In der Basketball-Bundesliga empfangen die MHP Riesen Ludwigsburg am Freitag (15 Uhr) die Hamburg Towers – einen Hoffnungsträger der Basketball-Bundesliga.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Hamburg/Ludwigsburg - Die Hamburger Fußballer waren zuletzt schon die eine oder andere Abfuhr gewohnt gewesen, wenn sie nach München reisten – 0.5, 0:6 oder gar 0:8 hieß es in den letzten Jahren am Ende. Warum sollte es den Basketballern da besser gehen. Als die Towers Ende September ihre Bundesliga-Premiere schlechthin gaben, just beim amtierenden Meister Bayern, da setzte es eine 55:111-Klatsche, vor dem letzten Viertel stand es gar noch 34:92. „Wir haben in die Fresse gekriegt. Das ist aber auch gut so – ‚Willkommen in der BBL‘ für die Jungs“, sagte Geschäftsführer Marvin Willoughby zur harten Realität. Dabei sind die Towers so etwas wie das Versprechen der Zukunft. So sieht es auch Alexander Reil in seiner Funktion als BBL-Präsident: „Ich habe immer gesagt, dass ein Standort Hamburg positiv zu sehen ist“, sagt der Vorsitzende der MHP Riesen Ludwigsburg, bei denen der Aufsteiger am Freitag (15 Uhr) seine Visitenkarte abgibt. Als einziger verbliebener Verein der stolzen Hansestadt in den großen Mannschaftssportarten, nachdem alle anderen Clubs entweder abgestiegen (wie die HSV-Fußballer) oder gar pleite gegangen sind wie im Eishockey, Handball oder Volleyball. Was schon mal zur Frage geführt hat: Kann Hamburg nur Fußball?

 

Jetzt kann es auch Basketball, das nötigt Respekt ab, zumal die Kriterien zu dieser Saison nochmals angehoben worden sind, zum Beispiel mit dem Mindestetat von drei Millionen Euro und entsprechenden Hallenstandards. „Das ist nicht so einfach zu erfüllen“, weiß Reil, nachdem zum Beispiel der zweite sportliche Aufsteiger aus Nürnberg keine geeignete Halle nachweisen konnte und somit am grünen Tisch die Segel streichen musste.

Klassenverbleib ist realistisch

Hamburg hat da sicher bessere Voraussetzungen, obwohl sich die Basketball-Tradition durchaus in Grenzen hält, nachdem der Verein erst vor fünf Jahren gegründet, dann mit einer Wildcard in der Pro A (zweite Liga) eingestiegen und nun aufgestiegen ist. Und versuchen wird, zumindest im Oberhaus zu bleiben, was bei lediglich einem Absteiger in dieser Saison (durch die reduzierte Zahl von 17 Teams) kein Ding der Unmöglichkeit ist. Zumal die Towers mit einem Etat von geschätzten 4,8 Millionen Euro kein normaler Aufsteiger sind und inzwischen zumindest einen Sieg in Gießen eingefahren haben unter ihrem engagierten Coach Mike Taylor, der parallel noch die polnische Auswahl betreut, mit der er bei der WM in China überraschend ins Viertelfinale eingezogen war.

Und dessen positive Energie sich auch auf die Mannschaft übertragen soll. „Ich glaube an unsere Jungs, die Play-offs wären ein Traum, ich bin aber realistisch, wichtig ist die Entwicklung der Mannschaft.“ Mit dem kurz vor Saison verpflichteten Ex-Nationalspieler Heiko Schaffartzik ist noch ein Transfercoup gelungen, nachdem der Ex-Nationalspieler, der auch mal eine Saison in Ludwigsburg am Ball war (2007/08), zuletzt in Nantrerre/Frankreich gespielt hat. Auch wenn er die Erwartungen bisher nur bedingt erfüllen konnte. „Der Verein als Gesamtprojekt, sein Konzept haben mich überzeugt“, sagte der über 100-malige Nationalspieler. Dazu gehört auch eine geplante Verbesserung der Infrastruktur, nachdem das Team bisher in Wilhelmsburg im Süden der Stadt in der edel-optics-Arena mit 3400 Plätzen spielt, in der zuletzt auch der Supercup des DBB ausgetragen wurde. Die dauerhafte Etablierung in der Liga, ist laut Marvin Willoughby aber „zwingend verbunden“ mit einem Umzug in eine größere Spielstätte – gedacht ist an eine Multifunktionsarena mit 8o00 Plätzen.

Ludwigsburg will in Play-offs

Der Geschäftsführer dürfte damit auch den BBL-Verantwortlichen aus dem Herzen sprechen, die ja mal das Ziel ausgegeben hatten bis 2020 die stärkste Liga Europas zu sein, was aktuell trotz etlicher Steigerungen sicher noch zu hoch gegriffen ist. „Ich würde mich freuen, wenn sich Hamburg in der Liga etablieren könnte“, sagt Reil. Willoughby drückt sich charismatischer aus: „Wir wollen in der ersten Liga nichts Negatives verhindern, sondern etwas Positives erreichen.“ Ins gleiche Horn stieß vor der Saison auch BBL-Geschäftsführer Stefan Holz: „Vor vier Jahren wollte die Hälfte der Clubs nicht absteigen. Inzwischen haben wir ein Hamburger Projekt, das als Aufsteiger ganz klar Richtung Play-offs denkt.“

Genau wie übrigens auch die MHP Riesen Ludwigsburg nach einem gelungen Saisonstart mit vier Siegen aus fünf Spielen. Die Stadt ist zwar nicht so groß wie Hamburg, hat dafür eine ausgeprägte Basketball-Historie. Bei aller Sympathie für die Hamburger sagt Reil: „Natürlich wollen wir gewinnen und dem Gegner keinen Gefallen tun.“ Damit zumindest in Sache Tradition die Hierarchie im Basketball vorerst gewahrt bleibt.