Am ersten Weihnachtsfeiertag hat es für die Bonobos, Gorillas und Orang-Utans im Menschenaffenhaus Bescherung gegeben: Im Advent hatten Besucher in einer Spendenaktion für sie Geschenke gepackt.

Stuttgart - Louis Schlotterbeck lacht. „Das da ist meins“, sagt er und presst seine kleine Nase an die Glasscheibe, die sich zwischen ihm und dem Gehege der Gorillas im Affenhaus der Wilhelma befindet. Genau davor steht das Päckchen, in hübschen Silberpapier eingewickelt, das der Kleine am dritten Advent mit seinen Eltern für Kibo gepackt hat, seinen Lieblingsgorilla in dem zoologisch-botanischen Garten. Und viele andere Zoobesucher taten es ihm am 16. und 17. Dezember gleich: Für eine Mindestspende von fünf Euro pro Päckchen stellten sie für den Menschenaffenschutz Geschenke zusammen.

 

Nun, am ersten Weihnachtsfeiertag, fand im Menschenaffenhaus die Bescherung statt – für die Gorillas, die Bonobos und die beiden Orang Utan-Damen Carolin und Moni, die dort seit Oktober untergebracht sind. „Wir wollten erst nur ein Päckchen machen für Kibo, dann wurden es letztlich drei“, so Louis’ Mutter schmunzelnd und erklärte, was sich darin befand: „Popcorn, Reiswaffeln, Rosinen, Apfelschnitze, das alles versteckt in Holzwolle, damit die Affen auch was zu suchen haben.“

Päckchen unter den Weihnachtsbäumen

Die fanden die Päckchen unter den Weihnachtsbäumen, die im Gehege aufgestellt wurden, und auch auf manchen der Balken. Dort verteilten sie die Pfleger, während im wellenförmigen Gang des Affenhauses in Fünferreihen junge Pärchen, Opas, Omas, Paps, Mamas und zahlreiche Kinder und Jugendliche darauf harrten, dass die Gorillas endlich wieder ins Gehege gelassen werden, um ihre Geschenke in Empfang zu nehmen. „Woher wissen die Tiere denn, welches Paket ihnen gehört?“, fragte jemand in der Menge, um zu erfahren: „Die wissen das doch nicht, die schnappen sich irgendeines.“

Und so kam es dann auch. Kaum waren die Pfleger draußen und die Gorillas drinnen, schnappte sich Familienoberhaupt Kibo unter mehreren Bäumen drei Päckchen auf einmal – und die anderen versuchten es ihm nachzutun. Auch das Auspacken ging recht schnell. Jeder hatte da seine eigene Technik. Während der eine das Päckchen aufbiss, riss es die andere schwungvoll mit der Hand auf. Ging das bei de Gorillas eher lautlos vonstatten, ließen die Bonobos – übrigens eine der größten Gruppen in einem Zoo – ihren Stimmbändern freien Lauf. Das Kreischen lockte noch mehr Besucher in die Richtung dieser Zwergschimpansen.

Keiner kommt zu kurz

Dort hatten sich längst die Kenner versammelt, die jeden der Bonobos beim Namen nennen konnten, dabei Bilder und Anekdoten ihrer Affenlieblinge austauschten. „Warum hat sich jetzt Bobali mit seinem Päckchen ins Eck zurückgezogen, die anderen sind schon fertig?“, wurde da gefragt – und fachkundig geantwortet: „Keine Angst, der kommt nicht zu kurz, der ist ein Genießer.“ Fast jede Woche sei sie bei den Bonobos, erklärte denn auch eine ältere Dame der Kennergruppe. „Die Tiere sind unglaublich, man muss den Zoo und das Aufzuchtprogramm unterstützen, daher finde ich diese Weihnachtsaktion super.“