Der Mediziner und Kreisrat Günther Wöhler (SPD) mahnt Patientenansprache an und pocht auf mindestens 200 Betten.

Leonberg - „Wegen Personalmangel und Überlastung der Pflegekräfte fehlt oft die Zeit für ein Schwätzle“, weiß der Allgemeinmediziner und Kreisrat Günther Wöhler aus zahlreichen Erzählungen seiner Patienten. „Das aber belastet nicht nur die Kranken, sondern auch deren Angehörige.“ Mit einem Kommunikationskonzept, so der Arzt, könne sich Leonberg als kleines, aber feines Krankenhaus profilieren, in dem der Patient noch als Mensch wahrgenommen wird.

 

Suggerierter Waffenstillstand

„Dazu zählt auch zwingend ein Eingangsgespräch zu Beginn des Aufenthaltes und ein Entlassgespräch, in dem Erreichtes erklärt wird und in das Angehörige eingebunden werden“, fordert Wöhler. Das sei momentan nicht in ausreichendem Maße der Fall. Dass die Leonberger Klinik längst noch nicht über dem Berg ist, liegt für den Sozialdemokraten auf der Hand. Zwar seien die vom Landrat Bernhard ausgesprochene Bestandsgarantie, die angekündigten Investitionen in Höhe von rund 70 Millionen Euro und die aktuelle Neubesetzung der gynäkologischen Chefarztstelle „positive Zeichen“. Aber: „Sie suggerieren eine Art Waffenstillstand und verschieben die Ängste um das Krankenhaus in die fernere Zukunft, zumindest bis zum Start der Flugfeldklinik in Böblingen.“

Dabei sei die Annahme, „dass die Gefahr für unser Krankenhaus vom Start der Flugfeldklinik ausgeht, ein gravierender Denkfehler, durch den kostbare Zeit verloren geht.“ Werde doch die Zukunft der Leonberger Klinik schon jetzt in Stuttgart entschieden: Vor allem durch die vom Landessozialministerium geplante Reduzierung von derzeit 239 auf deutlich unter 200 Planbetten.

Unter der Woche ist das Haus voll

Zwar gibt der Klinikverbund Südwest die durchschnittliche Belegung in Leonberg mit 170 an. Doch diese Zahl spiegelt in den Augen Wöhlers nicht die tatsächliche Situation wider. Denn unter der Woche sei das Krankenhaus in der Regel voll.

Lediglich an den Wochenenden oder bei akutem Personalmangel sinke die Patientenzahl. Außerdem brauche jedes Krankenhaus einen Puffer bei der Bettenzahl. Mindestens 220 Betten hält der Mediziner für dringend erforderlich, um einen geordneten Betrieb zu gewährleisten. Problematisch sieht Günther Wöhler den Patientenabfluss nach Stuttgart, der zwar auch den Raum Böblingen/Sindelfingen betreffe, die Region Leonberg aber ganz besonders. „Eine medizinische Notwendigkeit gibt es hierfür meistens nicht.“

Mit Blick auf die medizinische Qualität braucht sich die Leonberger Klinik in Wöhlers Augen vor der Konkurrenz aus der Landeshauptstadt nicht zu verstecken.

„Der Klinikverbund hat seine Hausaufgaben gemacht und mit den Chefarzt-Neubesetzungen die fachliche Kompetenz gesichert“, lobt der Mediziner und Kreisrat. Die bessere Patientenansprache könne allerdings nur mit einer ausreichenden Personalstärke gewährleistet werden.

Zusammenspiel mit den Ärzten

Auch ein Zusammenspiel mit den hier ansässigen Medizinern hält der Sozialdemokrat für erforderlich. „Im Kontakt mit den niedergelassenen Ärzten muss die Klinik regelmäßig das eigene medizinische Angebot präsentieren, zum Beispiel in einem monatlichen Newsletter“, schlägt Wöhler vor. „Außerdem sollte man gezielt nachfragen, ob und wenn ja, welche Veränderungen gewünscht werden, damit das Haus empfohlen wird.“

Letztlich liege ein starkes Krankenhaus aber auch am Patientenverhalten. „Mit der Nutzung unseres Hauses können die Menschen die Belegungszahlen auf einem Level halten, damit Sozialminister Lucha nicht an dem Fakt vorbeikommt, dass es im Raum Leonberg Bedarf für ein qualifiziertes Krankenhaus mit mehr als 200 Planbetten gibt“, sagt Wöhler mit Blick auf den für die Gesundheitsversorgung zuständigen Ressortchef. Der Grünen-Politiker Lucha ist als Freund von Großkliniken bekannt.