. „Wir Grünen hätten auf den Stellenzuwachs verzichten können“, weil diese Ausgaben in der aktuellen Krise schwer erklärbar seien, erklärte etwa der Grünen-Europaabgeordnete Rasmus Andresen. Etwas anders klang der Politiker allerdings nach der Cyberattacke, die er als einen „Warnschuss“ und „Angriff auf das demokratische Herz Europas“ bezeichnete. Auch Andresen ließ durchblicken, dass er Russland hinter der Tat vermutet, da die Urheber „immer wieder in autokratischen Staaten zu verorten sind, die Europa schaden wollen“.

Parlament will Cybersicherheit verbessern

Die Cybersicherheit ist immer wieder ein Thema im Parlament und die Abgeordneten arbeitet daran, die Cybersicherheit allgemein in Europa zu verbessern. Dazu wurde erst in diesen Tagen eine neue Richtlinie für Netz- und Informationssysteme diskutiert. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass nicht nur die häufig untereinander vernetzten digitalen Geräte sicherer werden, sondern auch die Software auf dem neusten Stand bleibt. Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europaparlament, mahnte allerdings, die neue Richtlinie sei lediglich „ein Puzzlestück für mehr Cybersicherheit, aber kein Grund sich darauf auszuruhen. Cybersicherheit bleibt eine Daueraufgabe.“

Banken und Verkehr wird besser geschützt

Auch die EU-Kommission reagiert bereits auf die Bedrohung aus dem Internet und arbeitet an neuen Cybersicherheitsregeln. Damit soll die digitale Infrastruktur in Bereichen wie Banken, Verkehr und auch Energie besser geschützt werden. Dazu sollen sich etwa die Staaten untereinander besser abstimmen. Zudem schlägt Brüssel ein Zentrum zur Koordinierung der Cyberabwehr vor. Bezahlt werden könnte das aus dem EU-Verteidigungsfonds.