Der Generationswechsel beim Dübelhersteller Fischer ist vorerst gescheitert. Klaus Fischer hat wieder die Führung übernommen.

Stuttgart - Vor wenigen Monaten sah es ganz danach aus, als ob der Generationswechsel beim traditionsreichen Dübelhersteller Fischer gelungen sei. Im Januar trat Jörg Klaus Fischer – der Enkel des legendären 92-jährigen Erfinders Artur Fischer – erstmals vor die Presse und betonte, wie gut das Verhältnis zu seinem Vater Klaus sei, wie sehr der den Sohn nun machen lasse und wie sehr der Sohn wiederum den Rat des Vaters schätze. Der Stabwechsel hatte ein Jahr zuvor in aller Stille stattgefunden.

 

Gestern nun erfolgte die Rolle rückwärts. Das Familienunternehmen aus Waldachtal teilte mit, dass Klaus Fischer (61) mit sofortiger Wirkung wieder den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen habe. Jörg Klaus Fischer (36), der bisherige operative Chef, „verließ das Unternehmen auf eigenen Wunsch“. Die Trennung sei einvernehmlich erfolgt. „Wir haben in den vergangenen Wochen feststellen müssen, dass unsere Vorstellungen im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens gravierend unterschiedlich sind“, begründete Klaus Fischer in der Pressemitteilung seine Rückkehr an die Spitze des Unternehmens. Fischer werde auch in Zukunft ein Familienunternehmen bleiben, daran gäbe es keine Zweifel, so Klaus Fischer.

Beim Thema Generationswechsel ist Klaus Fischer ein gebranntes Kind. Denn schon der letzte Generationswechsel in den achtziger Jahren lief nicht reibungslos. Die Anteilsübergabe von Artur zu Klaus Fischer zog sich über zehn Jahre hin.

Klaus Fischer wollte aus Fehlern lernen. „Ich habe kein Problem mit dem Loslassen“, wurde er im November zitiert. Er wisse, dass er nach dem Wechsel nicht mehr in den Betrieb hineinregieren könne. Um dies zu dokumentieren, überließ er dem Sohn sein Chefbüro und zog als Vorsitzender des Beirats ins Kundenzentrum. Der Sohn, der in Cambridge Volkswirtschaft und Philosophie studiert hat, werde seine Fehler machen und daraus lernen, so der Vater. Doch in der Praxis hat das Loslassen offenbar doch nicht funktioniert. Das Unternehmen äußert sich nicht im Detail zu den Meinungsverschiedenheiten zwischen Vater und Sohn. Beide seien aus Schwarzwälder Hartholz, meint ein Insider, vulgo: Dickschädel. Aus dem Umfeld des Unternehmens ist zu hören, dass ein Dissens über die richtige Vertriebsstrategie zum Bruch beigetragen haben könnte. Fischer verkauft seine Dübel sowie die anderen Produkte der Sparte Befestigungstechnik über den Fachhandel und Baumärkte und sei unter anderem durch den Künzelsauer Handelsausrüster Würth unter Druck geraten, der mit seinem Direktvertrieb einen aggressiven Expansionskurs fahre. Fischer hatte ebenfalls mit einem Direktvertrieb experimentiert, der Handel reagierte empört, daraufhin wurde der Direktvertrieb wieder eingestellt. Ein Hinweis darauf, dass es im Vertrieb geknirscht hat, könnte auch sein, dass Hans-Norbert Topp, der Vertriebsgeschäftsführer und Sprecher des Bereichs Befestigungssysteme, am vergangenen Freitag Fischer überraschend verlassen hat. Topp war früher Vertriebsvorstand des für seine freche Werbung bekannten Münchner Autovermieters Sixt und kam erst im Sommer 2011 zu Fischer. Jörg Klaus Fischer wollte mehr Marketing betreiben, bis hin zur Fernsehwerbung. Möglicherweise prallten hier im schönen Waldachtal zwei Welten aufeinander.

Reibungen könnte es, wie zu hören ist, auch in der Diskussion über die Zukunft der Autozuliefersparte gegeben haben. Sie ist das Kind von Klaus Fischer. Damit wollte er aus dem Schatten seines Vaters Artur treten. Lüftungsdüsen, CD-Boxen oder Becherhalter sind jedoch keine High-Tech-Produkte, für die ein Zulieferer dicke Margen bekommt. Jörg Klaus Fischer hatte im Januar eingeräumt, dass das Unternehmen in der Branchenkrise 2009 auf sehr brutale Art habe erfahren müssen, wie anfällig dieser Bereich sei. Die Geschäftsführung wolle den Bereich erhalten, aber das Risiko reduzieren, sagte er bei seiner Pressepremiere.