Gerade einmal 20 Prozent der deutschen Kliniken kommen in den Genuss des von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierten Bonusprogramms. Die Beträge, die dabei ausbezahlt werden sind sehr unterschiedlich.

Augsburg - In vielen Bundesländern gehen Pflegekräfte in Krankenhäusern einem Bericht zufolge beim Corona-Bonus leer aus. Nur 433 der 1.925 deutschen Kliniken kommen in den Genuss des von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierten Bonusprogramms, wie die „Augsburger Allgemeine“ (Dienstag) berichtet. Die Zeitung verweist auf Antworten der Bundesregierung auf schriftliche Anfragen des Linken-Bundestagsabgeordneten Harald Weinberg. Demnach erhalten Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern keinen Cent aus dem Prämientopf.

 

Nur Patientenzahl von erster Welle berücksichtigt

Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, das Saarland und Schleswig-Holstein bekommen trotz mehrerer Hundert versorgter schwer erkrankter Covid-19-Patienten jeweils unter zwei Prozent aus dem 100 Millionen Euro großen Prämienvolumen, wie es weiter heißt. Da sich die Verteilung der Prämie an der Zahl der Corona-Patienten in den Bundesländern der ersten Welle orientiere und zudem für jedes Krankenhaus eine Mindestmenge stationärer Behandlungsfälle gelte, fließe fast die Hälfte des Geldes in den von der Pandemie am härtesten getroffenen Süden der Republik.

Bayern erhalte 27 Prozent der Prämien, Baden-Württemberg 19,5 Prozent. Drittgrößtes Empfängerland sei Nordrhein-Westfalen mit 18,7 Prozent. Umgerechnet auf die Zahl der im jeweiligen Bundesland in der ersten Welle behandelten Patienten schneide Bremen mit 3.975,98 Euro Prämienzuschuss am besten ab, Sachsen-Anhalt mit 392,55 Euro pro stationärem Behandlungsfall am schlechtesten. Mit dem Geld können die Krankenhausträger laut Bundesregierung im Einvernehmen mit den Arbeitnehmervertretungen die Auswahl der Prämienberechtigten und die Höhe der Prämien bestimmen, wie die Zeitung schreibt.

Viele gucken in die Röhre

Linken-Politiker Weinberg sagte: „Mit der beschämenden und klein karierten Prämie erklärt die Bundesregierung zusätzlich allen, die sowieso schon in die Röhre gucken, dass sie in der ersten Welle im Frühjahr nicht ‚besonders belastet’ waren, denn das ist das gesetzliche Kriterium für die Auszahlung.“ Der Pflegenotstand werde sich unabhängig vom Bonus nur mit mehr Grundgehalt und Personal zurückdrängen lassen.

Die Vorsitzende des Bundesfachbereichs Gesundheit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Dana Lützkendorf, sagte, die unterschiedliche Prämienauszahlung löse mitten in der zweiten Pandemiewelle zusätzlichen Unmut beim überlasteten Klinikpersonal aus.