Der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch darf sich über glänzende Finanzen freuen. Neue Bau- und Gewerbegebiete sind geplant – nur ein Bürgerentscheid könnte ein großes Investitionsobjekt stoppen. Eine Analyse.

Vaihingen/Enz - Der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch könnte sich eigentlich zufrieden zurücklehnen. So gut wie in diesem Jahr war die Finanzlage noch nie in seiner fast zwölfjährigen Amtszeit, wenn überhaupt in der Geschichte der Stadt. Gut zwölf Millionen Euro Gewerbesteuer hat Vaihingen an der Enz im aktuellen Jahr eingenommen, ein historischer Rekord. Das Gewerbegebiet Perfekter Standort brummt, neue Baugebiete sind am Start, und das jahrelang leer stehende Schloss Kaltenstein, das über der Altstadt thront, könnte bald ein Hotel werden.

 

Noch vor zwei Jahren klagte das Stadtoberhaupt über zu wenig Arbeitsplätze in der „Schlafstadt“ Vaihingen und über klamme Kommunalfinanzen. Zumindest letzteres hat sich deutlich verändert. Doch der 53-jährige Maisch ist Schwabe, vermeidet allzu viele Superlative – und sorgt für schlechte Zeiten vor. Sein Motto ist klar: „Wir sagen, wenn es schlecht ist, aber wir sagen auch, wenn es gut ist.“

Haushaltsehrlichkeit nennt er das, als ehemaliger Kämmerer kennt er sich mit Zahlen aus. Euphorie ist seine Sache nicht, Maisch verwendet daher seinen Lieblingssatz: Ein „positives, ordentliches Ergebnis“ erziele die Stadt, der er seit 2006 vorsteht. Es gibt einen Überschuss im Haushalt, auch in den kommenden Jahren, obwohl in der 29 000-Einwohner-Kommune kräftig investiert wird.

Auf den Spuren von Heinz Kälberer

Als Nachfolger des legendären OB Heinz Kälberer, der als Landeschef der Freien Wähler überregional bekannt war, könnte Gerd Maisch mit der jetzt im Gemeinderat verabschiedeten Bewerbung für eine Gartenschau in dessen Fußstapfen treten. In der Stadt setzt Maisch zudem viele weitere Akzente. So werden in diesem Jahr 15 Millionen und bis 2021 weitere 27,5 Millionen Euro investiert – in Schulen, Kindergärten, Sport- und Mehrzweckhallen, Straßen und Kanäle. Die Sanierung von Kläranlagen steht an, auch ein neues Salzsilo für den Winterdienst. „Ein stolzer Betrag“, sagt Maisch. Aber es herrscht auch reichlich Nachholbedarf.

Die städtischen Eigenbetriebe planen zudem noch ein neues Parkhaus am Bahnhof für drei Millionen Euro und die Sanierung der Parkanlage Innenstadt in den Köpfwiesen. „Wir stehen trotz der hohen Investitionen finanziell solide da“, betont das Stadtoberhaupt. Tatsächlich gibt es zum Jahresende 2018 wohl noch 19,5 Millionen Euro Kredite, dem stehen aber 30 Millionen Euro „liquide Mittel“ gegenüber, also Geld auf der hohen Kante.

So kann die Stadt in die Vollen greifen, etwa moderne Fachräume in den Schulen einrichten, in denen experimentiert werden kann. „Wir haben Vieles früher nicht machen können, was notwendig gewesen wäre“, räumt der OB ein. Das wird jetzt nachgeholt – maßvoll. „Das Bedürfnis nach Luxuseinrichtungen gibt es nicht“, sagt Maisch. Und so kann die Stadt Steuern stabil halten, die Wassergebühren um einen und die für Abwasser sogar um vier Cent senken.

Neue Flächen für Gewerbe und Wohnen

Gut aufgestellt ist auch das Enztalbad unter neuer personeller Leitung. „Der Betrieb ist schuldenfrei, kann aber natürlich nicht ohne Defizit betrieben werden“, sagt Maisch. Das neue Führungsteam bekomme gute Kritiken, sagt er – wie übrigens auch das der Sozialstation, die nach einer Umstrukturierung erstmals seit dem Jahr 2013 wieder Gewinne erwirtschaftet hat. Auch neue Flächen in Sachen Gewerbe und Wohnen sind im Blick: Das Gewerbegebiet Perfekter Standort ist bis auf ein paar private Flächen nahezu ausgebucht. „Hier wäre eine Erweiterung möglich“, sagt der Rathauschef. Zudem hofft man, das zwölf Hektar große Gewerbegebiet Fuchsloch III erschließen zu können – hier hängt es noch an einem unwilligen Grundstückseigentümer. Ein neues Wohngebiet mit 3,6 Hektar Größe ist die Illinger Höhe in Ensingen. Die Baulandpreise werden wohl bei 300 Euro je Quadratmeter liegen.

Es gibt aber auch Streitthemen in der Großen Kreisstadt. Der Gemeinderat hat einen Bürgerentscheid beschlossen: Gegen den geplanten Wohnbau und Einzelhandel in den Köpfwiesen-Gärten regt sich Widerstand. „Es wird bis zur Abstimmung am 18. März noch genug Gelegenheit geben, die Argumente zu hören“, gibt sich Maisch gelassen. Und bis zur nächsten OB-Wahl im Jahr 2022 ist noch Zeit.

Ob Maisch bis dahin weiterhin niedrige Zinsen und hohe Steuern das Arbeiten erleichtern? Da lässt sich der 53-Jährige zu keinen Prognosen verleiten. „Wir hatten auch schon schwierige Zeiten, das dürfen wir nicht vergessen“, mahnt Maisch. Er ist eben Schwabe. Da sollte man nicht zu viel Optimismus verbreiten – sonst könnten die Wünsche schnell in den Himmel wachsen.