Rund 60 000 Euro will die Stadt Filderstadt in die Hand nehmen, um die Digitalisierung voranzubringen: Die Stadträte sollen mit Tablet-PCs arbeiten, damit die Sitzungsunterlagen nicht länger auf Papier ausgedruckt werden müssen. Was sagt eine Testgruppe, die genau dieses Arbeiten ausprobiert hat, dazu?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Eine Gemeinderatssitzung beginnt nicht erst, wenn die ersten Worte gesprochen werden: In der Vorbereitung beginnt sie schon viel früher, wenn die Tagesordnung festgesetzt wird und die jeweiligen Vorlagen und Anträge zu den geplanten Themen formuliert und dann innerhalb der Verwaltung fertiggestellt werden. Und dann gehen unendlich viele Kopien von Tagesordnung und Vorlagen in Papierform auf die Reise: zu den Stadträten, zu den beteiligten Ämtern, zur Presse.

 

Testgruppe hat Software ausprobiert

Diese Papierflut will die Stadt Filderstadt nun eindämmen. Am 8. April entscheidet der Gemeinderat über den Vorschlag der Verwaltung, rund 60 000 Euro in Tablet-Computer zu investieren. Mit einer darauf installierten App können die Stadträte dann die Unterlagen abrufen und mit Notizen und Markierungen versehen. „Man muss sich das als ganz normale Gremienarbeit vorstellen, nur eben papierlos“, erklärt Lena Gillmeister, die persönliche Referentin des Oberbürgermeisters. Die 60 000 Euro sind für die Anschaffung von i-Pads für alle Stadträte und einige Mitarbeiter der Verwaltung gedacht, sowie für die Lizenzen der verwendeten Software und die nötige Erweiterung des kabellosen Internets im Bürgerzentrum. Danach würden dann rund 8000 Euro jährlich für Softwarenutzung und Mobilfunkkosten anfallen.

Um sicherzugehen, dass der Wechsel Sinn ergeben würde, hat eine Testgruppe in den vergangenen Monaten das ausprobiert, was vielleicht bald der ganze Gemeinderat machen soll: Sie haben das ausgesuchte Programm, „Dipolis“ mit Namen, im täglichen Gebrauch ausführlich getestet. „Aus der Testgruppe kam die Empfehlung, es zu machen“, berichtet Gillmeister. Es habe aber noch Verbesserungswünsche gegeben, beispielsweise bei der Nutzeroberfläche der Software. Neben Vertretern der Stadtverwaltung war auch je ein Abgesandter der vier Gemeinderatsfraktionen in der Testgruppe. Dennis Birnstock (FDP) war für die CDU/FDP-Fraktion dabei. Er sieht auch noch Verbesserungspotenzial bei der App. „Besonders bei der Handhabung der App bei den Leuten, die nicht technikaffin sind, bin ich gespannt“, sagt Birnstock.

Die Stadt habe aber bereits eine Schulung sowie anschließende Betreuung für die Nutzer angeboten. „Die App-Entwickler haben diese auch schon mehrmals verbessert“, berichtet Birnstock. Das seien gute Zeichen, dass dies auch weiter klappen kann. „Die Digitalisierung unserer Ratsarbeit ist auf jeden Fall der richtige Weg“, sagt der 27-Jährige, der sich dem Thema Digitalisierung in allen Bereichen verschrieben hat. „Was wir damit an Papier einsparen, das ist so viel, dass wir es fast damit gegenfinanzieren könnten.“ Es sei wichtig, dass die Stadtverwaltung beim nächsten Schritt ins digitale Zeitalter vorangehe. „Das wird zukünftig auch die Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung erleichtern“, ist sich Birnstock sicher.

Zuerst kommt eine Übergangsphase

Auch Monika Riegraf, grüne Stadträtin aus der Testgruppe, meint, dass die digitalisierte Ratsarbeit kommen muss. Sie ist allerdings weniger zufrieden mit der gewählten Software. „Die App ist noch nicht besonders ausgereift“, sagt die Informatikerin. „Wir warten auf die versprochene Aktualisierung im April.“ Auch sie zweifelt, ob Stadträte, die wenig technikaffin sind, den Wechsel gut hinbekommen. „Dafür braucht es eine lange Übergangsfrist, und neben den Schulungen auch eine Hotline, bei der man anrufen kann, wenn man Probleme hat.“ Die Testgruppe sei sich aber einig gewesen: „Wir wollten die Sache jetzt schon auf den Weg bringen, und nicht erst, wenn das heiß ersehnte Update da ist.“

Sollte der Gemeinderat am 8. April dem Vorhaben zustimmen, dann wird es zunächst nach der Kommunalwahl im Mai eine Übergangsphase geben, in der es beide Modelle gibt, anschließend dann nur noch die papierlose Variante. Nach der Umstellung auf die papierlose Gremienarbeit werden rund 230 000 Blatt Papier und etwa 350 000 Kopien pro Jahr eingespart. Laut der Münchner Initiative Pro Regenwald braucht es zur Herstellung eines Packens Kopierpapier mit 500 Blatt 7,5 Kilogramm Holz, 130 Liter Wasser und 26,8 Kilowattstunden Energie. Es werden also rund 5250 Kilo Holz pro Jahr eingespart – das sind einige Bäume.