Die ersten Recherchen der Schutzgemeinschaft Dittlau sind vorgestellt worden. Die Gegner des geplanten Baugebiets bei Göppingen-Faurndau werfen der Stadt vor, mit falschen Zahlen zu hantieren.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Zu Beginn dieses Jahres, nachdem die Stadt Göppingen darüber informiert hatte, bei Faurndau ein 25 Hektar großes Gebiet für rund 2000 neue Bewohner entwickeln zu wollen, haben Gegner des Projekts die Schutzgemeinschaft Dittlau (SGD) gegründet. Die SGD hat jetzt eine Bilanz ihrer bisherigen Recherchen vorgestellt. Diese decken sich nicht mit den Annahmen der Verwaltung. Vielmehr tauchen darin die Worte „irreführend“, „falsch“ und „geschönt“ auf – sowie zahlreiche Fragen.

 

Welche Vorwürfe stehen im Raum? Die Schutzgemeinschaft beklagt, dass die Stadt von Voraussetzungen ausgehe, die nicht zuträfen, mit Zahlen operiere, die so nicht richtig seien und diese gegenüber dem Gemeinderat, der Öffentlichkeit und den Medien kommuniziere, um damit die Notwendigkeit des Projekts zu unterstreichen.

Worauf genau hebt die SGD ab? Als Thomas Abraham von der Firma Empirica im April in einer öffentlichen Ratssitzung eine Wohnraumbedarfsanalyse für Göppingen vorgestellte, wurden sehr viele Zahlen transportiert. Die Empirica-Studie beruht dabei auf Prognosen, wie sich die Zahl der Haushalte in der Stadt bis zum Jahr 2036 entwickeln könnte. Unter dem Strich wird ein Gesamtbedarf von etwa 3000 „neuen“ Wohneinheiten angenommen. Im städtischen Mitteilungsblatt – und auch in der Presse – war daraufhin von 2900 „zusätzlichen“ Wohneinheiten zu lesen.

Was ist daran falsch? Auch wenn für den Laien die Worte „neu“ und „zusätzlich“ keinen allzu großen Unterschied machen, ist das – nicht nur nach den Recherchen der SGD – für die Experten etwas anderes. Thomas Abraham erklärt gegenüber unserer Zeitung, dass es eine quantitative und eine qualitative Neubaunachfrage gebe. „Quantitativ, das sind echte Neubauten aufgrund eines mengenmäßigen Zuwachses an Haushalten. Qualitativ heißt, dass Ersatz für bestehenden Wohnraum geschaffen wird, der nicht mehr den heutigen Anforderungen genügt“, sagt er. Legt man die von der Stadt kommunizierte Zahl 2900 zugrunde, sind nach den Empirica-Berechnungen, die, wie gesagt, auf Prognosen beruhen, nur 1340 „zusätzliche“ Wohneinheiten, also echte Neubauten, in ebenfalls echten, neuen Wohngebieten erforderlich.

Was folgert die SGD daraus? Da es in innerstädtischen Baulücken und an diversen Ortsrändern noch Platz für 500 Wohneinheiten gebe, reduziere sich der Bedarf auf 840 weitere Wohnungen und Häuser. Diese könnten auf bereits vorgesehenen großen Wohnbauflächen wie im Stauferpark realisiert werden. Das Problem dort: Auf dem ausgewiesenen Bauerwartungsland befindet sich zurzeit der Golfpark – mit einem Vertrag bis 2028. Die SGD befürchtet, dass das Areal Dittlau als Ersatz dienen soll, weil es sich die Stadt mit den Golfern im Stauferpark nicht verscherzen möchte.

Was hat die Stadt in den vergangenen sechs Monaten unternommen? Für das Dittlau wurden mehrere „vorbereitende Untersuchungen“ auf den Weg gebracht, darunter eine vertiefende Wohnraumbedarfsanalyse. Hinzu kommen ein Wertgutachten für die rund 200 Flurstücke, von denen nur zwölf Prozent der Stadt gehören. Außerdem sind ein Artenschutz- und ein Verkehrsgutachten in Arbeit. Bis zum Ende der Sommerferien werden zu all diesen Punkten die Ergebnisse erwartet. Ein ebenfalls notwendiges Lärmgutachten ist bis jetzt noch nicht beauftragt worden.

Wie steht es um das Sportgelände des FV Faurndau im Dittlau, das im Untersuchungsgebiet liegt? Wie die Stadt auf Anfrage erklärt, „wurde dem Fußballverein mitgeteilt, dass der Sportplatz am alten Standort verbleiben wird und der Bestand gesichert ist“. Das Nebeneinander mit der geplanten Wohnbebauung werde auch Inhalt eines Lärmschutzgutachtens sein.

Wie viele Gespräche zu einer möglichen Verkaufsbereitschaft der 200 Grundstücksbesitzer wurden schon geführt? Nach Auskunft der städtischen Pressestelle „gab es bisher viele Informationsgespräche, aber noch keine Verkaufs(bereitschafts)gespräche“. Die Grundstückseigentümer würden demnächst einen Fragebogen zur allgemeinen Mitwirkungsbereitschaft erhalten. Der Eindruck der bisherigen Gespräche sei positiv gewesen.

Was gibt es sonst noch Neues? Für eine sogenannte Entlastungsstraße durch den Öde-Wald werden laut der Stadt bereits Trassenuntersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse inklusive Beschlussvorschlag werden dem Gemeinderat vorgelegt. Zudem halte man, trotz der Zusage an den Fußballverein, an der geplanten Baugebietsgröße fest, da die untersuchten Flächen insgesamt 58 Hektar umfassten. Die 25 Hektar für 800 Wohneinheiten sollen der Stadt zufolge aber, wie vorgesehen, zwischen der B 10 und der jetzigen Kreisstraße nach Jebenhausen entwickelt werden.