Nachdem beim Infoabend in Hausen ein neuer Standortvorschlag für das SSB-Depot vorgestellt wurde, hat sich nun auch der Weilmdorfer Bezirksbeirat mit dem Thema befasst.

Weilimdorf - Kurz und bündig konnte es Volker Christiani diesmal machen, denn der Planungschef der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hatte ja zwei Tage zuvor in Hausen ausführlich dargelegt, wo nun der geplante neue Betriebshof für die Stadtbahn entstehen soll: direkt an der Gemarkungsgrenze zu Ditzingen, auf Höhe des dortigen Industriegebietes der Nachbargemeinde, also in maximal möglicher Entfernung von Hausener Wohnbebauung. Da der Stadtteil so eine entscheidende Reduzierung des Betriebslärmes erwarten kann, zudem einen direkten Stadtbahnanschluss bekommt, hatte es im Bürgerzentrum keinen weiteren Widerstand, sondern fast einhellige Zustimmung gegeben.

 

Dies griff Bezirksvorsteherin Ulrike Zich eingangs der Bezirksbeiratssitzung am Mittwochabend auf: „Damit hat die Debatte um den Standort eine Entwicklung genommen, die für Weilimdorf und speziell für Hausen eine ganz neue Perspektive eröffnet.“ Speziell der Anschluss für Hausen sei „ein großes Plus, über das man ernsthaft nachdenken muss“.

SSB verzichtet auf perspektivische Erweiterungsflächen

Christiani skizzierte nur kurz, was zu dieser Variante mit dem Arbeitstitel „Bei Ditzingen-Ost“ geführt hatte, mit diesen beiden Kernpunkten: Minimierung des Eingriffs in die regionale Grünzone, die als Kaltluft-Korridor fürs Klima der Gesamtstadt wichtig ist, sowie der Verzicht auf eine Querung und ein Zerschneiden der Ackerflur. In Hausen hatte Zich mit einem Halbsatz Einblick gegeben, was nicht zuletzt zur neuerlichen Standortvariante geführt hatte. Als die „Verteilung der Last des Felderverlustes“ für die Landwirtschaft angesprochen wurde, sagte sie: „So haben wir gesucht, und so haben wir diesen Standort gefunden.“ Nun ist nicht mehr ein einziger Landwirt Hauptbetroffener, wie bei allen vorherigen Varianten, was die Existenzbedrohung für die jeweiligen Betriebe wegnimmt. Nun trifft es fünf Bauernhöfe: je zwei aus Weilimdorf und Ditzingen sowie einen aus Korntal-Münchingen, mit einem Flächenverlust von 0,3 bis 1,2 Hektar. Die Kompakt-Variante habe aber einen Nachteil, merkte Christiani an: „Wir verzichten schweren Herzens auf perspektivische Erweiterungsflächen.“

Im Gremium, das die SSB in der vorherigen Sitzung wegen des Flächenverbrauchs in eine weitere „Optimierungsrunde“ zur Variante „Südlich B295“ geschickt hatte, brach nun fast einhellig Begeisterung aus: „Wir sind überglücklich über diese Standort-Wahl“, sagte Jürgen Raiser (Freie Wähler), worauf eine „Euphorie-Welle“ konstatiert wurde. Auch Gerhard Pfeifer (Bündnis 90/Die Grünen) bekundete „allgemeine Zustimmung, denn es ist die am ehesten verträgliche, sinnvollste Lösung“, was er ins Spannungsfeld von „Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und Schutz von Natur und Landschaft“ setzte. Denn klar sei: „Dieses Projekt kostet Fläche.“

Zustimmung zu neuem Standort

Peter Hanle (SÖS/Linke-Plus) fand den Plan „viel besser als alle vorherigen“. Seiner Meinung nach sei aber auch im Bereich Straßenäcker direkt an der B295 ein Betriebshof mit weniger Flächenbedarf in der Landschaft möglich“, was „ernsthaft geprüft“ werden solle. Und im Vorfeld hatte Rudolf Pfleiderer (Bündnis 90/Die Grünen) diesen Vorschlag mit einer Planskizze eingebracht. Jürgen Lehmann (CDU) stemmte sich dann gegen „die gefallene Euphorie-Kurve“: „Wir finden die neue Variante toll. Sie bringt den seit Jahrzehnten geforderten Anschluss von Hausen und minimiert den Eingriff in die Grünzone.“

Christiani begründete kurz, warum „Straßenäcker nicht geht“: „Sie liegt frontal und quer zur Grünzone und betrifft die Bundesstraße. Von den Zusatzkosten einmal abgesehen, glaube ich nicht, dass wir da das Einverständnis der Straßenbauverwaltung bekommen würden.“ Er habe sich mit diesem Vorschlag „nun länger aufgehalten als ich wollte“. Kurzum: „Ich bitte Sie, diese Variante einfach abzuhaken.“

Gegen das erbetene Votum für den Planungsvorschlag, und nur darum ging es, stimmten dann Pfleiderer und Frank Ebel (AfD). Der AfD-Mann hat seine Ablehnung nicht begründet und sich auch an der Debatte insgesamt nicht aktiv beteiligt. Im Gremium wurde danach ausdrücklich betont, dass eine „überwältigende Zustimmung“ vorliege. Christiani sah sich nun mit jenem „belastbaren Votum“ ausgestattet, das er für das anstehende Gespräch mit dem Regionalverband brauche. Denn ohne dessen Zustimmung gibt es keinen Eingriff in die Grünzäsur, auch keinen minimierten für die kompakte Lösung „Bei Ditzingen-Ost“. Christiani hofft, dieses Plazet „noch vor der Sommerpause“ zu bekommen.