Andy Raymond will es doch nur gut gemeint haben. Der Händler im us-amerikanischen Rockville verärgert mit seinem Vorstoß für sicherere Pistolen die mächtige Waffenlobby – und zieht seine Pläne schnell wieder zurück.

Andy Raymond will es doch nur gut gemeint haben. Er wollte sein Sortiment erweitern, ein bisschen Geld dazu verdienen und dafür sorgen, dass sich weniger Kinder beim Spielen mit der Pistole des Vaters verletzen oder umbringen. Der 34-Jährige aus dem us-amerikanischen Städtchen Rockville nordwestlich von Washington wäre der erste Waffenhändler in den USA gewesen, der Pistolen mit Kindersicherung verkauft hätte. Mit der Pistole iP1 aus deutscher Produktion kann nur schießen, wer zugleich eine spezielle Uhr am Handgelenk trägt, die mit der Waffe über Funk kommuniziert und überdies mit einer PIN-Nummer gesperrt ist. Die tragischen Unfälle, bei denen in den USA immer wieder kleine Kinder ums Leben kommen, könnten der Vergangenheit angehören, dachte sich Raymond.

 

Hass-E-Mails und Gewaltdrohungen

Der Plan ging gründlich schief. Als die Waffennarren an der Ostküste von Raymonds Idee erfuhren, wurde der bullige Mann mit Hass-E-Mails bombardiert. „Sie nannten mich einen Verräter, sie drohten, mich umzubringen und meinen Laden anzuzünden“, sagt Raymond: „Dabei habe ich nichts gegen Waffen. Wie sollte ich auch? Ich lebe davon. Und es ist unser verdammtes Recht, Waffen zu besitzen.“ Als der Protest nicht nachließ, entschied er, dass es besser sei, weiter ausschließlich Schnellfeuergewehre zu verkaufen. In einem über Facebook verbreiteten Video schwor er seinem Plan feierlich ab. Seither hat Raymond viel darüber nachgedacht, warum sich die Waffenfreunde ausgerechnet einen Waffenfreund wie ihn als Zielscheibe ausgesucht haben. Nun glaubt er es zu wissen.

„Smart guns“ als Standard?

Es gibt in New Jersey ein Gesetz, das besagt: Wenn die erste „smart gun“ („intelligente Waffe“) in den USA verkauft wird, müssen binnen drei Jahren alle Waffen im Bundesstaat mit ähnlichen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet sein. Das könnte ein Vorbild für andere Bundesstaaten sein, fürchtet die mächtige Lobby. Nach und nach könnten so die traditionellen Schusswaffen vom Markt verschwinden. Was für die Gegner der laxen Waffengesetze nach einer guten Nachricht klingt, wäre für den Waffenhändler aus Rockville der „Untergang Amerikas“. Und außerdem: „Hey, Mann. Ich habe ein Waffengeschäft. Ich muss an mich und meine Angestellten denken.“

Rockville -