Der VfB möchte den auslaufenden Vertrag mit seinem Sportdirektor Fredi Bobic verlängern, konkrete Gespräche aber erst in der Rückrunde führen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Während sich die zahlreichen Nationalspieler des VfB gestern weiter auf Länderspielreise befanden und der Trainer Bruno Labbadia daher nur mit dem Grüppchen der Daheimgebliebenen übte, nahm sich Fredi Bobic am Vormittag ein wenig Zeit für seine politische Bildung. Und so schaute sich der Stuttgarter Manager im Fernsehen die Auftaktrede der Kanzlerin Angela Merkel auf dem Leipziger Bundesparteitag der CDU an.

 

Bei weitem nicht alles, was die CDU-Frontfrau so sagte, hat Fredi Bobic dabei gefallen. Dennoch konnte der 40-Jährige ein wenig mit der Kanzlerin mitfühlen. Denn wie in der Politik, so werden auch in seinem Metier, dem Profifußball, beinahe sämtliche Entscheidungen sofort von der Öffentlichkeit inklusive der Medien analysiert und debattiert.

Nicht so einfach

„So einen Job wollte ich ja immer machen – auch wenn er oft nicht einfach ist“, sagt Fredi Bobic, der im Juli 2010 sein Amt angetreten hat und beim VfB einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012 besitzt. Weil auch Gerd Mäuser von der Arbeit seines zuweilen impulsiven Managers überzeugt ist, hat der neue VfB-Präsident bereits vor sieben Wochen das Gespräch mit dem ehemaligen Stürmer gesucht. Das Ziel: eine möglichst rasche Vertragsverlängerung mit Bobic. „Er macht einen super Job und hat tolle Transfers realisiert. Daran gibt es keinen Zweifel“, sagte Gerd Mäuser in der SWR-Fernsehsendung „Sport im Dritten“.

Tatsächlich hat der Manager auf dem Spielermarkt bislang ein gutes Auge bewiesen: Die von ihm geholten Tamás Hajnal, Shinji Okazaki, William Kvist, Maza und Ibrahima Traoré haben sich als Treffer erwiesen, während ihm der Flop Mauro Camoranesi zuzurechnen sind. Mögliche künftige Transfers nennt Bobic nun als Grund, weshalb er einen neuen Vertrag keinesfalls vor Januar unterschreiben will.

"Mein Schreibtisch ist voll"

„Ich habe grundsätzliche Bereitschaft signalisiert. Aber momentan ist mein Schreibtisch voll“, sagt Bobic, dem für sein weiteres Wirken beim VfB vor allem die sportliche Perspektive wichtig ist. „Es geht mir bei meiner Verlängerung nicht in erster Linie ums Geld, sondern um die Frage: Was ist bei diesem Verein, der für mich immer eine Herzensangelegenheit gewesen ist, künftig möglich.“

Schließlich ist es auch Gerd Mäuser nicht entgangen, dass seine sportliche Leitung, zu der neben Bobic der Trainer Bruno Labbadia zählt, unter dem wirtschaftlichen Druck beim VfB zunehmend aufstöhnt. So muss sich Bobic aktuell beim Transferpoker um den Torwart Bernd Leno neben seinem Kerngeschäft, nämlich von den Leverkusenern die maximal mögliche Ablöse zu erhalten, mit einer Zusatzfrage beschäftigen. Die lautet angesichts des anhaltenden Sparkurses: Wieviel Geld darf ich im Falle eines Leno-Transfers überhaupt in neue Spieler reinvestieren?

Labbadia ist für ein Bleiben des Managers

Bruno Labbadia spricht sich derweil klar für ein Bleiben des Managers aus. „Ganz unabhängig von meiner Person täte der Verein sehr gut daran, den Fredi zu halten“, sagt der 45-Jährige: „Er hat unter schwierigen Bedingungen einen guten Einstieg geschafft. Außerdem hat er neben den Transfers einiges auf den Weg gebracht.“ Beispiele seien die Umstrukturierungen in der Scouting- und der Jugendabteilung.

Anders als in der VfB-Ära unter dem Trainer Armin Veh und dem Manager Horst Heldt, die auch abends mal zusammen saßen, sind Bobic und Labbadia nicht die dicksten Freunde. „Ehe er mir das Vertrauen geschenkt hat, was mutig war, weil ich keine Erfahrung im Abstiegskampf besaß, hatten der Fredi und ich vor den ersten Verhandlungen ja gerade mal 30 Sätze miteinander gesprochen“, erzählt Labbadia. Doch man habe gut zusammen gefunden. „Wir haben jetzt eine tolle Basis“, sagt Labbadia, „außerdem rechne ich es dem Fredi sehr hoch an, dass er mir – anders als andere Exspieler auf der Managerposition – niemals in die Aufstellung reinredet.“