Neun Mitglieder verlassen am Montag den Gemeinderat – manche nach 25 Jahren.

Renningen - Um die 1200 Stunden haben die Mitglieder des Renninger Gemeinderats in den vergangenen fünf Jahren in ihr Ehrenamt investiert, rechnete der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) vor. „Das bedeutet ein dreiviertel Jahr Vollbeschäftigung.“ Neun Mitglieder dieses Gremiums nahmen am Montagabend ihren Abschied – manche freiwillig, andere wurden nicht wiedergewählt. Den größten Wechsel hat dabei die CDU erfahren. Manche waren erst seit wenigen Jahren dabei, andere schon seit einem Vierteljahrhundert. Gleich vier der fünf bisherigen Vertreter waren zur Wahl nicht wieder angetreten.

 

Die Dienstjüngsten, die am Montag verabschiedet wurden, waren Brigitte Bentel (Freie Wähler, 2016 nachgerückt) und Barbara Kreis (Grüne, 2017 nachgerückt). Augenzwinkernd richtete sich Wolfgang Faißt an Barbara Kreis, dass der Ratssitz immerhin in der Familie bleibe – ihre Tochter Katharina Kreis wurde nämlich, ebenfalls für die Grünen, gewählt.

Zwei Ausgeschiedene, die dafür bekannt waren, gegenüber Faißt und der Verwaltung kein Blatt vor den Mund zu nehmen, waren Erwin Eisenhardt (Grüne) und Rose Marie Fischer (Frauen für Renningen). „Sie hinterfragte Sachverhalte sehr stark“, erzählte der Bürgermeister über Fischer und ergänzte schmunzelnd: „Ihre Nachfragen waren schon gefürchtet. Sie zeigte immer klare Kante.“ Auch gegenüber Eisenhardt, der am Montag nicht anwesend war, machte er keinen Hehl aus dem nicht immer leichten Verhältnis. „Er setzte sich mit Nachdruck für seine Ziele ein und galt auch unter Parteikollegen durchaus als streitbar“, so Faißt.

Die alltägliche Arbeit beeindruckt

Neben Markus Marohn (Freie Wähler) und Christl Stegmüller (CDU) verließen den Rat am Montag noch drei Mitglieder der CDU, die alle bereits seit 25 Jahren dem Gremium angehörten, namentlich Maurus Holtermann, Martin Grötzinger und Peter Weiß. Mit Peter Weiß geht zudem der bisherige Fraktionsvorsitzende.

„Pragmatisch und immer das Ergebnis im Blick, offen und ehrlich und ein wichtiger Träger der Demokratiekultur“, so beschrieb ihn Wolfgang Faißt. Gerne hätte er noch weiter mit ihm zusammengearbeitet. Mit seinen 74 Jahren habe er sich jedoch entschlossen, seine Aufgaben in jüngere Hände zu legen. „Dazu gehört viel Größe“, befand Faißt.

„Wenn man aufhört, wird man oft gefragt, was einen bei der Arbeit als Gemeinderat besonders beeindruckt hat“, erklärte Peter Weiß stellvertretend für alle ausscheidenden Ratsmitglieder. Hierzu nannte er keine großen Ereignisse oder Errungenschaften, sondern vor allem die Teile der alltäglichen Arbeit wie den „Umgang mit den unterschiedlichesten Menschen und das Einarbeiten in vielfältigste Themen“. Er lobte die freundliche Diskussionskultur im Gremium mit vielen einstimmigen Entscheidungen. „Natürlich ging man auch mal unzufrieden aus einer Sitzung, weil eine Abstimmung nicht so ausfiel, wie gewünscht. Aber auch das gehört dazu.“

Das Gremium wird jünger

„Mit dem heutigen Tag wird das Gesicht des neuen Gemeinderats jünger“, bemerkte der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) mit Blick auf die neuen Mitglieder. Einen nicht unerheblichen Teil dazu trägt die 21-jährige Katharina Kreis (Grüne) bei. Als jüngstes Ratsmitglied sprach sie gemeinsam mit ihrem Fraktionskollegen Jochen Breutner-Menschick als dienstältestem Ratsherrn den Eid stellvertretend für alle neuen Vertreter in dem Gremium. Etwa ein Drittel im Renninger Rat sind zukünftig Frauen, zwei Drittel sind Männer. Das Verhältnis Malmsheimer zu Renninger liegt bei drei zu acht.

Teil der konstituierenden Sitzung waren auch die Neubesetzungen der Ausschüsse sowie die Wahl von Vertretern in den Jugendbeirat, in den Aufsichtsrat der Stadtbau Renningen GmbH und weitere Gremien. Da die FDP nur mit einem Ratsherrn vertreten ist, Oliver Schmiedeberg, ist sie nur Teil des Verwaltungsausschusses und hat keinen Sitz im Technischen Ausschuss. Zudem stand die Wahl zum ehrenamtlichen Stellvertreter des Bürgermeisters aus den Reihen des Gemeinderats an. Dieses Amt füllt weiterhin Marcus Schautt von den Freien Wählern aus.

Dieser ließ es sich nicht nehmen, nach seiner Wahl noch ein paar ernste Worte an das Gremium zu richten. Dabei begann er mit einem Zitat von Hermann Hesse und ergänzte dann: „Die Hermann-Hesse-Bahn ist ein Negativbeispiel, wie die Zusammenarbeit nicht laufen sollte.“ Auf Sachebene dürfe und solle auch gestritten werden, trotzdem müssten Gespräche und Diskussionen immer vertrauensvoll und sachlich geführt werden. „Wo es daran mangelt, da gedeihen Blockaden, Stillstand und auch Hass.“

Einen strukturellen Wechsel innerhalb ihrer Fraktion hat zudem die SPD bekannt gegeben: Den Fraktionsvorsitz hat nun Jan Hambach als Stimmenkönig inne, nicht mehr wie bisher Thomas Mauch.