Klaus Brodbeck hat 2016 auf ökologischen Ackerbau umgestellt. Was das für seinen Betrieb bedeutet und welche Veränderungen das auf den Feldern mit sich bringt, hat er auf einer Rundfahrt erklärt. Auch der Verbraucher ist betroffen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Auch für einen routinierten Landwirt gibt es immer wieder Neues zu lernen. Zum Beispiel dann, wenn er auf Bio umstellt, so wie Klaus Brodbeck im Jahr 2016. Seitdem gelten für ihn deutlich strengere Vorschriften beim Düngen und beim Pflanzenschutz. Das hat Folgen.

 

Was eine durchdachte langfristige Fruchtfolge bringt

Ein Bio-Landwirt muss die Fruchtfolge anders und sehr langfristig planen. Sonst hat der Boden bald nicht mehr genügend Nährstoffe für die Pflanzen, die darauf wachsen sollen. Beim Düngen geht es vor allem um Stickstoff. Wenn der nicht künstlich zugeführt wird, muss er auf anderem Weg in den Acker kommen. Brodbeck hilft sich, indem er im ersten Jahr Klee anpflanzt. Im zweiten Jahr sät er dann ein Getreide, das einen guten Ertrag bringt, zum Beispiel Weizen. Doch dieser lässt nicht viele Nährstoffe zurück. Darum folgt danach eine anspruchslose Pflanze. Das kann Gerste sein oder Triticale. Letzteres ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen. Brodbeck verkauft die Ernte, denn Triticale wird größtenteils als Tierfutter verwendet. Das Stroh braucht er jedoch selbst für seine Pferde.

Welche Bedeutung Soja für die ökologische Landwirtschaft hat

Nicht weit von Brodbecks Triticale-Feld entfernt wachsen Bohnen. Das allein ist nichts besonderes, aber es sind Sojabohnen. Für den Möhringer Landwirt sind auch sie vor allem da, um den Boden zu düngen. Denn die Wurzeln der Sojapflanze bilden kleine Kügelchen. Das sind Stickstoffspeicher. Soja düngt also ganz biologisch, ähnlich wie Erbsen oder Buschbohnen. Sie alle gehören zur Familie der Leguminosen. Aus einem Teil der Sojabohnen macht Brodbeck Öl für seinen Hofladen. Den Großteil verkauft er aber als Futterpflanze an Betriebe mit Tierhaltung.

Was Bio-Landwirte gegen Schädlinge tun können

Bio-Anbau heißt auch, dass keine chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt werden dürfen. Was also tun gegen den Kartoffelkäfer, der auch Brodbecks Pflanzen wieder befallen hat? „Auch in der Bio-Landwirtschaft kommt man um Pflanzenschutz nicht herum. Sonst bleibt von den Pflanzen nichts übrig“, sagt der Landwirt. Er will in den nächsten Tagen ein Schädlingsbekämpfungsmittel auf pflanzlicher Basis einsetzen. Gemüse baut er in sogenannten kleinen Sätzen an. Das bedeutet, dass sich schmale Streifen mit Radieschen, Salat, Kohlrabi, Petersilie und anderen Sorten abwechseln. Wenn dann ein Gemüse von einem Schädling befallen wird, der nicht in den Griff zu bekommen ist, dann ist der Ernteausfall zumindest nicht ganz so groß.

Warum Bio-Landwirte auch viel im Büro sitzen müssen

Doch nicht nur auf dem Feld bringt die Umstellung auf Bio Veränderungen mit sich, sondern auch im Büro. „Wir müssen deutlich mehr kontrollieren und dokumentieren. Das ist vor allem in einem so vielfältigen Betrieb, wie wir es sind, ein großer Aufwand“, sagt Klaus Brodbeck. Er möchte nicht zurück zur konventionellen Landwirtschaft. Aber: „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich vielleicht anders an das Thema herangegangen.“ Denn insbesondere jetzt im Sommer würde er lieber auf dem Acker stehen, statt im Büro zu sitzen.

Wie die Bio-Produkte beim Verbraucher ankommen

Eigentlich liegt Bio voll im Trend. Immer mehr Menschen wollen genau wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Das beweist auch das große Interesse an den Gemeinschaftsgärten, die Brodbeck zusammen mit Meine Ernte anbietet. Doch Bio ist oft ein bisschen teurer. Brodbeck hatte sich mehr von der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft erhofft. Nun hat er den Eindruck, dass es oft eine Diskrepanz gibt zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Sagen und Tun. Hinzu komme, dass die Konkurrenz durch gut sortierte Bio-Märkte groß sei. Deren Angebot sei natürlich viel umfassender als bei ihm im Hofladen. „Wir kaufen nicht ständig zu. Bei uns gibt es eher saisonale Waren“, sagt der Landwirt und ergänzt: „Es läuft etwas schleppend an. Aber wir sind hoffnungsvoll, dass wir das Vertrauen der Kunden gewinnen.“