Die Piloten der Lufthansa haben vor Gericht eine Niederlage erlitten und müssen vorerst wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Doch der Konflikt der Flugzeugführer mit dem Konzern ist damit keineswegs gelöst.

Frankfurt - Die Entscheidung des hessischen Landesarbeitsgerichts zum Verbot des Pilotenstreiks wurde von der Lufthansa-Spitze erwartungsgemäß begrüßt. Nun sei auch juristisch festgestellt worden, dass es der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nicht mehr um tarifliche Bestandteile gehe, sondern vor allem darum, den Aufbau einer Zweitmarke innerhalb des Konzerns zu günstigeren Konditionen zu behindern. „Wir sind nach wie vor bereit, mit der VC über alle offenen Tariffragen zu sprechen“, erklärte Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkers. Über unternehmerische Entscheidungen aber wie den Aufbau der Marke Eurowings von Österreich aus will sich das Management der Fluggesellschaft nicht von den Piloten hineinreden lassen.

 

Der Flugbetrieb wird sich trotz des Verbots von Mittwochmittag erst am Donnerstag normalisieren. Für Mittwoch bleibe es dabei, dass 1000 von 3000 Kurz- und Mittelstreckenflügen gestrichen würden, teilte die Lufthansa mit. Davon sind 140 000 Passagiere betroffen. Auch in Stuttgart wurden 14 der insgesamt 20 Flüge nach Frankfurt und München gestrichen. Seit Mitternacht bestreikten die Flugzeugführer die Deutschland- und Europaflüge der Kranich-Airline – insgesamt war es der 13. Streik in dem erbittert geführten Tarifstreit, der sich seit eineinhalb Jahren hinzieht. Die Unterinstanz, das Arbeitsgericht in Frankfurt, hatte den Antrag der Lufthansa auf einstweilige Verfügung am Dienstag noch abgelehnt. Doch das Landesarbeitsgericht Hessen folgte nun der Argumentation des Konzerns, dass der Streik nicht in erster Linie bessere Bedingungen der Piloten zum Ziel habe, sondern sich auch gegen den geplanten Billigflieger Eurowings richte. Das sei jedoch eine unternehmerische Entscheidung und nicht Gegenstand von Tarifverhandlungen.

Golf-Linie Emirates macht Druck

Es ist natürlich nur Zufall, dass ausgerechnet am kommenden Wochenende einer der stärksten Lufthansa-Konkurrenten, die Golf-Linie Emirates, in einem Einkaufszentrum nahe Frankfurt eine „Eis-Aktion“ startet; voraussichtlich bei spätsommerlichen Temperaturen werden kostenlos Eisportionen verteilt. Das ist keine große Aktion, mit der die Lufthansa scharenweise Passagiere verlieren wird, aber es ist bezeichnend, wie die Konkurrenz den größten europäischen Luftfahrtkonzern zunehmend unter Druck setzt. Bei Emirates leitet ein ehemaliger Lufthansa-Manager, Thierry Antinori, heute das Marketing – und kann aus dem Vollen schöpfen, um den Bekanntheitsgrad der Fluggesellschaft aus Dubai zu erhöhen. Antinori schließt Sponsoring-Verträge rund um die Welt ab. Bei der Lufthansa dagegen geht es vorrangig um Kostensenkungen, weil man Piloten, der Kabinenbesatzung und auch den anderen Angestellten des Konzerns mit knapp 120 000 Beschäftigten in der Vergangenheit Privilegien zugestanden hatte, die jüngere Unternehmen ihren Mitarbeitern gar nicht erst zugestanden hatten. Um bis zu 40 Prozent liegen die Kosten der Lufthansa daher über denen der Wettbewerber – und gleichzeitig sinken die Preise, der Druck auf die Gewinne steigt, die notwendigen Investitionen können nur noch mit großen Anstrengungen aus eigener Kraft gestemmt werden.

Aus diesem Grund will der seit Mai vergangenen Jahres amtierende Konzernchef Carsten Spohr gegensteuern und mit dem Ausbau der Eurowings sowohl im Europaverkehr als auch auf ausgewählten Langstrecken ein Angebot etablieren, bei dem die Lufthansa sowohl mit den Billigfliegern in Europa wie Ryanair oder Easyjet als auch mit den Golf-Airlines auf der Langstrecke mithalten kann.

Gegen Eilverfahren keine Berufung möglich

Die Gewerkschaft will das Urteil, gegen das im Eilverfahren keine Berufung möglich ist, zunächst prüfen. Dann werde die Gewerkschaft sehen, welche Konsequenzen daraus für den Fortgang des Arbeitskampfs gezogen werden müssen, sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl. „Trotzdem muss Lufthansa einsehen, dass man auf diese Art nicht die Probleme mit dem Personal lösen kann.“

Zuvor hatte die Gewerkschaft noch mit einer anhaltenden Streikwelle gedroht. Auch die anderen Gewerkschaften, mit denen der Konzern verhandeln muss, stehen dem neuen Billigkonzept skeptisch gegenüber, haben sich aber mit der Konzernspitze inzwischen auf einvernehmliche Lösungen einigen können.

Anfangs hatten die Piloten ihren Ausstand noch damit begründet, dass man in der Frage der Altersversorgung keine Einigung erzielen konnte. Davon jedoch sind die Sprecher der VC inzwischen abgerückt. Sie hatten zur Bedingung für weitere Tarifgespräche gemacht, dass die Lufthansa den Ausbau von Eurowings aussetzt, was der Konzern ablehnte.