Zwar sind in Stuttgart im vergangenen Jahr weniger Immobilien verkauft worden. Der Umsatz hat trotzdem zugenommen – wegen gestiegener Preise. Und diese Teuerung hält im neuen Jahr an.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Im Vorjahr sind in der Landeshauptstadt so wenige Immobilien veräußert worden wie seit gut drei Jahrzehnten nicht. „Mit 5085 Verkäufen haben wir den niedrigsten Stand seit der vollständigen Erfassung 1985 erreicht“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des städtischen Gutachterausschusses, Martin Weller, am Dienstag zum Immobilienmarktbericht 2017. Das entspricht einem Minus von 11,5 Prozent.

 

Wie sehr Angebot und Nachfrage differieren, zeigt die gegenläufige Entwicklung der Umsätze. Diese haben trotz des historischen Tiefststands bei den Verträgen erneut deutlich zugenommen: um 178 Millionen Euro auf 3,58 Milliarden Euro. Das sind plus fünf Prozent. Das ist der zweithöchste Wert nach 3,7 Milliarden Euro im Rekordjahr 2015.

Umsatzplus 2018: 28 Prozent

Dieser Trend wird sich wohl im laufenden Jahr fortsetzen. Im ersten Quartal 2018 sind die Verkäufe, die bebaute wie unbebaute Grundstücke und Gewerbeimmobilien umfassen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter um fünf Prozent zurückgegangen. Der Umsatz lag in den ersten drei Monaten mit rund 737 Millionen Euro aber sogar um 28 Prozent über dem Vorjahreswert. „Diese deutlich Umsatzsteigerung hat uns überrascht“, sagte Günter Siebers, der Vorsitzende des Gutachterauschusses.

Dabei hat man den Bodenrichtwert für Wohnbaugrundstücke um fünf bis 15 Prozent erhöht. Dieser wir abgeleitet aus den Grundstücksverkäufen und dient als Orientierung bei der Immobilienbewertung. Die durchschnittlichen Bodenrichtwerte pro Quadratmeter liegen inzwischen überall in der Stadt „im vierstelligen Bereich“, so Günter Siebers. Je nach Haustyp und Fläche im Bereich Mitte im Schnitt bei bis zu 1440 Euro pro Quadratmeter, im Norden bei bis zu 1430 Euro, im Bereich Neckar bei bis zu 1130 Euro, auf den Fildern bis zu 1240 Euro. Wobei es in diesen Gebieten auch Quadratmeterpreise gibt, die noch deutlich über diesen Durchschnittswerten liegen. Die Spitzenwerte finden sich nach wie vor in der City, so mit 29 000 Euro pro Quadratmeter an der Königstraße, und sind unverändert hoch.

Preise für landwirtschaftliche Flächen sind stabil

Dabei waren bei den unbebauten Grundstücken, wo die Preise insgesamt stabil sind, zwei Drittel der knapp 600 Verkäufe landwirtschaftliche Flächen und nur 93 Bauplätze in Wohngebieten. „Bebaut wurden vorwiegend Baulücken“, sagt der Vorsitzende des Gutachterausschusses.

Bei Büro- und Geschäftshäusern lag der Umsatz 2017 mit einer Milliarde Euro um 51 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Die Verträge gingen um 27 Prozent auf 54 zurück. Ins Gewicht fielen da wenige Großverkäufe im Volumen über 100 Millionen Euro, so das City-Plaza am Rotebühlplatz und die Mercedes-Bank auf dem Pragsattel.

Spitzenpreis für eine Wohnung: fast 17 000 Euro pro Quadratmeter

Entscheidend für die Entwicklung des Vorjahres war das Marktsegment des Wohn- und Teileigentums mit 3474 Verkäufen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 14 Prozent. Allerdings stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um elf Prozent, die der Zwei- und Dreifamilienhäuser um neun Prozent, die der Mehrfamilienhäuser um sieben Prozent. Die Preise für Eigentumswohnungen legten um elf Prozent zu, im Neubau um acht Prozent. Der Durchschnittswert der gehandelten Wohnungen lag bei 3949 Euro pro Quadratmeter, für eine Neubauwohnung 5899 Euro. Der Spitzenpreis lag bei 16 941 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung in der Robert-Bosch-Straße auf dem Killesberg. Insgesamt liegen die Quadratmeterpreise in den Innenstadtbezirken besonders hoch, aber auch in Sillenbuch und Feuerbach wurden Preise von 7800 und 8080 Euro pro Quadratmeter erreicht.