Die Verkehrsplaner wollen das Körschtal in Stuttgart-Möhringen teils für Autofahrer sperren. Dafür gibt es viel Kritik. Insbesondere die Menschen auf dem Fasanenhof fürchten noch mehr Verkehr auf ihren Straßen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Die gute Nachricht zuerst: Das Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Das bringt Arbeitsplätze und höhere Steuereinnahmen. Aber davon abgesehen sieht die Ist-Analyse verheerend aus. Etwa 6000 Fahrzeuge wollen morgens in das Gewerbegebiet hinein und abends wieder raus. „Die derzeitige Straßenanbindung ist ungenügend. Das Knotensystem B27/Heigelinstraße/Schelmenwasenstraße ist regelmäßig überlastet.“ So formulierte es Andreas Hemmerich vom Stadtplanungsamt im Bezirksbeirat. Im Klartext heißt das: Stau. Die Autoschlange sei an manchen Nachmittagen 600 Meter lang und länger, das entspreche etwa 100 Fahrzeugen und mehr, sagte Hemmerich. Insbesondere im Feierabendverkehr, zunehmend aber auch in den Morgenstunden wird der Kreisel zum Nadelöhr.

 

Das Problem am Nachmittag sind die Autos, die von der B 27 kommend am Fasanenhof rausfahren und durch den Kreisel hindurch ihren Weg in Richtung Landhauskreuzung fortsetzen. So wird der Kreisel blockiert, die Menschen aus dem Gewerbegebiet können nicht einfahren, weil die Autos im Kreisel Vorfahrt haben. Ampeln am Kreisverkehr, die den Verkehr von der B 27 im Bedarfsfall zurückhalten sollten, brachten aber nichts. Denn so entstand ein Rückstau auf der Bundesstraße. Das ist gefährlich und rief schnell das Regierungspräsidium auf den Plan. Mehr als ein Jahr lang haben die städtischen Verkehrsplaner nun getüftelt, wie es gehen könnte.

Verwaltung stellt fünf Varianten vor

Herausgekommen sind verschiedene Varianten einer Sperrung des Körschtals für die Autofahrer. Denkbar wäre eine Sperrung auf Höhe der Körsch, sodass die Autofahrer zumindest noch ins Wohngebiet Fasanenhof fahren könnten. Denkbar wäre aber auch eine Sperrung direkt unter der B-27-Brücke. Dann könnte man aus dem Gebiet Schelmenwasen kommend nur noch auf die Bundesstraße fahren. Zudem haben die Experten überlegt, ob sie die Straße jeweils in beide Richtungen sperren oder nur in Richtung Landhauskreuzung. Eine weitere Möglichkeit ist, dass alle Autofahrer, die von der B 27 kommen zunächst in das Gewerbegebiet gelenkt werden und dort eine Art Strafrunde drehen müssen, bevor sie durch den Kreisverkehr in Richtung Körschtal fahren dürfen.

Hemmerich und seine Kollegen präferieren eine Sperrung der Kurt-Schumacher-Straße nur in Richtung Landhauskreuzung, und zwar so, dass die Autofahrer aus dem Gewerbegebiet zumindest noch ins Wohngebiet Fasanenhof kommen. Das würde die Kapazität des Kreisverkehrs um 150 bis 200 Fahrzeuge in der Stunde erhöhen, so die Berechnungen.

Was heißt das für das Wohngebiet?

Den Menschen auf dem Fasanenhof und auch den Bezirksbeiräten gefällt diese Lösung aber ganz und gar nicht. Sie fürchten, dass die Autos dann alle durch das Wohngebiet rollen. Zwar haben die Verkehrssimulationen der Experten ergeben, dass sich der meiste Verkehr auf die B 27 verlagern würde. Die Betroffenen sind sich da aber nicht so sicher.

Und es gibt noch weitere Probleme. So würde sich zum Beispiel die Einkaufssituation der Menschen im Wohngebiet östlich der Kurt-Schumacher-Straße verschlechtern. Sie kämen mit dem Auto zwar noch auf direktem Weg ins Einkaufszentrum am Europaplatz. Auf dem Rückweg müssten sie aber große Umwege in Kauf nehmen. Das sei schwachsinnig, sagte Fabian Ripsam (CDU). Axel Brodbeck (Freie Wähler) verwies darauf, dass alle Menschen, die über den Fasanenhof ausweichen, dann über die Lohäckerstraße weiterfahren müssten. Und die sei noch immer nur ein besserer Feldweg – ein weiteres Dauerärgernis im Stadtbezirk. Christian Brugger-Burg (Piraten) erklärte, dass die Auffahrt Fasanenhof auf die B 27 Richtung Möhringen eine der kürzesten in ganz Deutschland sei. Das könne gefährlich, werden, wenn dort künftig deutlich mehr Autos fahren müssen. Im Bezirksbeirat zeichnete sich eine Präferenz für die Lösung mit der Ehrenrunde durch das Gewerbegebiet für die Autos von der B 27 ab, insbesondere die CDU sprach sich dafür aus.

Eine bauliche Lösung dauert

Das Stadtplanungsamt hat auch eine bauliche Erweiterung des Kreisverkehrs untersucht. So könnte die Kapazität des Knotenpunkts noch einmal deutlich erweitert werden. Aber diese Lösung dauert, Die Stadt müsste dazu erst Planrecht schaffen und Flächen der anliegenden Gewerbebetriebe kaufen. Eine Sperrung des Körschtals ließe sich hingegen bereits im kommenden Jahr umsetzen.

Teil des neuen Verkehrskonzeptes ist auch eine Neuordnung der Parkplätze. So soll mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden. Darüber hinaus verwies Hemmerich ausdrücklich darauf, dass mehr Menschen mit Bus und Bahn kommen müssen, um das Problem zu lösen. Darum werde der öffentliche Personennahverkehr in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Und die Stadt unterstütze Betriebe dabei, ihre Mitarbeiter zum Umstieg auf Bus und Bahn zu motivieren, zum Beispiel mit Jobtickets.

Entschieden ist noch nichts. Der Umwelt- und Technikausschuss beschäftigt sich morgen mit dem Thema. Für den 3. Dezember ist ein Termin mit den Unternehmern im Gewerbegebiet vorgesehen.