Die Vesperkirche hat begonnen. Bis 1. März dauert die tägliche Gemeinschaft für Hunderte Menschen. Sie startete mit einer besonderen Spende.

Ludwigsburg - Das warme Mittagessen ist lange nicht alles – obwohl es für viele Besucher die Hauptsache ist. Die Vesperkirche ist aber beileibe nicht nur eine Armenspeisung. Der Treffpunkt in der Friedenskirche mitten in Ludwigsburg steht unter dem Motto „Miteinander für Leib und Seele“ – und das in doppeltem Sinne. Das diakonische Angebot der evangelischen Kirche will unterschiedlichste Menschen der Gesellschaft zusammenbringen. Zum elften Mal gibt es viel Stammpublikum, das jeden Tag zwischen 11.30 Uhr und 14.30 Uhr in die Kirche kommt. So wie zur Eröffnung am Sonntag.

 

100 Kirchentaler für das Kuchenbuffet

Die Pfarrerin Gisela Vogt und die Projektkoordinatorin Bärbel Albrecht freuen sich aber auch auf Menschen, die die Vesperkirche erst jetzt entdecken, besuchen – oder unterstützen. So wie Peter Thum aus Großbottwar. Der 78-Jährige hat am Sonntag sieben Kilogramm frisches Kleingebäck als Spende mitgebracht. Vor ein paar Tagen habe er in der Zeitung gelesen, dass noch Kuchen gebraucht würden, erzählt der Hobbybäcker. Dafür habe er 100 Kirchentaler gebacken. Die handtellergroßen Kekse sind mit einer kleinen Kirche oder dem barocken L der Stadt verziert.

Viele Besucher werden sich daran freuen. Denn das Kuchenbuffet auf der einen Seite der Friedenskirche gehört ebenso zum Angebot wie das gemeinschaftliche Essen auf der anderen. Dafür gibt es 161 Sitzplätze – die an jedem Tag drei- oder viermal belegt sind. „Mehr als 600 Essen gehen aber nicht“, sagt Gisela Vogt, „das schaffen sonst unsere Mitarbeiter nicht mehr.“ Sowohl diejenigen, welche die Gäste bedienen, als auch die an der Essensausgabe oder die in der Spülküche. Eine Hand ergänzt die andere, dutzende Helfer sind jeden Tag dabei.

Immer mehr bedürftige Besucher

Und alle schaffen mit, um für viele Hundert Besucher jeden Tag Essen und Gemeinschaft zu ermöglichen. Eines haben Vogt und Albrecht beobachtet: „Die Zahl der bedürftigen Besucher nimmt zu“, sagt Albrecht. „Wir sehen hier viele Menschen, die wir aus der Beratung kennen.“ Armut habe aber nicht nur den finanziellen Aspekt, sondern „verschiedene Gesichter“: Die von Verwitweten, Alleinstehenden, Alleinerziehenden. Auch unter den Mitarbeitern seien einsame Menschen – etliche kämen deshalb jeden Tag. Um zu helfen, und um unter Leuten zu sein. „Wir sind alle Gebende und Nehmende“, sagt Gisela Vogt. Und sie freut sich darüber, dass sich seit 2010 etliche „Vesperkirchen-Freundschaften“ gebildet haben – unter Besuchern wie unter den Ehrenamtlichen.

Neben dem Essen gibt es an den drei kommenden Donnerstagen im Februar jeweils um 19.30 Uhr Kulturangebote: Kino, ein Konzert der Brenz-Band und eine Diskussion des Ökumenischen Sozialforums.