Die Andeutung von neuen Streiks durch die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) sorgt für Empörung des Verkehrskonzerns SWEG in Baden-Württemberg.

Seit der Übernahme der maroden früheren Abellio-Gesellschaft durch die Südwestdeutsche Landesverkehrsgesellschaft (SWEG) hat die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) offenbar ein Druckmittel gegen den landeseigenen Konzern gefunden. Denn die SWEG hat einen Tarifvertrag mit Verdi abgeschlossen, ihre Tochter SBS – einst Abellio Rail Baden-Württemberg – hat aber Tarifverträge mit der GDL, Verdi und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Das führt zu unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und Löhnen – und ermöglicht den Spaltpilz.

 

Geschäftsführer spricht von „Missbrauch“

Mit Empörung hat die SWEG-Führung am Montag auf einer Pressekonferenz auf Äußerungen der GDL reagiert, dass man für diese Woche erneut einen Streikaufruf vorbereite. Fahrgäste sollten sich über die elektronischen Fahrplanmedien vor Fahrtantritt informieren. „Der konfrontative Kurs der GDL ist völlig unverständlich“, sagte SWEG-Chef Tobias Harms. In den Verhandlungen für ein Tarifwerk der SBS fordere die GDL einen Konzerntarifvertrag, was jedoch auf Arbeitgeberseite gar nicht zur Diskussion stehe und auch nie stand. Auch verlange die GDL nun die steuerfreie 3000-Euro-Einmalzahlung für jedes ihrer Mitglieder. Harms: „Damit missbraucht die Gewerkschaft die Diskussion der Bundespolitik zur Inflationsprämie, um ihren Machtanspruch durchzusetzen.“

Rückwirkend zu Januar 4,8 Prozent mehr Lohn

Rund 350 der 1800 SWEG-Mitarbeiter im Konzern gehören zur SBS. In intensiven Gesprächen habe man ihnen Bedenken genommen, dass eine „langfristige Verschmelzung“ der SBS mit dem SWEG-Konzern negative Folgen für sie haben könne und dies in einer „Stuttgarter Erklärung“ auch festgehalten. Damit sei ein Hauptgrund für eine Streikbereitschaft der SBS-Mitarbeiter vom Tisch, so Harms. „Es gibt keine Zweiklassengesellschaft im Konzern.“ Verbesserungen würden alle erhalten. Auch alle SBS-Beschäftigten erhielten rückwirkend zum 1. Januar um 4,8 Prozent höhere Monatsentgelte und höhere Zulagen nachts und an Sonn- und Feiertagen.