Lange haben Jürgen Rudloff und Michael Beretin geschwiegen. Sie reden nun nicht vor allem aus Reue, sondern weil die Justiz trotz knapper Ressourcen gründlich ermittelt hat, sagt StZ-Autorin Hilke Lorenz.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Geständnisse machen noch kein Urteil – erwartet wurden sie nach elf Verhandlungsmonaten dennoch mit Spannung. Lange haben zumindest zwei der Angeklagten, Jürgen Rudloff und Michael Beretin, sich mit ihrem vordergründig erfolgreichen Geschäftsmodell der sauberen Prostitution im Licht der Öffentlichkeit gesonnt, wurden gar hofiert.

 

Keine saubere Prostitution

Die zwei haben ihre Geständnisse im Prozess um Menschenhandel, Zwangsprostitution und Betrug in Europas angeblich größten Bordell, dem „Paradise“ in Leinfelden-Echterdingen, lange hinauszögert und präsentieren nun ein bisschen Wahrheit.

Denn ihre Erklärungen sind wohl eher den bisher zusammengetragenen Beweisen geschuldet, als der wirklichen Reue über das, was die beiden laut Anklage getan haben. Nämlich Gewalt und Zwang gegenüber den Frauen im Bordellbetrieb zumindest wissentlich geduldet, wenn nicht aktiv begünstigt zu haben. Was manche Verteidiger Verfolgungsfuror nennen, kann man auch als gründliche Ermittlungen werten – trotz knapper Ressourcen und Arbeitsüberlastung der Justiz.

Aber auch wenn die Beweggründe, nun endlich zu reden, durchschaubar sind, bringen die Erklärungen den Prozess dem Urteil wohl einen gehörigen Schritt näher. Denn sie sind das Anerkenntnis, dass das Versprechen von der sauberen Prostitution eine Lüge ist. Das ist eine Erkenntnis, die für das „Paradise“ gilt, aber auch über diesen Prozess hinauswirken könnte.