Verkehrsminister Winfried Hermann besucht die Gemeinschaftsschule in Korb und lässt sich Projekte der Schüler erklären. Bei einer Diskussion über neue Jobs und Berufsaussichten gibt es auch unbequeme Fragen.

Korb - Diesen Besuch hat der Rektor Thomas Kuntz gemeinsam mit Lehrern und Schülern von langer Hand geplant: Der baden-württembergische Verkehrsministers Winfried Hermann wird in der Korber Gemeinschaftsschule erwartet. Es solle kein gewöhnlicher Politikerbesuch werden, betonte Kuntz am Donnerstag: „Die Schüler haben konkrete Fragen an den Minister, und sie wollen auch konkrete Antworten.“

 

Minister will Zeichen für die Schulform setzen

Um Hermann einen Einblick in den Unterricht zu geben, nimmt der Schulleiter den Minister zuerst mit in eine Stunde der Klasse 10b im Fach Naturwissenschaft und Technik. Hier haben die Schüler physikalische Experimente selbst geplant und anschließend – zumindest größtenteils – auch zum Laufen gebracht. Lisa, Sahra und Alisa haben ein Windrad gebaut, das durch Windkraft eine Pumpe antreibt, die Wasser in die Höhe fördert. „Unser Problem war, dass wir lange tüfteln mussten, bis wir die Kreisbewegung des Windrads in eine Hoch-Runter-Bewegung der Pumpe umgewandelt hatten“, beschreibt die 16-jährige Lisa die Herausforderung. Winfried Hermann lässt sich alles genau erklären und lobt anschließend das Potenzial, welches die Gemeinschaftsschule bei jungen Menschen fördere. Davon ist der frühere Lehrer Hermann offenkundig prinzipiell überzeugt: „Ich habe mich bewusst entschieden, immer wieder Gemeinschaftsschulen zu besuchen, um ein Zeichen zu setzen, dass wir diese Schulform wertschätzen.“ Lisa und ihre Teamkolleginnen sind derweil sichtlich stolz auf ihr Werk, welches, im Gegensatz zu manch anderem, tatsächlich funktioniere, wie die Schülerin betont.

Die Arbeitsplätze der Zukunft

Im Anschluss erwarten den Verkehrsminister etwa 100 Schüler der Abschlussklassen 9 und 10, um ihm sorgfältig vorbereitete Fragen zu stellen. In einem ersten Block wollen die Schüler Winfried Hermann mit persönlichen Fragen auf den Zahn fühlen. Wie er morgens zur Arbeit komme, ob er Ökostrom beziehe und warum er überhaupt Politiker geworden ist, fragen drei Schülerinnen. Wann immer es möglich sei, fahre er mit dem Fahrrad, antwortet der Minister wenig überraschend, bejaht die Frage nach dem Ökostrom und ergänzt, dass auch er noch kein eigenes Kraftwerk im Garten habe. Politiker sei er geworden, weil er für viele Menschen etwas bewirken wollte, erklärt Hermann, der vorher als Lehrer gearbeitet hatte.

Gespannt lauschen die Schüler den Antworten des Ministers. Eine Schülerin möchte wissen, wo in der Zukunft neue Arbeitsplätze entstehen werden. Man werde immer Menschen brauchen, die Computer programmierten und überwachten, antwortet Winfried Hermann. Vor allem aber in der Pflege werde es deutlich mehr Fachkräfte brauchen, prognostiziert der Verkehrsminister.

Mobilität ganz neu denken

Beim Thema Technik und Innovation fällt seine Antwort leidenschaftlicher aus: „Was ich heute gesehen habe, hat mich schwer beeindruckt“, sagt Hermann. Es sei wichtig, dass sich junge Menschen mit Lösungen für aktuelle Probleme beschäftigten. „Wer die Trends der Zeit nicht erkennt, der ist ein Verlierer“, stellt der Minister fest. Daher sei es wichtig, Mobilität ganz neu zu denken. Dazu gehöre der öffentliche Nahverkehr genauso wie neue Radschnellwege oder die Elektromobilität.

Nach knapp einer Stunde verabschiedet sich der Minister wieder. Rektor Thomas Kuntz ist zufrieden mit dem Besuch: „Sachliche Antworten statt Politikerdeutsch“, resümiert er. So habe er sich das vorgestellt. Die Schüler diskutieren derweil die Antworten des Ministers noch untereinander.