Die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 stellen sich auf weitere Jahres des Protest ein. Ihre Mahnwache gegenüber dem Hauptbahnhof verliert den Charme des Provisoriums.

Stuttgart - Seit elf Jahren informieren die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 an der Ecke Schiller-/Königstraße gegenüber dem Stuttgarter Hauptbahnhof über das aus ihrer Sicht unzulängliche und mit diversen Risiken behaftete Milliardenvorhaben – und sie werben für den Erhalt des Kopfbahnhofs. Das in die Jahre gekommene Zelt der Mahnwache ist nach dem Ende seiner pandemiebedingten Schließung nun durch ein stabiles Holzgebäude in auffälligem Grün ersetzt worden.

 

Sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag haben engagierte Bürger in Doppelbesetzung die Mahnwache betrieben und machen Rat und manche Wegweisung außerhalb ihres definierten Spektrums gegeben. Die Mahner wollen weiter Kommunikationszentrale sein zwischen Passaten und den verschiedenen Teilen der Protestbewegung gegen Stuttgart 21, „erst einmal für weitere elf Jahre, der kleine Tiefbahnhof wird bis dahin sicher nicht fertiggestellt sein“, sagt Gerhard Kiunke vom neuen Organisationsteam der Wache schmunzelnd.

Lob für Durchhaltevermögen

Ende 2025 sollen der Tiefbahnhof und die Schnellfahrstrecke bis Wendlingen laut Bahn in Betrieb gehen. Die ICE-Strecke von Wendlingen bis Ulm will die Bahn Ende 2022 ans Netz nehmen. Die Gegner erwarten, dass der Nutzung der neuen Infrastruktur erhebliche Schwierigkeiten, zum Beispiel beim Brandschutz, entgegenstehen, und die Kosten, von der Bahn zuletzt mit 8,2 Milliarden Euro angegeben, weiter deutlich steigen werden.

Martin Poguntke, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, bezeichnet den Infopunkt als „eines der wesentlichen Standbeine unserer Bewegung zur Erhaltung des Kopfbahnhofes“, hier könne man sich „wahrheitsgemäß und faktentreu informieren“. Er lobt den Einsatz von weit über 100 Aktiven in der Mahnwache und deren Durchhaltevermögen. Mit der neuen Form komme die Mahnwache nun auch optisch ansprechend zur Geltung.