Studierende der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung befragen Bürger.

Stuttgart-Zuffenhausen - Zu viel Lärm, zu viel Müll, zu viel Verkehr: Ist das alles, was Zuffenhausen zu bieten hat? Das Image des Stadtbezirks hat auf jeden Fall in den vergangenen Jahren stark gelitten. Leer stehende Geschäfte auf der Unterländer Straße und der fehlende Branchenmix auf der Einkaufsmeile tun ihr Übriges dazu. Doch im Stadtbezirk möchte man sich damit nicht einfach abfinden. „Es ist unser ureigenes Interesse, dass der Begriff Zuffenhausen in den Köpfen der Menschen positiv besetzt ist“, sagte die stellvertretende Bezirksvorsteherin Karin Buschkühl am Montagabend in der Zehntscheuer. Dorthin hatten rund zehn Vereine und Institutionen ihre Vertreter entsandt, nachdem der Verein „aktive Stuttgarter – Gemeinschaft der Vereine für Handel, Handwerk, Gewerbe, Dienstleistungen und Freie Berufe“ zu einem Treffen eingeladen hatte.

 

Das Ziel: „Das Negative ins Positive wandeln“, betonte Martin Schaaf, der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen (BDS) Zuffenhausen. „Nicht jeder fühlt sich hier im Stadtbezirk zuhause. Das muss sich ändern.“ Wie das gelingen kann, dazu werden rund 100 Studierende der privaten Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HfK+G) bald einige Vorschläge machen. Seit sechs Wochen sind sie schon im Stadtbezirk unterwegs, befragen Zuffenhäuser Bürger, Inhaber von Geschäften. „Wir sind mittendrin in Zuffenhausen“, sagte die Professorin Michaela Köhler. Die Studierenden würden unvoreingenommen in den Bezirk kommen, beobachten, den Bestand festhalten und aus den Ergebnissen Visionen formulieren. Dabei gehen sie auch Wege, die vorher noch nicht beschritten wurden. „Einige Studierende waren in den Casinos, haben sich da reingesetzt und sich mit den Leuten unterhalten“, sagte Köhler. Auch diese Menschen leben in Zuffenhausen. Was bewegt sie? Wie sehen sie ihren Bezirk? Diese Fragen wurden auch schon Jugendlichen gestellt, die sich im Zehnthof und auf dem Festplatz versammelt hatten. „Wir haben sie gefragt, ob sie wissen, dass sie als Gruppe auf ältere Menschen abschreckend wirken können“, sagte die Vizepräsidentin der Hochschule, Christiane Nowottny. Die Jugendlichen hätten gleich eine Einladung ausgesprochen: „Die können gerne zu uns kommen und eine Tüte rauchen.“ Das werde natürlich niemand machen, sagte Nowottny. Aber die Bereitschaft sei da, dass sich unterschiedliche Gruppen und verschiedene Generationen annähern – auch in Zuffenhausen.

Es werden noch Interviewpartner gesucht

Passieren könnte das nicht nur auf der Straße, sondern auch in einem sogenannten Begegnungsraum. Der Geschäftsführer des Vereins „aktive Stuttgarter“, Gregor Schwarz, hätte sich vorstellen können, den Raum im ehemaligen Kaufhaus Nuspl einzurichten – zumindest vorübergehend. „Allerdings geht das leider nicht, weil wir nicht wissen, ob im Januar nicht schon ein neuer Mieter für das Objekt zur Verfügung steht“, sagte Schwarz. Eine alternative Immobilie konnte bislang nicht ausfindig gemacht werden. Bis Ende Januar sollte sich da aber noch etwas tun. Dann brauchen die Studierenden Räumlichkeiten, in denen sie die Ergebnisse ihrer Semester-Arbeit vorstellen können. „Wir sind nicht die Problemlöser Zuffenhausens“, betonte Köhler. Aber man könne sogenannte crossmediale Kommunikationswege entwickeln, Ideen liefern und Impulse setzen. Man könne aufzeigen, wie man über Instagram die junge Generation erreicht, über Facebook die 30- bis 50-Jährigen und über die Zeitung die ältere Generation, ergänzte Nowottny.

Eine Internetplattform gibt es schon, die dazu dienen soll, dass „sich Außenstehende schnell informieren können, was in Zuffenhausen los ist“, sagte BDS-Schriftführerin Hanna Schaaf. „Wir müssen die Kommunikation untereinander verbessern. Für das Fleckenfest funktioniert das immer gut, aber den Rest vom Jahr weiß der eine Verein nicht unbedingt etwas vom anderen.“ Alle sollten von der Internetseite www.zuffenhausen-zuhause.de profitieren. Deshalb könne man gerne Veranstaltungshinweise oder andere Informationen aus Zuffenhausen an sie schicken. Weitere Informationen gibt es per E-Mail unter: info@zuffenhausen-zuhause.de.

Wie geht es nun mit den Studierenden weiter? In den nächsten Tagen und Wochen wird es noch mehr Interviews geben. „Wir suchen noch Protagonisten, typische Zuffenhäuser“, sagte Nowottny. Entweder werde man von den Studierenden angesprochen, die sich bei Vereinen und Institutionen melden oder man könne die Hochschule auch direkt kontaktieren – per E-Mail: harald.strauss@hfk-bw.de. „So viele Menschen wie möglich sollen befragt werden – frei nach dem Motto ,Zuffenhäuser, wer bist du? Zeig dich!‘“, sagte Professor Harald Strauß und schmunzelte.