Stuttgarts Marktbeschickern bleibt keine andere Wahl: Angesichts gestiegener Energiepreise passen sie ihre Preise den erhöhten Energiekosten an.

Wenn der freitägliche Wochenmarkt im Stuttgarter Osten um 10 Uhr morgens öffnet, herrscht vor den Verkaufsständen bereits reges Treiben. Frisches Gemüse, Wurst und Käse, Blumen und Backwaren: Das Angebot ist vielfältig. Und es ist begehrt – trotz steigender Lebensmittelpreise. Die Landwirtin Kornelia Clauß verkauft seit 25 Jahren saisonales Gemüse auf dem Wochenmarkt. „Das Problem sind die Energiepreise“, sagt sie. „Wir haben relativ viele Gewächshäuser, die beheizt werden müssen. Das ist jetzt doppelt so teuer.“

 

Einbußen sind kaum auszugleichen

Ihren Landwirtschaftsbetrieb in Esslingen betreibt Kornelia Clauß mit ihrem Mann Reinhard. Auf sieben Märkten verkaufen sie wöchentlich Gemüse, Salate und Kräuter. Dennoch sind die Einbußen kaum auszugleichen. „Das kann man über den Verkaufspreis natürlich nicht reinholen“, so Clauß. „20 Prozent, vielleicht ein Viertel, wenn es hochkommt. Sonst kauft es keiner mehr.“ Auch die Düngemittel seien teuerer geworden, denn die bräuchten in der Produktion viel Energie. „Das hat letztes Jahr schon angefangen. Wobei wir nicht ganz so betroffen sind, weil wir nicht viel Dünger verwenden.“

Öl und Weizen sind teurer geworden

Die Marktkundin Monika Simmet-Eser bemerkt auch eine Veränderung im eigenen Kaufverhalten. „Ich stelle bei mir selber fest, dass ich mehr Dinkel kaufe“, sagt die Rentnerin, die mehrmals die Woche auf den Stuttgarter Märkten einkauft. Außerdem halte sie Ausschau nach Sonnenblumenöl, das wie auch Weizen und Mais wegen des Ukraine-Kriegs derzeit immer schwieriger zu bekommen ist. Gut drei Viertel der weltweiten Sonnenblumenöl-Exporte kommen aus Russland und der Ukraine. Die Ukraine zählt außerdem zu den größten Getreideproduzenten der Welt. Die entsprechend erhöhten Preise für Backwaren sind auch an Stefanie Wittig nicht vorbeigegangen, die gemeinsam mit ihrer Schwester Sabine auf dem Biomarkt auf dem Marienplatz einkauft. 6,50 Euro habe sie für ein Weißbrot gezahlt, sagt die 53-Jährige. „Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass es teurer geworden ist.“

„Die Kunden haben auch Verständnis“

Auf dem Wilhelmsplatz in der Innenstadt verkauft Klara Bucher Gemüse aus eigenem Anbau. „Gerade die höheren Spritpreise bemerken wir schon“, sagt die 65-jährige Landwirtin. „Oder auch wenn wir jetzt die Samen oder die Setzlinge einkaufen, die sind teurer als im vorigen Jahr.“ Ein verändertes Kaufverhalten der Kunden könne sie jedoch nicht feststellen. Sie und ihr Mann Werner haben alle Hände voll zu tun; die Marktbesucher stehen Schlange vor ihrem Stand. Bucher macht sich wieder an die Arbeit. „Die Kunden haben auch Verständnis dafür“, sagt sie.