Ein neuer Standort für den geplanten SSB-Betriebshof sorgt bei einer Info-Veranstaltung im Bürgerzentrum für Erleichterung.

Hausen - Knisternde Spannung, fast ein Eklat – und dann eine Lösung, die alle verblüffte: Spannender hätte auch ein Krimi-Autor die Dramaturgie des Info-Abends zum geplanten Betriebshof der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) auf Weilimdorfer Gemarkung nicht anlegen können. Weil ein Standort nahe Hausen zuletzt der Favorit war, sollte den Bewohnern vor Ort nun Gelegenheit zur Information aus erster Hand und zur offenen Diskussion des Vorschlags gegeben werden.

 

Spannend in dem bis zur Galerie hinauf besetzten Bürgerzentrum machte es vor allem Volker Christiani, der Planungsleiter der SSB. Mehrfach hatte er seit Ende Januar im Bezirksbeirat sowie bei einer Info-Veranstaltung in der Lindenbachhalle die Pläne samt Standortvarianten vorgetragen. Im Zeitraffer ging Christiani nun mit einer Präsentation noch einmal das ganze Programm durch. Von der strategischen Notwendigkeit des Kapazitätsausbaus für das Stadtbahn-Netz, über die breite Standortsuche und die finale Fokussierung auf Weilimdorf, bis zu den verschiedenen Standorten, die bereits planerisch durchgespielt wurden. Vor allem über die intensiven Debatten im Bezirksbeirat hatte sich zuletzt der Standort „Südlich B295“ im Bereich der Fußgängerbrücke als bevorzugte Lösung herausgeschält. Nicht zuletzt, weil so auch eine Stadtbahn-Anbindung von Hausen realisierbar erschien.

Massive Einwendungen

Da ein Stadtbahn-Depot eine relevante Lärmquelle darstellt, vor allem während der Nacht, in der die Züge aus- und einrücken, hatte Christiani schnell massive Einwendungen auf dem Tisch. Als er den Standort nun im Bürgerzentrum als „lärmunproblematisch“ bezeichnete, kochte die Versammlung sofort hoch, sodass Bezirksvorsteherin Ulrike Zich als Versammlungsleiterin eingreifen musste. Christiani wiederum erklärte, dass die Anbindung für Hausen ideal wäre, räumte zwar „persönliche Betroffenheit“ von Bewohnern am Ortsrand ein, betonte aber auch, „dass die spezifischen Bereiche, in denen Lärm entsteht“, also vor allem in den Kurven, „abgeschirmt“ werden könnten. Er führte sogar noch das Plus von rund 2000 Fahrgästen an, bevor er dann die Katze aus dem Sack ließ: „eine neue Standortvariante bei Ditzingen-Ost“. Eine Nachricht, bei der im Saal das allgemeine Durchatmen mit Händen zu greifen war.

Demnach würde der Betriebshof an den Westrand des Gewanns Steinröhre platziert, direkt an der Grenze zum Ditzinger Gewerbegebiet Ost. Dieser Standort „Bei Ditzingen-Ost“ sei „geeignet“ und man werde den Gremien „empfehlen, mit dieser Variante weiter zu planen“. Das sei „eine platzsparende, schlanke Lösung, die von oben kommt, mit maximaler Distanz zum Wohngebiet“. Ein zusätzliches Plus: „Dass der Flächenverbrauch bei den landwirtschaftlichen Betrieben auf mehrere Schultern verteilt wird“.

Alternative sorgt für Erleichterung

Schon mit der ersten Wortmeldung war dann quasi die Luft raus, als Albert Dietrich, der auch eine Anwohner-Initiative von 140 Personen vertritt, erklärte: „Alle unsere Einwendungen gegen den anderen Standort sind hier nicht gegeben. Im anderen Fall hätten wir geklagt, hier werden wir das nicht tun. Ditzingen-Ost werden wir akzeptieren.“ Andere zeigten sich offen begeistert. Die Lärmproblematik blieb aber nicht außen vor, worauf Christiani sagte: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit vernünftigem Aufwand was G’scheites hinkriegen.“ Ausräumen konnte er auch die Sorge, dass bei einem Anschluss die Busverbindung ausgedünnt oder gar gestrichen werde. Als doch noch Zweifel geäußert wurden, ob Hausen überhaupt einen Stadtbahnanschluss brauche, sprang Martin Hechinger aus Stammheim in die Bresche. Er berichtete, wie der dortige Bürgerverein 15 Jahre lang für den Stadtbahnanschluss gekämpft hatte: „Der Anschluss mit Direktverbindung in die City ist für alle ein unheimlicher Zugewinn an Lebensqualität, ein Riesengewinn für den ganzen Stadtteil. Ich kann Ihnen nur gratulieren, wenn Sie einen Stadtbahn-Anschluss bekommen.“