Das fast 100 Jahre alte Milchhäusle in Kernen-Rommelshausen wird nach dem Auszug der Jugendarbeit abgerissen, um Parkplätze für die Feuerwehrleute bei Brandalarm zu schaffen. Mancher Gemeinderat bedauert dies.

Kernen - Kernen - Die Seestraße zwischen der Haupt- und der Haldenstraße in Rommelshausen ist marode, und darunter gibt es auch noch einen zu klein dimensionierten und daher überlasteten Kanal. In seiner Sitzung an diesem Donnerstag hat der Gemeinderat Kernen einen Grundsatzbeschluss gefällt, die Seestraße mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Sanierungstopf für etwa 555 000 Euro herzurichten,. Dieser Preis versteht sich einschließlich sieben neuer Stellplätze anstelle des zum Abbruch bestimmten Milchhäusles. Der Kanal wird für 155 000 Euro ausgewechselt.

 

Sieben markierte neue Stellplätze und fünf in zweiter Reihe

Feuerwehrleuten, die bei Alarm ins Gerätehaus eilen, sollen laut der Pläne fünf weitere Stellflächen zur Verfügung stehen, die allerdings die übrigen Parkplätze versperren würden. Damit dies funktioniert, forderte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Pfänder, alle Stellplätze beim Gerätehaus für die Brandbekämpfer zu reservieren.

SPD schwenkt um: „Keine Möglichkeit mehr für den Erhalt“

Die SPD-Fraktion, die sich lange gegen den Abriss des langjährigen Jugendzentrums stark gemacht hatte, ist in der Sitzung umgeschwenkt: „Es gibt neue Fakten. Es gibt keine Möglichkeit mehr für den Erhalt“, sagte die Gemeinderätin Ingrid Möhrle. Laut einer Aufstellung des stellvertretenden Bauamtsleiters Thomas

Bauer, einem Hochbau-Spezialisten, würde eine Sanierung etwa 175 000 Euro kosten, was für ein Gebäude mit nur etwa 55 Quadratmetern Fläche zuzüglich Küche und sanitärer Anlagen im Erdgeschoss und etwa 12 Quadratmetern im Dachgeschoss sehr viel Geld wäre.

„Das Obergeschoss ist wegen der Dachschräge und einem durch den gesamten Raum verlaufenden, konstruktiv bedingten Überzug nicht wirklich nutzbar“, sagte der Beigeordnete und Bauamtsleiter Horst Schaal. „Das Gebäude entspricht auch in keiner Form den Anforderungen der aktuellen Energiesparverordnung.“ Im Falle einer Sanierung wird eine Wärmedämmung für die Außenfassade fällig. Türen und Fenster müssten erneuert werden. Eine neue Heizungsanlage mit Brauchwassererwärmung müsste eingebaut werden. Auch die Elektroinstallation kann so nicht bleiben. Für eine öffentliche Nutzung müsste die Gemeindeverwaltung auch noch eine barrierefreie Toilette einbauen. „Es lohnt sich nicht. Das Häusle wird einer öffentlichen Nutzung nicht gerecht“, sagte Horst Schaal. Eberhard Kögel (PFB) und Michael Burger (OGL) zeigten sich dennoch enttäuscht, dass ein historisch bedeutsames Relikt der früheren Landwirtschaft in Rommelshausen beseitigt wird. Für die Jugendarbeit wird das Milchhäusle von der Jahresmitte an nicht mehr benötigt, da diese dann in die neuen Räume im ehemaligen Kleintierzüchterheim in der Kelterstraße umziehen soll.

Nur noch an der Hauptstraße kommt Pflasterbelag, ansonsten muss Asphalt reichen

Fast fraktionsübergreifend lehnten die Gemeinderäte die Gestaltungsvorschläge von Architekt Ralf Duffner aus dem Büro Zoll anfangs ab. Statt des rötlich gefärbten Pflasters votierten Volker Borck (CDU), Andreas Pfänder (SPD) und Hans Dietzel (UFW) für einen kostengünstigen Schwarzbelag, weil der Parkplatz für das Feuerwehrgerätehaus „kein repräsentativer Platz, sondern von untergeordneter öffentlicher Bedeutung sei“, wie Borck formulierte. Horst Schaal rang ihnen ein Pflaster im vorderen Bereich an der Hauptstraße, wo auch der Platzcharakter an der Kreuzung durch einen Baum markiert wird, ab: „Da vorne soll die gestalterische Musik auch spielen.“ Dies erwartet seiner Darstellung nach auch das Regierungspräsidium, das im Sanierungsgebiet 60 Prozent der förderfähigen Kosten bereitstellt, in diesem Falle 209 000 Euro. Die Hoffläche vor und der Weg hinter dem Feuerwehrgerätehaus erhalten dagegen den Schwarzbelag. Ein Mäuerchen mit Sitzgelegenheiten soll sicherstellen, dass allzu eilige Feuerwehrleute im Einsatz keine Menschen auf dem Durchgang hinter dem Feuerwehrmagazin gefährden.

Die Parkplätze zu schaffen, hält Bürgermeister Stefan Altenberger für sehr sinnvoll. Eine Fusion der beiden Feuerwehrabteilungen und der Bau eines gemeinsamen Gerätehaus ist in den nächsten zehn Jahren noch nicht zu erwarten, betonte er.