In der Tagesstätte des Gemeindepsychiatrischen Zentrums in Stuttgart-Birkach läuft seit Corona einiges anders. Im März zieht der Treffpunkt, der im Ort besser als Café Fröschle bekannt ist, nach Sillenbuch.

Birkach - Fast jeden Tag ist Udo Walkowski im Café Fröschle gewesen. Dort hat er mit anderen gekocht, gemalt und Theater gespielt. Seit der Coronapandemie ist das nicht mehr möglich. Mittlerweile geht der Birkacher nur noch ein- bis zweimal im Monat in die Tagesstätte des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ). Gespräche mit anderen Klienten sind im Lockdown gar nicht, im vergangenen Sommer waren sie nur in kleinen Gruppen möglich. „Der Kontakt zu den anderen fehlt schon“, erzählt Walkowski, „jetzt unterhalte ich mich eben auf der Straße mit Leuten, die ich kenne“.

 

Vieles hat sich verändert im Alltag der Tagesstätte

Der Alltag im Café Fröschle hat sich verändert. Mitarbeiter und Klienten dürfen sich während des Lockdowns nur zu zweit treffen. „Wir gehen jetzt viel spazieren“, berichtet Nadja Schmidt, die für die Birkacher Tagesstätte zuständig ist. Mittagessen gibt es nur noch zum Mitnehmen, Gruppen durften sich im vergangenen Sommer nur zu viert treffen, jetzt gar nicht mehr. Früher konnte man die Woche über ins Café kommen, wann immer man wollte – heute braucht man einen Termin und muss sich an ein strenges Hygienekonzept halten.

Das hat aber durchaus positive Effekte: „Jetzt schaffen es sogar Leute mit Depressionen, um 8.30 Uhr da zu sein, da hätte man sie früher nie aus dem Bett gekriegt“, sagt Nadja Schmidt. Außerdem würden die Termine zuverlässiger wahrgenommen und abgesagt, wenn man mal nicht kann. Als noch Treffen in Kleingruppen erlaubt waren, hätten sich daraus einige Freundschaften gebildet, erzählt Schmidt: „Davon können die Klienten vielleicht jetzt noch zehren, wenn sie sich gegenseitig mal anrufen.“

Einige Klienten sind einsam in der Coronazeit

Insgesamt nehme die Coronazeit die Klienten des Gemeindepsychiatrischen Zentrums aber mit. „Viele haben keine Familie oder die Familie hat sich von ihnen abgewandt“, sagt Schmidt. Bei Spaziergängen berichten einige von Einsamkeit. Freunde, Bekannte oder Mitarbeiter des Café Fröschle anzurufen, sei für viele eine große Hürde. „Deshalb rufen wir sie immer an, damit jemand von außen auf sie zugeht“, sagt Schmidt. Im ersten Lockdown hätten sich einige Klienten so zurückgezogen, dass sie von selbst nicht wieder in die Tagesstätte gegangen sind, als sie es gedurft hätten. „Das ist ein richtiger Kraftakt für uns, bis sie wieder kommen“, sagt Schmidt.

Udo Walkowski dagegen freut sich schon darauf, wenn er wieder öfter in die Tagesstätte kommen darf. Ihm gehe es zurzeit recht gut. „Ich bin ja nicht alleine“, sagt er. Täglich kommt eine Pflegerin zu ihm, die Medikamente bringt, jemand anderes hilft ihm im Haushalt, er hat engen Kontakt zu einem Nachbarn, und seit einem halben Jahr leistet ihm sein Hund Bobby Gesellschaft. „Ich hatte mich schon drei, vier Jahre Teilzeit um ihn gekümmert“, erzählt Walkoswki. Als Bobbys Frauchen dann ins Pflegeheim gezogen ist, hat Walkoswki den Hund komplett übernommen. Der Birkacher kann zu seinen Terminen im Café Fröschle immer zu Fuß gehen. Künftig wird er den Bus nehmen, das hat er schon geplant. Denn im März wird das Café Fröschle umziehen – nach fast 20 Jahren.

Die Räumlichkeiten an der Alten Dorfstraße sind zu klein geworden. „Wir sitzen teilweise zu dritt und zu viert im Büro“, sagt Nadja Schmidt, „künftig haben wir viel mehr Büros und einen eigenen Gruppenraum“. Und zwar in Sillenbuch direkt an der Stadtbahn-Haltestelle. „Viele Mitarbeiter und Klienten freuen sich, weil die Anbindung dann besser ist“, sagt Schmidt. Freilich sei der Wegzug aus Birkach schade, dort ist die Einrichtung schließlich groß geworden – aber eben so groß, dass der Platz nicht mehr ausreicht. Von anfangs vier Mitarbeitern ist die Zahl auf mehr als 35 gestiegen. Gleichzeitig kommen auch mehr Klienten.

Die bisherigen Räume sind zu klein geworden

Ob das Café Fröschle in Sillenbuch seinen Namen behalten wird, steht noch nicht fest. „Manche Klienten wünschen sich eine leichte Abwandlung des Namens, andere wollen etwas ganz Neues“, sagt Schmidt, „wir hören ihnen jetzt mal zu und entscheiden das später“.

Zurzeit wird fleißig gepackt. Ein paar Möbel werden mit umziehen, andere sind zu alt dafür. Außerdem sind neue Stühle, Tische und eine Einrichtung für die neue Küche nötig – dafür muss die Evangelische Gesellschaft Stuttgart (Eva) als Träger der Tagesstätte erst einmal genügend Geld zusammenbekommen. „Wir freuen uns immer über Spendengelder“, sagt Schmidt.