Die Genussmessen in diesem Jahr sind zumeist ausgefallen, nun orientieren sich die Messe-Mitarbeiter an den virtuellen Weinproben. Sie bringen und Geschmacksabo unter die Leute, samt Videos und Infomaterial auf allen Kanälen. Ein Interview mit Projektleiter Nikitas Petrakis.

Stuttgart - Die Hoffnung war da, eine einzige Messe, die Tisch und Tafel, traf terminlich einen passenden Punkt. Ansonsten aber wurde alles abgesagt, unter anderen die höchst populären Genussmessen wie die Slow Food. Nikitas Petrakis fand neue Wege, nun kommen die Aussteller mit Genusspaketen zu den einstigen Besuchern nach Hause.

 

Herr Petrakis, Sie haben seit neuestem vom Messeveranstalter zum Einzelhändler umgesattelt?

So gut es eben geht (lacht). Aber das ist lebensmittelrechtlich gar nicht so einfach, auch nach dem Messegesetz nicht. Deshalb haben wir einen Kunstgriff angewandt: Wir sind beim Geschmacksabo nur der Vermittler.

Das Geschmacksabo mit virtueller Begleitung klingt ein bisschen so wie virtuelle Weinprobe nur mit Feinkost?

Das ist richtig. Wir wollen nicht nur die Produkte präsentieren, sondern auch die Geschichte erzählen, die dahinter steckt. Letztlich wie auf der Messe Slow Food eben auch.

Und wie funktioniert das?

Wir machen Videos mit den Ausstellern und posten immer wieder über die sozialen Medien. Mit dem Geschmacksabo bringen wir unsere Veranstaltung auf der Messe zu den Leuten nach Hause. Wir reden mit den Ausstellern über Produktion und Zutaten, Reifegrade und unterschiedliche Zubereitungsweisen. Es gibt ja Geschmacksboxen noch und nöcher, wir wollten die besonders hochwertigen Produkte einfach auch ordentlich vermitteln.

Logistisch ist das sicher ein großer Aufwand? Aber Sie und Ihre Mitarbeiter haben ja Zeit?

Logisch haben wir Zeit. Aber der Aufwand ist schon groß. Wir haben zum Beispiel die Weihnachtsbox mit fünf Ausstellern. Wir sehen das ja als gemeinsame Aktion.

Für die Aussteller ist das wichtig, weil ohne Messen weniger läuft? Fallen denen Vertriebswege weg?

Die meisten von denen haben längst Onlineshops. Aber ja, auf die Slow Food kamen 70 000 Menschen, das ist schon eine ordentliche Zahl. Letztlich sehe das aber eher unter dem Gesichtspunkt von Marketing und Werbung. Und wir wollten einfach die Schnittstelle sein und die Leute zusammenbringen. Wir wollten damit auch sagen: Uns gibt es noch.

Damit die Leute im nächsten Jahr wieder auf die Messe strömen?

Da wäre ich mit Aussagen noch sehr vorsichtig. Was im April ist, weiß noch niemand. Da müssen wir alle wohl erst mal den Winter abwarten.