Die Bankenbranche befindet sich im Strukturwandel. Sinkende Zinsen und Onlinebanking verändern das Geschäft, das wirkt sich auf die Kunden aus: entweder weil Filialen schließen oder weil die Kontogebühren steigen. Gibt es Ausnahmen?

Filder - Es gab schon wesentlich erfreulichere Zeiten für Bankkunden. Der Zins von Sparbuch und Tagesgeld ist längst im Nichts verschwunden, die Kosten fürs Girokonto steigen, und die Zahl der Bankfilialen vor Ort sinkt. Erst gerade hat die Volksbank Stuttgart angekündigt, zehn der aktuell 66 Filialen in der Region zu schließen. Die einzige davon betroffene Volksbank auf den Fildern ist in Stuttgart-Plieningen.

 

Wie begegnen kleine Banken dem steigenden Kostendruck?

Doch nicht nur der Bankkunde muss diese Umwälzungen verdauen, auch die Banken selbst müssen auf die Entwicklungen reagieren. Auf den Fildern gibt es eine Reihe kleinerer Institute wie die Volksbank Filder oder die Echterdinger Bank. Wie begegnen sie dem Kostendruck? Dieser entsteht vor allem aus drei Gründen: höhere Kosten für die Regulierung, fallende Erträge im klassischen Kreditgeschäft wegen niedrigen Zinsen, und ein Wandel bei den Kunden, von denen immer mehr ihre Überweisungen online und nicht mehr am Schalter erledigen.

Die Volksbank Filder setzt dennoch auf Nähe zum Kunden. Wichtig sei die lokale Ausrichtung und die Vernetzung, sagt der Vorstandssprecher Rainer Spannagel. „Die Mitarbeiter kommen aus der Region, sie sprechen die Sprache der Leute.“ Ähnlich äußert sich Karlheinz Pitter. „Wir beraten die Kunden so, wie wir uns auch selbst beraten würden“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bernhauser Bank. Der schwieriger werdenden Lage begegne man mit neuen Produkten. „Wir bekennen uns zum Großraum Stuttgart und sehen hier noch großes Potenzial“, sagt Pitter.

Ganz klein sind sie nur auf den ersten Blick

Die Echterdinger Bank gehört mit einer einzigen Geschäftsstelle zu den kleineren Bankhäusern auf den Fildern. Ist das von Vor- oder von Nachteil? „Aus der Ferne betrachtet, wachsen die Probleme mit der Bankgröße. Vermutlich nimmt auch die Kundenbindung ab“, sagt der Bankvorstand Martin Kittelberger. Seiner Beobachtung nach werden Entscheidungen in einem kleinen Unternehmen schneller diskutiert und umgesetzt. Sie seien agiler, kein schwerer Tanker. „Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, ist die Größe zurzeit kein entscheidender Vorteil“, sagt Kittelberger.

Ganz so klein sind die beiden Banken nur auf den ersten Blick: Obwohl diese Volksbanken auf den Fildern eigenständig sind, so sind sie doch keine Solisten auf dem Bankenparkett. Hinter ihnen steht der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken mit der DZ-Bank, die R+V-Versicherung und die Bausparkasse Schwäbisch Hall mit all ihren Leistungen, auf die die Banken vor Ort zugreifen und über den die Einlagen der Kunden gesichert sind. „Wir nutzen das zentrale Rechenzentrum des Verbands“, erklärt Spannagel.

Persönliche Beratung sei nach wie vor gefragt

Das klingt alles danach, als ob die Probleme des Markts an den Filder-Instituten abprallen, doch das wäre übertrieben. Auch die Volksbank Filder kommt nicht umhin, das Serviceangebot aufwendig neu auszurichten. „Wir bauen gerade ein Kundendialogcenter auf“, sagt Spannagel. Das sei quasi ein Spagat, denn man wolle zwar trotz sinkender Frequenz die Kunden weiterhin von Angesicht zu Angesicht bedienen. „Die persönliche Beratung ist nach wie vor gefragt“, betont Rainer Spannagel. Auf der anderen Seite folge man dem Trend, dass immer mehr Geldgeschäfte am Telefon oder online erledigt werden. Dafür sollen im Laufe der Zeit Mitarbeiter aus den Filialen ins Kundendialogcenter abgezogen werden.

Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ist eine der größten Sparkassen in Baden-Württemberg. Auch sie betont, wie wichtig ihr der lokale Bezug sei. „Für die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ist ein dichtes Filialnetz mit 18 Standorten auf den Fildern und damit die Nähe zu den Kunden die wichtigste Säule des Geschäftsmodells“, sagt der Sprecher Ulrich Unger. Deshalb plane man auf den Fildern aktuell keine Veränderungen im Filialkonzept. In anderen Teilen des Einzugsgebiets seien in jüngerer Zeit aber durchaus Filialen geschlossen worden.

Das passt ins Bild des bundesweiten Trends. Denn im Jahr 2018 sank die Zahl von Banken und Sparkassen um 7,4 Prozent auf insgesamt knapp 27 900. Das ist ein deutlich größerer Rückgang als in den Jahren davor.

Wie andere Banken auf den Wandel reagieren

Im Raum Frankfurt passiert etwas, was als Blaupause für Privatkunden-Banken verstanden werden kann. An 26 Orten wollen sich die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse Immobilien teilen. An der Fassade heißt das Ganze dann „Finanzpunkt“. Es soll Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker für beider Kunden geben. Kritiker befürchten, dass es den Leuten zunehmend schwer fallen könnte, die Banken auseinanderzuhalten, was zu Abwanderungen führen könnte. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sieht das Projekt als ein Bekenntnis, an Filialen vor Ort festzuhalten.

Die BW-Bank hatte in den vergangenen vier Jahren ihr Filialnetz ausgedünnt, auch in Stuttgart und auf den Fildern. Bis Anfang 2021 will das Unternehmen wieder 100 Filialen und 120 SB-Standorte unterhalten – gegenüber momentan 76 Filialen, 56 Beratungscentern und 87 SB-Standorten. Zu Beginn des Umbaus waren es noch 168 Filialen und 60 SB-Standorte gewesen.