Der Waiblinger Gemeinderat fällt den Baubeschluss für Umtragungs- und Einstiegsstellen im Zuge des interkommunalen Gartenschau-Projekts. Sie sollen dafür sorgen, dass die Rems besser für Wassersportler nutzbar wird.

Waiblingen - Mit 20 Pro- und zehn Gegenstimmen sowie zwei Enthaltungen hat der Waiblinger Gemeinderat am Donnerstagabend den Bau von zwei Ein- und Ausstiegsstellen sowie zwei Umtragungsstellen an der Rems beschlossen. Somit ist zumindest aus Waiblinger Sicht der (Wasser-)Weg frei für das interkommunale Gartenschau-Projekt Kanuroute. Der ein oder andere Rat hat indes leichte Zweifel an der Interkommunalität geäußert.

 

Frieder Bayer von der Alternativen Liste (ALi) etwa meinte angesichts der Strecke, die anders als ursprünglich geplant statt in Winterbach wohl erst beim Birkel-Wehr in Weinstadt-Endersbach beginnt: „99 Prozent der Kanuroute sind auf Waiblinger Markung, das ist eher ein städtisches Projekt.“ Und von der Geheimen Mühle bei Beinstein bis zur Hahnschen Mühle an der Erleninsel könne man jetzt bereits schon fahren, argumentierte Bayer, der die Kosten von rund 109 000 Euro für das Projekt zu hoch fand: „Da stimmt die Relation nicht.“

OB: Projekt sollte „zeitnah entschieden werden“

Für die Ali-Fraktion stellte Dagmar Metzger den Antrag, die Sache zurück in den Ausschuss für Planung, Technik und Umwelt (PTU) zu verweisen. Dieser hatte eigentlich vor rund zwei Wochen den Baubeschluss für die Kanuroute auf seine nächste Sitzung Ende Oktober vertagt. Wieso der Baubeschluss nun bereits Mitte Oktober gefällt worden ist – und das im Gemeinderat – begründete der Oberbürgermeister Andreas Hesky auf Nachfrage folgendermaßen: „Wir wollten über das Projekt zeitnah entscheiden.“

Der Ältestenrat, in dem neun Gemeinderäte aus den Fraktionen vertreten seien, habe deshalb beschlossen, das Thema Kanuroute auf die Tagesordnung zu setzen. „Der Gemeinderat hat das Recht, in so einem Fall Tagesordnungspunkte an sich zu ziehen“, sagte Hesky.

Im Hinblick auf den Ausstieg der Gemeinde Remshalden aus dem Kanuprojekt (wir berichteten), sagte Hesky in der Gemeinderatssitzung, er „bedauere es zutiefst, dass viele Kommunen Abstand nehmen von den geplanten interkommunalen Projekten“. Denn diese seien ein wichtiger Bestandteil der Gartenschau, mit der man Besucher ins Remstal locken wolle.

Positive Signale aus Weinstadt

Zumindest aus der Nachbarkommune Weinstadt habe man aber „sehr positive Signale“ erhalten, sagte die Baubürgermeisterin Birgit Priebe: „Sie will an der Route festhalten.“ Die auf Waiblinger Markung benötigten Umtragungsstellen an der Geheimen Mühle und dem Hahnschen Wehr sowie die Ausstiegsstellen an der äußeren Luisenanlage und der Galerie Stihl wolle man aus Kostengründen so schlicht wie möglich gestalten.

Das wäre im Sinne des SPD-Fraktionsvorsitzenden Roland Wied, der sagte, er stehe der Kanuroute grundsätzlich positiv gegenüber, erwarte aber, „dass da keine Luxusbauwerke geschaffen werden“. Er regte an, dass sich „professionelle Nutzer“ der Route, etwa jene, die geführte Paddeltouren auf der Rems organisieren, an den Kosten beteiligen könnten. Wied kritisierte, dass die Verwaltung erst in der vergangenen PTU-Sitzung über das Projekt informiert habe: „Es ist ja wohl klar, dass da dann Fragen aufkommen.“

Der CDU-Fraktionschef Siegfried Kasper nannte die Kanuroute „eine echte Bereicherung“, fügte aber an: „Was uns missfällt ist, dass manche Dinge erst sehr, sehr spät vorgesetzt werden – und von uns wird dann verlangt, schnell zu entscheiden.“ Wilfried Jasper (Demokratische Freien Bürger) bezeichnete die Kanustrecke als „unverzichtbare Verbindung zwischen den Kommunen“ und als „absolut wünschenswert“. Der Eingriff in die Natur sei „vernachlässigbar, die Summe überschaubar“.

Unterschriftenliste gegen „Kunstlichtung“

Eine Liste mit rund 450 Unterschriften von Bürgern, die nicht mit der geplanten „Kunstlichtung“ in der Waiblinger Talaue (wir berichteten) einverstanden sind, hat die Verwaltung zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Donnerstag überreicht bekommen. Die Kritiker des Gartenschauprojekts regten bei der Übergabe an, bei den Planungen inne zu halten und zu prüfen, ob das Konzept richtig sei. Von den ursprünglichen Plänen sei nicht viel übrig geblieben. Die Pflanzung von 225 Silberweiden ziehe hohe Pflegekosten nach sich.

„Die Kosten sind berücksichtigt“, versicherte der Oberbürgermeister Andreas hesky. Und sollte die Naturschutzbehörde die „Kunstlichtung“ nicht genehmigen, werde sie nicht kommen. Die Talaue sei aber eine öffentliche Grünfläche und kein Landschaftsschutzgebiet. Die Verwaltung will zu einer Informationsveranstaltung am 18. November einladen.