In diesem Corona-Jahr wird viel gegärtnert – und den Gärtnern immer wieder Obst und Gemüse gestohlen. Das ist für sie ärgerlich und frustrierend.

Stuttgart - „Wo ist denn der Kürbis?“ Die Frage überraschte den Nachbarn, der an einem dieser viel zu heißen Abende dankenswerter Weise das Gießen in dem Hof im Stuttgarter Osten übernommen hatte. Gemeinsam untersuchten die Gaisburger den langen, sattgrünen Kürbistrieb, der sich aus dem Hochbeet über den Hof schlängelte, und entdeckten zu ihrem Ärger – eine saubere Schnittstelle.

 

Einfach so auf das Privatgrundstück spaziert

Am Nachmittag, keine zwei Stunden vorher, hatte dort noch pure Hochbeetidylle geherrscht. Die Beete waren in der Zeit des Corona-Lockdowns entstanden, unter Mithilfe der ganzen Familie gestrichen, mit Erde befüllt und mit aus Samen selbst gezogenen Pflanzen begrünt worden. Paprika, Zucchini, Auberginen, Gurken, Kürbisse und mehr. Etliche Kilo Gemüse wurden dort schon geerntet und es werden bis zum Herbst noch einige dazu kommen – nur mit den Kürbissen könnte es jetzt nichts mehr werden.

Eine Frau war einfach so mit großer Tasche auf das Privatgrundstück marschiert und hatte sich fünf Minuten lang intensiv mit den Hochbeeten beschäftigt. Die deutlich sichtbare Kamera zum Schutz vor Einbrechern hatte sie dabei ignoriert. Der materielle Schaden ist minimal. Trotzdem riet das um Rat befragte Polizeirevier Ostend zur Anzeige, die von zwei jungen Beamten auch engagiert und akribisch aufgenommen wurde.

Viele Gärtner haben das schon erlebt

Allzu oft wird diese Art von geringfügigen Diebstählen nicht angezeigt, die Aussichten, die Täter zu finden, sind meistens gleich Null. Dabei wird offenbar auch in Stuttgart öfter als man denkt mit viel Herzblut gezogenes Obst und Gemüse aus Gärten und Höfen geklaut. Einem anderen Hobbygärtner im Osten wurden dieser Tage die reifen Tomaten gestohlen.

Sabine Metzger vom Bezirksverband der Gartenfreunde Stuttgart kann etliche solcher Geschichten erzählen. „Das kommt immer mal wieder vor“, weiß sie von den rund 5000 Mitgliedern des Verbandes in Stuttgart, die 3000 Parzellen in der Landeshauptstadt begärtnern. Da würden mit viel Engagement Tomaten gezogen, Obstbäume gepflanzt und regelmäßig geschnitten, Beerensträucher gehegt und gepflegt, Salat und Gemüse angebaut. Dann komme man am nächsten Tag zurück und freue sich auf die Ernte und stelle fest: Da fehlen drei Salatköpfe, da ist der Brombeerstrauch komplett abgeerntet, da sind alle reifen Zucchini weg. „Das ist in hohem Maß ärgerlich und frustrierend“, sagt Sabine Metzger. Sie kenne keinen Gärtner, der nicht gerne bereit wäre zu teilen und mal etwas zu verschenken, wenn er danach gefragt werde. Aber einfach so mitnehmen?

Auch die Wengerter kennen das Thema

Wenn es keine Anhaltspunkte für mögliche Täter gebe, werde die Polizei gar nicht erst gerufen, sagt die Vorsitzende des Gartenfreunde-Bezirksverbands. Sie rate den Mitgliedern, nach Möglichkeit „immer auch auf den Garten des Nachbarn“ mit zu achten. Und darauf, wer sich in der jeweiligen Kleingartenanlage aufhalte. Ansonsten sei man machtlos: „Diejenigen setzen sich einfach über Mein und Dein hinweg. Was sollen wir da machen?“

Bei der Stadt sind Obst- und Gemüsediebstahl kein großes Thema, nur das Gartenamt hat schon erlebt, dass frisch gepflanzte Blumen – wie etwa auch schon am Stöckachplatz – gestohlen wurden. Die Wengerter in der Landeshauptstadt kennen das Thema aber sehr wohl. In den Weinbergen werden nicht nur regelmäßig Trauben gestohlen – sondern manchmal auch in großem Stil Weinblätter.