Model, Moderatorin und 2016 kurzzeitig die größte Frauenrechtlerin, die jemals bei „Germanys Next Topmodel“ dabei war: Gina-Lisa Lohfink hat nun auch einen eigenen Song veröffentlicht. Warum man ihre Reime ruhig ins Dadaistische einordnen kann, kommentiert Carina Kriebernig.

Stuttgart - Gina-Lisa Lohfink – das 1986 im hessischen Seligenstadt geborene Model hat eine beachtliche Trash-TV-Bilderbuchkarriere hingelegt: Die ehemalige Arzthelferin nahm an diversen regionalen Schönheitswettbewerben teil, schaffte es in die dritte Staffel von Heidi Klums Castingshow „Germanys Next Topmodel“, war Richard Lugners Promigast am Wiener Opernball, kochte beim Promidinner, war im TV-Dschungel und drehte Amateurpornos, bevor sie sich fast von Frederic von Anhalt adoptieren ließ.

 

Erst kürzlich flimmerte sie nackt im RTL-Trashformat „Adam sucht Eva“ über die bundesdeutschen Bildschirme – und verlobte sich sogar mit Teilnehmer Antonio. Bei all dem Trash darf man nicht vergessen, dass Lohfink noch vor ein paar Jahren eine Debatte zur Verschärfung des Sexualstrafrechts angestoßen hatte, das sogar Familienministerin Manuela Schwesig zu einer Stellungnahme veranlasste.

Gina-Lisa darf das!

Was also fehlt noch in Gina-Lisas Leben? Musik! Mit ihrem neuen Song „Boulevard“ rechnet die schlagzeilenträchtige Lohfink mit all den Medien ab, die ihre Karriere immer wieder mit heißer Luft, Skandälchen und Aufmerksamkeit aufblasen. Das Musikprojekt wurde von einem deutschen Team produziert und vermutlich auch getextet, das Video erinnert mit den Luxusschlitten – es ist lustigerweise auch ein Daimler-Lkw zu sehen – ihren Klamotten und dem Gehabe stark an Prolo-Hip Hop der frühen 2000er-Jahre – und Gina-Lisa reimt so unerbittlich, wie es sonst nur Kay One oder Fler hinkriegen.

Text-Kostprobe gefällig? „Ich geb’ keinen Fick, hol’ mir die Krone zum Schluss! 2.0 Gina-Lisa, auf Straße die Diva, nicht adoptiert, trotzdem Queen, ja. Kauf dir weiter Boulevard, ja. Ich laufe auf ihm mit Louboutins, ja.“ Oder: „Falsche Titten, echtes Herz, super Arsch!“

Auch die Bildsprache des Videos lässt nichts aus: Zerbrochene Spiegel, Einblicke in ihre Pumps-Sammlung und sogar ein Baseball-Schläger sind zu sehen. In einer anderen Einstellung räkelt sich Lohfink auf einem Teppich aus zerfledderten Boulevard-Magazinen.

Ist ihre musikalisches Machwerk nun selbstironisch? Kreidet sie tatsächlich deutsche Boulvardmedien an? Wohl kaum, denn sonst hätte Deutschlands größte Boulevard-Zeitung nicht beim Dreh des Musikvideos mitfilmen dürfen. Wir verzeihen es Gina-Lisa trotz der schlechten Reime – zumindest kommt sie im Video selbstbestimmter daher als in diversen TV-Formaten und für die eine oder andere Zielgruppe gilt sie vielleicht sogar als feministisches Vorbild.