Der Vater des Copiloten Andreas Lubitz zieht das Ermittlungsergebnis zum Germanwings-Absturz in Zweifel. Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf überzeugt er damit allerdings nicht.

Düsseldorf - Zwei Jahre nach dem Germanwings-Absturz mit 150 Toten haben Ermittler ihr Vorgehen gegen Kritik verteidigt. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft äußerte sich am Donnerstag zu Vorwürfen auch aus der Familie des Todespiloten Andreas Lubitz, der das Flugzeug den Ermittlungen zufolge gegen ein Bergmassiv gesteuert hat.

 

Der Vater des Copiloten, Günter Lubitz, der von ihm als Gutachter beauftragte Luftfahrt-Experte Tim van Beveren sowie ein Professor der Universität Halle hatten die Ermittlungen kritisiert. Ihre Einwände wurden am Donnerstag in der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlicht. Die Zweifel am Vorgehen und den Ergebnissen der Ermittler sollen an diesem Freitag auch Thema einer Pressekonferenz in Berlin sein.

Zum Vorwurf, die Staatsanwaltschaft hätte die Patientenakten von Andreas Lubitz nicht beschlagnahmen dürfen, weil ein Beschlagnahmeverbot vorgelegen habe, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa: „Es gibt einen entsprechenden richterlichen Beschluss. Im Rahmen von Todesermittlungsverfahren werden in Deutschland vermutlich täglich Patientenakten beschlagnahmt.“ Die Auffassung, dies sei nicht erlaubt, sei daher aus seiner Sicht abwegig.

Der Vater möchte das Bild des Sohnes korrigieren

Der Vorwurf, die Ermittler seien von einer durchgängigen depressiven Erkrankung und Behandlung seit 2008/2009 ausgegangen, sei schlicht falsch. „Das haben wir nie behauptet“, sagte Kumpa. Lubitz sei den Ermittlungen zufolge 2009 erfolgreich behandelt worden. Ende 2014 seien Symptome aufgetreten, die Indizien für eine neuerliche psychische Erkrankung seien.

Die behandelnden Fachärzte hätten diesmal aber keine Depression, sondern eine andere psychische Erkrankung diagnostiziert - ohne Suizidgefahr. Lubitz sei allerdings mit vergleichbaren Medikamenten wie 2009 behandelt worden. „Er stand unter derselben Medikation“, sagte Kumpa. Bei Gewebeproben sollen zwei Antidepressiva und ein Schlafmittel bei Lubitz nachgewiesen worden sein.

Günter Lubitz möchte nach eigenen Angaben das Bild seines Sohnes als „Massenmörder“ korrigieren. „Er war ein sehr verantwortungsvoller Mensch. Ein solches Verhalten passt einfach nicht zu ihm und seiner Persönlichkeit“, sagte er der „Zeit“.

Staatsanwaltschaft sieht keine Anhaltspunkte für andere Absturzursache

Dies sei „menschlich nachvollziehbar“, sagte Staatsanwalt Kumpa. Für die Staatsanwaltschaft steht dennoch fest: „Es gibt keine Anhaltspunkte für eine Absturzursache, die nicht auf absichtliches - mutmaßlich suizidales - Verhalten zurückzuführen ist“, sagte Kumpa, „etwa auf das Ausgasen von Bauteilen“.

Ähnlich sei dies mit einem Medienbericht über eine angebliche frühere Geliebte oder Freundin von Lubitz, „Maria W.“. „Es gibt eine Frau, die versucht hat, diese Geschichte bei mindestens zwei Medien unterzubringen. Ich bin aber überzeugt, dass diese Geschichte falsch ist“, sagte Kumpa. Für eine solche Beziehung habe man keine Hinweise entdeckt.

Am 24. März 2015 soll Copilot Lubitz den Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings gegen einen Berg in den französischen See-Alpen geflogen haben. Die Ermittler gehen von einer absichtlichen Tat und einem Alleinverschulden des Copiloten aus. Der soll den Chefpiloten aus dem Cockpit ausgesperrt, dann den Sinkflug eingeleitet und die Maschine auf Kollisionskurs programmiert haben.

An diesem Freitag, dem zweiten Jahrestag des Absturzes, will Lubitz seine Sicht der Dinge näher erläutern. Vertreter der Absturzopfer haben besonders den Zeitpunkt als „unverantwortlich“ und „geschmacklos“ kritisiert.