Was tut sich auf dem Areal fürs künftige Gewerbegebiet südlich der Siemensstraße? Ein prüfender Rundgang.

Fellbach - Wenn’s mal wieder etwas länger dauert: Der einstige einprägsame Werbespruch eines Schokoriegelherstellers passt auch zur Fortentwicklung hiesiger Baugebiete. Wie in der gesamten Region hinken auch in Fellbach angesichts florierender Baukonjunktur diverse Projekte dem Zeitplan hinterher. Eine weitere Rolle spielen wohl auch personelle Unterkapazitäten im städtischen Baudezernat.

 

Ein Organisationsgutachten soll die Arbeitsabläufe verbessern

In der Fellbacher Lokalpolitik ist jedenfalls eine gewisse Unzufriedenheit spürbar. „Wir müssen Projekte, Maßnahmen und Investitionen auch mal zu Ende bringen, statt wie häufig immer mehr und neue Baustellen aufzumachen“, konstatierte etwa der Fraktionschef Ulrich Lenk (Freie Wähler/Freie Demokraten) in seiner Haushaltsrede. Ein Organisationsgutachten soll die Arbeitsabläufe verbessern.

Andererseits gibt es auch Gegenden in der Stadt, da kann man als Beobachter, erneut in Erinnerung an einen Schokoladenspruch, feststellen: Fellbach macht mobil. Wenn auch manchmal auf gut Schwäbisch „hälenga“, also versteckt, und nicht ganz so im Fokus wie die Neue Mitte Schmiden. Wir lenken den Blick auf ein Areal, auf dem seit Monaten Kräne stehen, dutzende Lastwagen täglich an- und abfahren, Bagger umherkurven. Es befindet sich grob beschrieben nördlich des Bahnhofs und südlich der Siemensstraße. Verdeckt wird das Gelände vom hohen SDK-Gebäude, von mehrstöckigen Wohnhäusern an der Fellbacher Straße oder dem Rexroth-Riegel im Nordosten.

Eher kurios wirkt allerdings, dass im westlichen Bereich an der Philipp-Reis-Straße vor allem Dreck und Schlamm zu finden sind

Ein kleiner Spaziergang über das rund 250 Meter breite und ebenso lange Gelände offenbart gleich mehrere Einzelprojekte mit deutlich unterschiedlichen Baufortschritten. Weit gediehen ist der Neubau der Süddeutschen Krankenversicherung SDK an der Lise-Meitner-Straße mit der ausgehobenen Grube für die geplante zweistöckige Tiefgarage.Weiter den Fußweg gen Norden geschlendert, folgt das „Gewerbegebiet Siemensstraße/Wohngebiet Fellbacher Straße“, so der offizielle Titel. Vor allem zum Gewerbegebiet kann man sagen: Es geht voran – getreu dem schon vor Jahren formulierten Ziel, dieses „Flächenpotenzial in Angriff zu nehmen“. Der Asphalt auf der Ost-West-Verbindung ist aufgebracht, am Ende der neuen Stichstraße ist eine großzügige Wendemöglichkeit für Lastkraftwagenfahrer um die längliche Verkehrsinsel herum fertig. Eher kurios wirkt allerdings, dass im westlichen Bereich an der Philipp-Reis-Straße vor allem Dreck und Schlamm zu finden sind. Der Grund für die Verzögerung: Im dortigen kleinen Häuschen war bis vor Kurzem eine Familie mit Wohnbedarf untergebracht, für die eine neue Unterkunft gesucht wurde. Mittlerweile ist dies erfolgt, das von Gerümpel gesäumte Gebäude wird abgebrochen.

Die Vermarktung läuft in einigen Monaten an

Bei der Stadt Fellbach ist man angesichts der kaum noch vorhandenen Gewerbeflächen jedenfalls froh, dieses Areal entwickeln zu können. Die Vermarktung läuft in einigen Monaten an, bis die ersten Firmengebäude stehen, dürften aber noch zwei oder gar drei Jahre vergehen. Noch länger wird es dauern, bis auch die geplante Wohngebäude östlich davon auf dem ehemaligen Gelände der Gärtnerei Schönemann stehen. Hier, entlang der Fellbacher Straße, realisiert die Firma BPD (Bouwfonds Property Development) als Bauträger ein neues Wohngebiet mit neun Häuser mit insgesamt 124 Wohneinheiten. Für die Vermarktung ist die Firma Projektbau Pfleiderer aus Winnenden zuständig – die auf ihrer Homepage das Gelände als „Schönemanns“ bezeichnet. Seit einigen Tagen steht ein Kran auf der dortigen Erde. Zwischen Gewerbe- und Wohnbebauung liegt im Übrigen noch eine weitere Freifläche – hier gibt es Überlegungen der Helmut-von-Kügelgen-Schule für einen Neubau samt Sporthalle, ohne dass zuletzt auf lokalpolitischer Ebene öffentlich darüber diskutiert worden wäre.

Deutlich am weitesten gediehen ist jenes Vorhaben, das man bei der Fortsetzung des Spaziergangs gen Norden auf der anderen Seite der Siemensstraße in Augenschein nehmen kann: „Wohnen für alle“ heißt das Projekt des Siedlungswerks Stuttgart. Im Herbst sollen hier Mieter und Eigentümer einziehen können.